Die Liebelle, Beratungsstätte für Sexualität und geistige Behinderung in Mainz-Hechtsheim, bietet ab sofort ein psychotherapeutisches Angebot speziell für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung. Das Angebot ist unabhängig von der Regelversorgung der Krankenkassen und kostenfrei.

„Wir wollen mit dem Angebot Menschen mit geistiger Behinderung den Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung erleichtern. Zum einen gibt es kaum Therapieplätze für diesen Personenkreis und für die wenigen Plätze sind die Wartezeiten oft sehr lang“, so Petra Hauschild, Projektleiterin der Liebelle. „Wir freuen uns daher sehr, dass wir mit Katrin Schwibinger eine erfahrene Therapeutin für diese Arbeit gewinnen konnten“.

Individuell angepasste Therapiekonzepte

Bei der Psychotherapie in der Liebelle handelt es sich um ein niedrigschwelliges Angebot. Es bietet den Erstkontakt zur Ermittlung des Bedarfs (Beratung oder Therapie), bis zu zwölf Stunden Akutbehandlung, individuell angepasste Therapiekonzepte sowie Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Psychotherapie-Angebot bzw. die Weitervermittlung an eine*n niedergelassene*n Psychotherapeut*in.

Das Psychotherapie-Angebot steht allen erwachsenen Menschen mit einer geistigen Behinderung offen. Auch deren Eltern und Angehörige sowie Betreuer*innen können sich an die Liebelle wenden, wenn sie für ihr Kind bzw. den betreuten Menschen einen Bedarf sehen und Fragen haben.

Die Therapie findet in den Räumen der Liebelle in Mainz-Hechtsheim statt. Die Räume sind barrierefrei. Termine können telefonisch oder per E-Mail vereinbart werden. Alle Informationsmaterialien gibt es auch in Leichter Sprache.

Deutlich erhöhtes Risiko

Menschen mit einer geistigen Behinderung haben im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung ein deutlich erhöhtes Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken. „Probleme in Beziehungen, bei der Sexualität und in einer Partnerschaft können für alle Menschen Auslöser für seelische Leiden sein.

Für Menschen mit einer geistigen Behinderung stellen sie mitunter jedoch eine größere Herausforderung dar“, erläutert die Therapeutin Katrin Schwibinger. „Aufgrund fehlender kognitiver Strategien, die es erlauben, mit emotional schwierigen Situationen umzugehen, kann es schneller zu einer emotionalen Überforderung.

Zur Liebelle

Die Liebelle ist eine bundesweit bisher einmalige Beratungs-, Bildungs- und Forschungsstätte für das Thema „Sexualität und geistige Behinderung“ mit Sitz in Mainz.

Das Thema Sexualität von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung ist nach wie vor ein Tabuthema. Mit der Vermittlung eines positiven Zugangs zu Liebe, Partnerschaft und Sexualität möchte die Liebelle Menschen mit geistiger Behinderung darin unterstützen, ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung wahrzunehmen. Auch die Prävention von sexualisierter Gewalt ist ein wesentlicher Bestandteil. Die Liebelle bietet hierzu Beratung, Therapie und Bildungsangebote, auch für Angehörige, Schulen und Fachkräfte.

Die Liebelle ist ein Projekt der in.betrieb gGmbH Gesellschaft für Teilhabe und Integration und des pro familia Ortsverbandes Mainz e.V. Sie wurde 2015 mit Unterstützung der Aktion Mensch aufgebaut. Seit Mai 2018 wird die Liebelle für drei Jahre von der SKala-Initiative gefördert. SKala ist eine Initiative der Unternehmerin Susanne Klatten in Partnerschaft mit dem gemeinnützigen Analyse- und Beratungshaus PHINEO.

Weitere Infos zur Arbeit von Libelle auf der Webseite