Die Arbeiten zur Renaturierung des Wellritzbaches oberhalb vom Kurt-Schumacher-Ring stehen kurz vor dem Abschluss: Schon bald wird sich hier ein Bach entwickeln, der sich durch die Wiesen schlängelt, in dem kleine und größere Steine und Kiesbänke für abwechslungsreiche Strömung sorgen und so einer Vielzahl von Wassertieren Lebensraum bieten.

Die Ufer werden dicht von auetypischen Gräsern Blumen, Sträuchern und Bäumen bewachsen sein, und nach jedem stärkeren Regen wird die Landschaft ein bisschen anders aussehen. Etwas Zeit wird man der Natur aber noch lassen müssen, um sich in dem renaturierten Bereich auszubreiten.

Wellritzbach in neuem Gewässerbett

„Die Landeshauptstadt Wiesbaden unternimmt große Anstrengungen, um ihre Fließgewässer wieder in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen,“ erklärte Umweltdezernent Andreas Kowol anlässlich der Umleitung des Wellritzbaches in sein neues Gewässerbett am Donnerstag, 24. Oktober. „Hier im Wellritztal wird dem Bach mit der Renaturierung die Möglichkeit gegeben, künftig wieder selber aktiv zu werden und sich seinen Weg zu bahnen“, so der Dezernent.

Kowol stellt das Ergebnis der Renaturierung vor, die zugleich auch die Gestaltung des Landschaftsparks Wellritztal umfasst. „Am Beispiel des Wellritzbaches sieht man, was in Kooperation zwischen Stadt und Land entstehen kann. Das Land unterstützt die Stadt Wiesbaden bei diesem Projekt mit Fördermitteln in Höhe von 630.000 Euro aus dem Programm Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz“, erklärte Kowol und erläuterte die Komplexität der Maßnahmen am Wellritzbach: „Vor Beginn der Arbeiten Anfang des Jahres waren sämtliche Bäume und Wurzeln im Baubereich auf Fledermausquartiere und überwinternde Kleinsäuger untersucht worden.

60 neue Bäume

Die rund fünfzig Gehölze, die entfernt werden mussten, ersetzen künftig mehr als sechzig neue Bäume und Sträucher. Die umfangreichen Erdarbeiten wurden bodenökologisch begleitet, um die wichtigen Funktionen der Böden so wenig wie nötig zu beeinträchtigen.“ Ein großes Becken – ein sogenannter Geschiebefang – und ein kleiner Sedimentationsteich, die regelmäßig gereinigt werden, sorgen dafür, dass mitgeschwemmtes Material nicht in die unterirdische Spülleitung gelangt, durch die der Wellritzbach ab dem Kurt-Schumacher-Ring unter der Stadt hindurch zum Salzbachkanal geleitet wird.

Seit Mitte des letzten Jahrhunderts verlief das Gewässer kilometerweit in einer starren Betonrinne, bevor das neue Bachbett jetzt im unteren Tal naturnah angelegt wurde. Eingebaute Störsteine aus grobem Taunusquarzit unterstützen die Ausbildung einer vielfältigen Gewässerstruktur. Die Uferbereiche sind mit einer Startbepflanzung versehen, so dass die Vegetation sich selber entwickeln kann. Die Entstehung einer gewässertypischen Tier- und Pflanzenwelt wird so gefördert und ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt vor Ort geleistet.

Alte Betonrinne soll verschwinden

Dabei soll das Tal gleichzeitig erlebbar bleiben. „Das Wellritztal ist einer der wichtigsten Grünzüge der Stadt und reicht bis an die dicht bevölkerte Innenstadt. Es spielt für die Naherholung eine wichtige Rolle“, führte Andreas Kowol aus. „Durch die Anlage neuer Zuwegungen von der Klarenthaler Straße aus, die Einrichtung eines Kinderspielbereiches und die Ausstattung mit Fußgängerbrücke und Bänken wollen wir diesem Bedarf Rechnung tragen“.

Bereits heute ist sichtbar, wie der renaturierte Wellritzbach in einigen Jahren aussehen soll: Denn 2005 wurde ein weiterer Abschnitt im Rahmen eines Pilotprojekts zwischen der Stadt Wiesbaden und der Hochschule RheinMain umgestaltet. Heute bietet der als Fließgewässer-Lehrstrecke genutzte Bereich das Bild eines ursprünglichen Bachs. Noch bis Ende des Jahres dauern die abschließenden Arbeiten im Wellritztal an. Bis dahin werden die alte Betonrinne verschwunden und die neuen Pflanzungen angelegt sein. Die Eröffnung des Tals für die Bevölkerung ist noch in diesem Jahr geplant.