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Das Frühjahr 2020 wird auch Thorsten Mühl vermutlich nicht so schnell vergessen: Keine 24 Stunden seien vergangenen gewesen, erinnert sich der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Mainz, und sein Haus habe die ersten Anträge von Unternehmenskunden bearbeitet, die sich um das Geld aus den vom Bund beschlossenen Hilfsprogrammen beworben haben. Nach 72 Stunden sei das erste Geld geflossen.

Die Pandemie hat den Banker vor allem in der ersten Jahreshälfte beschäftigt. Die Sparkasse Mainz sieht er dabei als „regionalen Stabilitätsanker für eine verlässliche Versorgung der Bevölkerung und des heimischen Mittelstands mit Finanzdienstleistungen“. Liquidität war dabei das Schlüsselwort.

Sein Haus selbst sei mit einem „stabilen“ Ergebnis durch das Pandemiejahr gekommen. Das Betriebsergebnis vor Bewertung überschreite mit 18,3 Millionen Euro das „zufriedenstellende Niveau“ des Vorjahres um rund 100 000 Euro. Die Durchschnittsbilanzsumme steige um 11,6 Prozent auf jetzt 2,621 Milliarden Euro.

12,3 Prozent mehr an Ersparnissen

Pandemie und Lockdown haben das Geschäft aber verändert. Die Kundeneinlage ist um 12,3 Prozent größer geworden. Eine direkte Folge des Lockdowns. Viele haben weiter so gut verdient wie vorher, hatten aber keine Möglichkeit es für Konsum auszugeben. Also sparen sie es.

Thorstand Mühl, Chef des Vorstands der Sparkasse Mainz. Foto: Sparkasse Mainz

Klingt erstmal gut für eine Bank. Sie verfügt über mehr Geld, um Geschäfte zu machen. Doch angesichts der Nullzinspolitik ist es auch eine Herausforderung, anvertrautes Geld zu vermehren. Entsprechend ist der Provisionsüberschuss der Sparkasse Mainz um 1,4 zurückgegangen – liegt aber immer noch über dem Ergebnis von 2018.

Kreditgeschäfte sind aber weiter möglich, teilt die Sparkasse mit. Der Bereich sei um 6,0 Prozent gewachsen. Wobei der Wohnungsbau und die Mittelstandsfinanzierung die Treiber seien. Diese Bereiche hätten vor allem in der zweiten Jahreshälfte eine wichtige Rolle gespielt.

Warten auf Insolvenzen

Für das angebrochene Jahr sieht Mühl Aufgaben auf die Sparkasse Mainz zukommen: Der digitale Service müsse ausgebaut werden, Investitionen ins Filialnetz liefen. Doch vor allem das Geschäft werde es sein, das schwerer wird: „Es wird im Nachgang der Pandemie verstärkt zu Insolvenzen kommen“, sagt Mühl.

Wie stark die Insolvenzwelle werde, sei noch nicht absehbar. Wobei es nicht nur Grund zu Pessimismus gebe: Viele Unternehmen der Region hätten sich einen finanziellen Puffer erarbeitet, der ihnen durch die Krise helfen könnte. Auch hänge viel davon ab, wie lange die Maßnahmen noch anhielten: „Wir begleiten diesen Prozess bereits jetzt sehr intensiv“, sagt Mühl.

Möglich ist, dass die Sparkasse Mainz mit der aus Worms-Alzey-Ried stärker zusammenarbeiten wird. Am Ende dieses Prozesses könne auch eine Fusion stehen: „Die Entscheidung hierüber obliegt naturgemäß den Trägern der Institute und wird derzeit in konstruktiven Gesprächen für die Verwaltungsräte vorbereitet“, sagt Mühl.

Gelebte Solidarität

Insgesamt sind die Zeiten für Banken schwierig. Das gelte für das Haus auch in seiner Funktion als Arbeitgeber: „Im gesamten Jahr 2020 mussten wir die Abläufe in unserem Geschäftsbetrieb immer wieder der sich schnell verändernden Lage anpassen“, berichtet Michael Weil vom Vorstand der Sparkasse. Home Office oder Hygienekonzepte hätten den Alltag bestimmt. Wobei Weil eine „gelebte Solidarität zwischen Kundschaft und Belegschaft“ sieht, die geholfen habe, die Zeit zu überstehen.

Michael Weil vom Vorstand der Sparkasse Mainz. Foto: Sparkasse Mainz

Insgesamt muss die Sparkasse sparen. Das gelinge auch, berichtet Weil. Die Sachkosten habe das Haus um 3,1 Prozent senken können, die Personalkosten um 2,4 Prozent. So seien die Verwaltungskosten insgesamt um 2,6 Prozent zurückgegangen.

Am Ende steht ein Jahresüberschuss von 2 Millionen Euro. Das bedeutet allerdings ein Rückgang von 4,8 Prozent. Wobei die Eigenkapitalquote am Ende des Jahres bei 15,8 Prozent stand. „Das ermöglicht uns auch in den Folgejahren ein stabiles Wachstum im Kreditgeschäft“, teilt Mühl mit.