Die Mainzer SPD bittet die Bundesregierung, die jetzt gebildet wird, den sechsspurigen Ausbau der Autobahn A643 zwischen dem Dreieck Mainz und der Anschlussstelle Mainz-Mombach zu überdenken. Das hat die Partei am vergangenen Freitagabend (01. Oktober 2021) beschlossen, wie der kommissarische SPD-Vorsitzende Dr. Eckart Lensch mitteilte. Die Weisung für den Ausbau solle zurückgenommen werden, heißt es in dem Beschluss weiter. Die frühere Überlegung, wonach die Standstreifen für eine temporäre Freigabe ertüchtigt werden sollen, solle dagegen wieder aufgegriffen werden.


Erhalt vor Ausbau

Ihre Bitte an die neue Bundesregierung begründet die SPD damit, dass sich an den Argumenten, die gegen einen Ausbau sprechen, nichts geändert habe. Die Autobahn führe durch ein Naturschutzgebiet von europäischem Rang. Das Rhein-Main-Gebiet sei hochindustrialisiert und von großer Mobilität geprägt. Dadurch werde es einerseits zu einer außerordentlich wirtschaftsstarken Region, es zähle zur Spitzengruppe in der Europäischen Union und erbringt enorme Leistungen. Andererseits sei es gerade dadurch eine Region, die starken Umweltbelastungen ausgesetzt sei, die die Lebensbedingungen der Menschen berühren. Beim Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und bei der Bewältigung der Klimakrise sei die Gestaltung der Mobilität ein wichtiger Faktor. Ziel müsse es mit Blick auf den Autoverkehr sein, die bestehende Infrastruktur zu erhalten, nicht jedoch auszubauen. Das Motto solle grundsätzlich lauten: Erhalt vor Ausbau. Ziel müsse es weiter sein, andere Verkehrsträger wie den Schienenverkehr für Personen und Güter, den Öffentlichen Personennahverkehr oder den Radverkehr zu ertüchtigen.

Neue Entwicklungen

Die Corona-Pandemie habe einige Veränderungen mit sich gebracht, die zum Teil von Dauer sein können. Es sei damit zu rechnen, dass auch nach dem Ende der Pandemie viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zumindest einen Teil ihrer wöchentlichen Leistungen von zu Hause aus erbringen werden. Dies lasse eine Reduzierung der Nachfrage nach Mobilität und damit auch einen nachlassenden Druck auf die Straßen erwarten. Aber selbst wenn die Nachfrage nach Mobilität im Rhein-Main-Gebiet nicht sinken, sondern durch Zuzug in Städte wie Mainz sogar noch steigen sollte – die Nachfrage könne nicht mehr vom Individualverkehr alter Prägung aufgefangen werden.