Was macht ein Sender, der an die großen Blockbuster-Filme nicht rankommt – und sie sich auch gar nicht leisten kann? Er macht die Not zum Programm, setzt mit Oliver Kalkofe und Peter Rütten zwei der lustigsten Deutschen vor den Bildschirm und lässt sie über den auf Tele 5 gezeigten „Scheißfilm“ lästern. Mit Erfolg. Ab dem 14. August läuft die Sommerstaffel von SchleFaZ – nun werden die Zuschauer also mit den Folgen 111 bis 116 gequält.

Auf YouTube arbeiten sich manche daran ab, Folgefehler in Filmen aufzuzeigen. Etwa wenn der Star den Sticker links am Hemd trägt und nach dem Schnitt plötzlich rechts. Anfänger. Das ist nichts im Vergleich mit dem, was in SchleFaZ-Filmen zu sehen ist. Es braucht härteren Stoff, um aus einem Film einen Scheißfilm zu machen:

Darsteller, die auf der Flucht vor einem Sturm sind, der dann schlicht vergessen wird und ausfällt. Eine Geisel, die sich in einem dschungelartigen Gelände ein Schießduell mit ihren Entführern liefert, obwohl ihre Wohnung und die nächste Polizeistation nur einen kurzen Fußmarsch entfernt liegen. Zwei Pubertierende, die genüsslich Revue passieren lassen, wie sie ihre betäubte Betreuerin missbraucht haben. Oder Karl Dall.

Was Tele 5 unter dem Stichwort SchleFaZ so zeigt, täte weh, wären da nicht Kalkofe und Rütten, die beiden nehmen gekonnt auseinander, was da Furchtbares zu sehen ist. Kaum ein anderes deutsches Comedy-Format weist einen Wortwitz auf, der gleichermaßen hart wie geschliffen ist. Die Kostüme, in die beide schlüpfen, tun ein übriges.

Der weibliche Karl Dall

Für die Sommerstaffel haben die SchleFaZ-Macher Perlen aus dem untersten Regal der Videotheken herausgekramt. Etwa Rock Aliens mit Pia Zadora. Ihr Name steht in Sachen Musikalität und mimisches Talent für eine besondere Art von Qualität – so wie der von Karl Dall. In Rock Aliens begeben sich Außerirdische auf die Suche nach der Quelle der Rockmusik – klingt nach einem SchleFaZ, ist ein SchleFaZ.

Die meisten Filme, die Kalkofe und Rütten besprechen, waren mal ernst gemeint. Und teilweise Publikumserfolge. Wie der Sexszenen-Zusammenschnitt „Lass jucken, Kumpel“, der in den 70er Jahren Millionen Zuschauer im Kino und in den 80er Jahren immer noch Millionen Zuschauer vorm Privatfernsehen versammelte. Hier war die schlechte cineastische Qualität gewollt – wer sich den Film ansieht, dem geht es um was anderes.

Bei anderen Filmen lief schlicht etwas schief. Auch weil Geld für eine ordentliche Produktion fehlte. Etwa bei „Dollman“. Ein Weltraum-Dirty-Harry landet auf der Erde, um mit intergalaktischen Verbrechern aufzuräumen. Allerdings ist er hier nur so groß wie eine Puppe, was ihn nicht davon abhält, den Kampf in Macho-Manier aufzunehmen. Doch, das könnte als Plot funktionieren. Eigentlich.

Am Ende hilft ein Trinkspiel

Aber aus den Harry-Potter-Filmen wissen wir, wie schwer es ist, optisch deutlich zu machen, dass eine der Figuren ein Riese ist. Selbst in der Edel-Produktion der Potter-Filme gelingt es nur teilweise, dem Zuschauer vor Augen zu führen, wie gewaltig groß Hagrid ist.

Die Dollman-Macher scheitern indes nicht daran. Sie versuchen es erst gar nicht. Die Hauptfigur ist auf der Erde immer nur zu sehen, wie sie alleine vor einem neutralen Hintergrund steht und sich so mit den sieben mal größeren Gegnern Schießduelle liefert. Das ist anfangs lustig, dann peinlich und letztlich hilft nur noch etwas, das zu jedem SchleFaZ gehört: ein Trinkspiel.

Im Laufe des Films ballern sich die harten Fans schlicht genug Alkohol in den Kopf, um das Gesehene erträglich zu machen. Wobei das Ganze auch nüchtern – Ehrenwort – Spaß macht.


Alle Filme der SchleFaZ-Sommerstaffel 2020:

SchleFaZ: Rock Aliens am 14. August, ca. 22.15 Uhr (der 111. SchleFaZ!)

SchleFaZ: Die Mumie des Pharao am 21. August, ca. 22.15 Uhr

SchleFaZ: Lass jucken, Kumpel am 28. August, ca. 22.15 Uhr

SchleFaZ: Angriff der Riesenspinne am 4. September, ca. 22.15 Uhr

SchleFaZ: Dollman – Der Space Cop am 11. September, ca. 22.15 Uhr

SchleFaZ: Masters of the Universe am 18. September, ca. 22.15 Uhr