Neue Aorteneinheit („Aortic Unit“) an der Universitätsmedizin Mainz geht an den Start. Spezielles Versorgungsangebot für Patienten mit Erkrankungen an der Hauptschlagader – medizinisch und organisatorisch alles aus einer Hand. Zum 1. Juli hat die Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Universitätsmedizin Mainz eine neue Aorteneinheit in Betrieb genommen. Auf der neuen Spezial-Station werden alle Patienten mit akuten oder chronischen Erkrankungen der Hauptschlagader von einem interdisziplinären Team betreut und behandelt.

Die Hauptschlagader – im Fachjargon Aorta – verläuft im vorderen Brustkorb, im hinteren Brustkorb und im Bauch. Akute und chronische Erkrankungen dieses Gefäßes stellen immer eine besondere interdisziplinäre Herausforderung dar, da sie potentiell lebensbedrohlich sind. „Die Patienten benötigen eine hochdifferenzierte, effizient organisierte Betreuung, die auf typische Nebenerkrankungen wie Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, Herzschwäche und angeborene Bindegewebsschwäche Rücksicht nimmt, die auf das Blutdruckmanagement und andere hämodynamische Faktoren konzentriert ist und die eine rasche Koordination zweckmäßiger Diagnostik und Therapie verlangt“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Christian-Friedrich Vahl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. „Bisher waren die Patienten auf verschiedenen Stationen der Universitätsmedizin verteilt und die Entscheidungsprozesse wurden über Konsildienste organisiert. So waren die Ansprechpartner bei akuten Fällen nicht immer eindeutig definiert.“

Mit der Eröffnung der „Aortic Unit“ werden alle Aortenpatienten auf einer spezialisierten Station aufgenommen. Hier stehen vier Intensivpflegebetten Betten, sieben Telemetrie-Betten und acht Normal-Betten zur Verfügung. Spezialisierte Fachärzte für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie und speziell ausgebildete Pflegekräfte betreuen die Patienten. Das Aortenteam entwickelt für jeden Patienten ein individuelles diagnostisches und therapeutisches Konzept. Zum Team gehören Spezialisten für die aufsteigende Aorta mit der Aortenklappe (Prof. Dr. Vahl), für Aortenbogenchirurgie (OA Dr. Daniel Dohle), für endovaskuläre Aortenchirurgie (OA Dr. Hazem El Beyrouti), für Gefäßchirurgie (Prof. Dr. Bernhard Dorweiler), für Thoraxchirurgie (Prof. Dr. Ulrich Hake) und für Patienten mit Marfansyndrom, einer Bindegewebsschwäche, die neben dem Herz-Kreislauf-System das Skelettsystem, die Haut und die Augen betreffen kann (Marfansprechstunde: OA Dr. Marco Doemland). Dieses Team arbeitet eng mit anderen Kliniken und Bereichen der Universitätsmedizin Mainz zusammen – etwa mit der Angiologie, der Kardiologie, der Radiologie oder der Neurologie.

Die Einrichtung einer „Aortic Unit“ wurde erforderlich, nachdem die Nachfrage nach aortenchirurgischen Leistungen in den letzten zehn Jahren kontinuierlich und dramatisch zugenommen hat. Wurden im Jahr 2005 in Mainz 13 akute Typ-A-Dissektionen versorgt, waren es im Jahr 2016 bereits 82 dieser hochkomplexen Patienten. Die elektive Aortenchirurgie der vorderen Hauptschlagader stieg von 10 Fällen in 2005 auf mehr als 100 Fälle im Jahr 2016. Im Bereich der offenen Aortenbogenchirurgie und der Implantation innovativer komplexer Prothesen (EVITA, eine Kombination aus Gefäßstütze für die absteigende Aorta und Gefäßprothese, in die die Kopf-Arm-Gefäße und die vordere Hauptschlagader eingenäht werden) nimmt Mainz inzwischen mit 46 derartigen Operationen in den zurückliegenden zwölf Monaten in Deutschland die Spitzenposition ein. Auch die endovaskuläre Therapie von Bauchaortenaneurysmen hat in Mainz stark zugenommen. Mit diesem gesamten Therapiespektrum bei der Behandlung von Aortenerkrankungen „aus einer Hand“ ist die HTG-Chirurgie der Universitätsmedizin Mainz deutschlandweit besonders stark aufgestellt – die neue „Aortic Unit“ ist die erste Einrichtung dieser Art in Europa.

Weitere Informationen:

Eine neu eingerichtete 24 Stunden-Hotline (Tel: 06131 17-2911) steht für Anfragen und Aufnahmen von Aortenpatienten rund um die Uhr zur Verfügung

Ebenfalls neu eingerichtet wurde ein ärztliches Sekretariat (FOÄ Dr. Lena Brendel), welches unterstützt vom Patientenmanagement (Monika Lanskoy, Tel. 06131 17-2106) für alle Anfragen (von Ärzten und Patienten) in der Kernarbeitszeit zusätzlich zur Verfügung steht.