Die hessische Landeshauptstadt hat ein neues Kulturangebot: Der „Jugendstil-Pfad“ führt zu den bedeutendsten Bauwerken, Kunstwerken und Orten dieser Epoche. Der Rundgang richtet sich an Gäste und Einheimische, die den Jugendstil in Wiesbaden entdecken möchten – von prachtvollen Fassaden und Kirchenmalereien bis zu kunstvollen Innenräumen und historischen Villen.
Von der Wiesbadener Innenstadt bis zu verborgenen Juwelen
Der Kulturspaziergang ist eine gemeinsame Initiative des Kulturamts Wiesbaden, des sam – Stadtmuseum am Markt und des Museums Wiesbaden. Er verläuft zentral durch die Innenstadt und bezieht auch Stationen außerhalb des Stadtkerns ein, darunter die Sektkellerei Henkell und die Trauerhalle am Wiesbadener Südfriedhof.
Startpunkt des Pfads ist die Schwalbacher Straße. Die Route führt vorbei an der Wartburg, dem Pressehaus und hinauf zur Kaiser-Friedrich-Therme am Kranzplatz, deren Reliefs zu den Höhepunkten des Wiesbadener Jugendstils zählen. Auch die Fassade des ehemaligen Palast Hotels erinnert an den Glanz der Grandhotels der Jahrhundertwende.
Weitere Stationen sind die Drei-Lilien-Quelle, der „Muschelsaal“ in der Gartenhalle des Kurhauses und eine Präsentation im Stadtmuseum, die das Leben in der Zeit des Jugendstils veranschaulicht. Ein besonderer Höhepunkt ist die Jugendstilsammlung Ferdinand Wolfgang Neess im Museum Wiesbaden mit über 500 Exponaten aus allen Kunstgattungen. Der Weg endet im Stadtzentrum mit einem Besuch der Lutherkirche, die mit Wandmalereien und Goldschmiedearbeiten beeindruckt.
Für weitere Entdeckungstouren empfiehlt sich der Besuch entlegenerer Orte wie der Trauerhalle am Südfriedhof, der Sektkellerei Henkell oder privater Villen im Dambachtal und in der Bingertstraße.
Weiterer Zugang zur Stadtgeschichte
„Der neue Jugendstil-Pfad macht eindrucksvoll sichtbar, wie diese internationale Kunstströmung das Gesicht Wiesbadens mitgeprägt hat. Mit diesem neuen Kulturangebot schaffen wir einen weiteren Zugang zur Stadtgeschichte und laden Gäste wie Einheimische dazu ein, Wiesbaden mit offenen Augen neu zu entdecken“, sagt Jörg-Uwe Funk, Leiter des Kulturamtes.
Auch Dr. Peter Forster, Kustos der Jugendstilsammlung Ferdinand W. Neess, begrüßt das Projekt: „Dank der Sammlung Ferdinand Wolfgang Neess im Museum Wiesbaden wurde der Jugendstil in Wiesbaden endlich wieder sichtbar und wahrnehmbar. Das vom Museum initiierte und von der gesamten Stadtgesellschaft gestaltete Jugendstil-Jahr 2019 hat gezeigt, wieviel Jugendstil in der Stadt vorhanden war und heute immer noch sichtbar ist. Der ‚Jugendstil-Pfad‘ dient auch der Erforschung jener Objekte, die wir heute noch gar nicht bewusst wahrnehmen.“
Dr. Vera Klewitz, Kuratorin der Sammlung Nassauischer Altertümer im Stadtmuseum, betont die historische Bedeutung: „Als Ausdruck lebensreformerischer Ideen blieb der Jugendstil für das Wiesbadener Stadtbild und seine Gesellschaft bis Anfang der 1930er Jahre prägend – mitunter von der Wiege bis zur Bahre. In Wiesbaden wurden gesamtgesellschaftliche Themen wie die Rolle der Frau, Sinnhaftigkeit traditioneller Normen oder Ausdrucksformen von Religionen schon früh neu verhandelt. Architektonisch war der Jugendstil Ausdruck einer aufgeklärten Elite – oft als Ornament im Fassadenschmuck oder als Innenausstattung. Dennoch besitzt die Stadt private Jugendstil-Juwele wie die Villen in der Bingertstraße und im Dambachtal. Zu meinen persönlichen Highlights öffentlicher Jugendstil-Gebäude zählen die Trauerhalle auf dem Südfriedhof, die Lutherkirche und das Kaiser-Friedrich-Bad.“
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