Mainz
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Die Grünen und die Linke der Mainzer Neustadt begrüßen die Entscheidung des Ortsbeirats Mainz-Neustadt, die Pfitznerstraße in Martin-Büsser-Straße umzubenennen. Damit soll ein gemeinsamer Vorschlag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE umgesetzt werden.


„Die Erinnerung an Martin Büsser lebendig halten“

„Mit der Benennung der Straße nach Martin Büsser aktualisieren wir das Benennungskonzept des Musikerviertels in der Neustadt und zeigen, dass populäre Musik einen gleichberechtigten Stellenwert in unserer Kultur neben klassischer Musik hat“, sagt Martin Becker, Ortsbeirat B90/DIE GRÜNEN. Clara Wörsdörfer ergänzt: „Im Vorfeld zur Sitzung haben uns einige Zuschriften erreicht, die unseren Vorschlag begrüßen. Wir freuen uns, dass wir mit der Benennung einen Nerv getroffen haben, die Erinnerung an Martin Büsser lebendig zu halten.“

Auch die Linke-Stadtratsfraktion begrüßt diesen Schritt, weil er zeigt, dass queere und LSBTQ-freundliche Positionen in Mainz anerkannt und gewürdigt werden.

Ortsbeirats- und Stadtratsmitglied Martin Malcherek erklärt dazu:

„Martin Büsser, 12.2.1968 bis 23.10.2010, war ein Mainzer Musikjournalist, Verleger, bildender Künstler, Musiker und Musikveranstalter. Neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit besteht sein Werk darin, Kunst in ihrer ästhetischen, politischen und gesellschaftlichen Bedeutung zu analysieren, zu erschließen und zu beurteilen. Martin Büsser hat dabei immer eine progressive, emanzipatorische Perspektive eingenommen und bereits in den Neunzigerjahren Queer- und LSBTQ-Positionen in den popkulturellen Diskurs eingebracht. Er hat sexistische und homophobe Tendenzen in der Pop-Kultur dabei genauso thematisiert, wie er bereits 2006 auf faschistische Unterströmungen bei Xavier Naidoo hingewiesen hat. Was wir von Büsser heute noch lernen können, ist der kritische Umgang mit Kunstwerken, mit Musik und dem dazugehörigen Diskurs.“

„Wir begrüßen die Namenswahl auch deshalb, weil Büssers Werk nach wie vor erhältlich ist und rezipiert wird. Wer in Zukunft über den Straßennamen stolpert, kann sich schnell und umfassend informieren. So vermeiden wir, dass im Straßenbild Säulenheilige aufgebaut werden, die keine echte Auseinandersetzung ermöglichen, weil ihr Werk unbekannt oder nicht verfügbar ist. Zudem senden wir ein Signal an die aktiven Künstler:innen und Intellektuellen in Mainz: Die Verwaltung bekommt mit, was Ihr leistet, und honoriert das“, so Martin Malcherek weiter.

„Strahlkraft weit über Mainz hinaus entfalten“

Der stellvertretende Ortsvorsteher Sigi Aubel ergänzt: „Martin Büsser schlägt im Komponistenviertel die Brücke ins 21. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund seines Werkes war das biologische Geschlecht von Martin Büsser für uns zweitrangig. Eine Martin-Büsser-Straße kann zusammen mit dem Ventil-Verlag in der Boppstraße und der Emde Gallery in der Richard-Wagner-Straße ein Dreieck ästhetischer Theorie im Sinne Adornos werden – ein notwendiges Gegengewicht zur Gentrifizierung, die wir dort erleben. Das kann Strahlkraft weit über Mainz hinaus entfalten.“