Zu Besuch in der Biomasseanlage zwischen Wackernheim und Essenheim

Nachrichten Essenheim | Die Biomasseanlage Essenheim befindet sich im Ober-Olmer Wald zwischen Wackernheim und Essenheim. Mit Hilfe von 15 Mitarbeitern wird dort der Bioabfall aus Mainz sowie den Landkreisen Mainz-Bingen und Donnersberg zu hochwertigem Kompost verarbeitet und vergärt. Boost your City war vor Ort, um mehr darüber zu erfahren.


Das Material wird zerkleinert und homogenisiert

Die Fahrzeuge der Entsorgungsbetriebe, die den Bioabfall anliefern, werden bei der Einfahrt und Ausfahrt gewogen um die Differenz und somit das Volumen der angelieferten Menge zu bestimmen.

Auch Privatpersonen können maximal ein Kofferraumvolumen mit Biomüll kostenfrei abgeben, größere Mengen werden berechnet. Der Abfall wird dann in einer Lagerhalle von den Anlieferern abgeladen. Auch Grünschnitt und Gartenabfälle werden angenommen. Da liegt das maximum bei einer Anlieferung pro Tag bei einem Maximalgewicht bis zu 200 Kilogramm.

Im ersten Schritt wird der Bioabfall in einer Mühle zerkleinert und homogenisiert. Das bedeutet, dass verschiedene Lieferungen von Grünschnitt und Bioabfall vermischt werden, um eine homogene Masse zu erhalten. In diesem Schritt werden auch mit einem Magnetabscheider metallische Gegenstände entfernt.

In Fermenter-Tunneln gärt das Material

Anschließend wird die Masse mit einem Radlader in sogenannte Fermenter Tunnel gefüllt. Diese Tunnel sind 30 Meter tief, fünf Meter hoch, fünf Meter breit und fassen ein Volumen von bis zu 350 Tonnen. Das Material bleibt dann 20 bis 21 Tage in den Tunneln und gärt dort. Bei der Gärung tritt Flüssigkeit aus, die Perkolat genannt wird. Diese Flüssigkeit wird aufgefangen und dem Gärgut von oben wieder zugeführt, um den Gärungsprozess zu beschleunigen. Bei der Vergärung entsteht ein Biogas, das kontinuierlich abgesaugt und in einem Biogasspeicher zwischengelagert wird.

Eingesetzt wird das Biogas zur Strom- und Wärmeerzeugung in einem Blockheizkraftwerk. Der erzeugte Strom wird zur Versorgung von rund 2.000 Einfamilienhaushalten ins öffentliche Netz eingespeist. Es müssen zu jeder Zeit mindestens fünf Tunnel befüllt sein, um ausreichend qualitativ hochwertiges Gas zu produzieren und das Blockheizkraftwerk zu betreiben.

Ein großes Problem ist jedoch der Kunststoff im Biomüll der unachtsam mit in die Biotonnen geworfen wird. Großmengen an Plastik müssen aussortiert und vom Biomüll getrennt werden. Das aussortierte Material wird dann in eine Müllverbrennungsanlage gefahren und entsorgt.



Das Material verrottet 21 Tage lang

Das Material wird nach dem Gärungsprozess dann einige Tage in einem Dekompaktierer gelagert, damit es sich absetzen kann. Anschließend wird es über ein Förderband in sogenannte Rotte-Tunnel eingefüllt. Insgesamt gibt es 13 Rotte-Tunnel mit einem Fassungvermögen von jeweils 320 bis 350 Tonnen. In einem der ersten Tunnel findet eine Form der Aerobisierung statt. Dabei wird dem Material Feuchtigkeit hinzugefügt, um den enthaltenen Bakterien einen Grundstoff zum Arbeiten zu geben. Dieser Prozess dauert vier bis fünf Tage.

Anschließend wird das Material in einen anderen Rotte-Tunnel umgefüllt. Dort wird dem Material in bestimmten Zeitintervallen auch Luft zugeführt, damit die Bakterien Leben und arbeiten können. Durch diese Bakterien zersetzt sich das Material, wobei eine natürliche Wärme von 60 bis 70 Grad entsteht. Bei diesen hohen Temperaturen sterben die Bakterien nach einigen Tagen ab und vernichten sich somit selbst. Nach fünf bis sieben Tagen wird das Material in einen weiteren Rotte-Tunnel umgelagert. Dort kühlt es ab und trocknet. Der gesamte Prozess der Verrottung dauert 21 Tage.

Ein Kreislauf entsteht

Am Ende des gesamten Prozesses entsteht ein hochwertiger und möglichst keimfreier Kompost, der konstant Nährstoffe abgibt. Somit entsteht ein Kreislauf, in dem man möglichst viel von dem was man der Natur entnimmt wieder zurück gibt. Der Kompost kann von Bürgerinnen und Bürgern direkt bei der Biomasseanlage in Essenheim gekauft werden.