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RTL ist am Freitag mit „Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow“ gestartet. Die erste Folge war mit rund 4,2 Millionen Zuschauern insgesamt und 3 Millionen Zuschauern in der werberelevanten Zielgruppe noch recht erfolgreich. Doch die Reaktionen im Netz lassen für die weiteren Folgen nichts Gutes für den Kölner Sender vermuten – das gilt auch für die Qualität des Ersatzformats.

In einigen Mannschaftssportarten gibt es keine Qualifikation. Die A-Gruppe trägt in einem Turnier den Weltmeister aus. Die Gruppen darunter spielen um den Aufstieg in die nächst höhere. So streiten sich dann bei einer C-WM Eishockeynationen wie Israel und China darum, wer bei der B-WM Abstiegskandidat gegen Polen oder Japan ist. Russland, Schweden oder Kanada werden die C-Teams vermutlich nicht so schnell in einem Pflichtspiel zu sehen bekommen.

Mit der Dschungelshow zeigt RTL die C-WM der Prominenten. Bestenfalls. Denn die Prominenten von RTL waren Normalbürger, die in eine der unzähligen Big-Brother- und Casting-Formate gegangen sind. Also keine Sänger, Schauspieler oder Schriftsteller. Sondern professionelle Selbstdarsteller.

Das Gute an RTL: Der Sender geht damit ehrlich um. Das Dschungelcamp in Australien sei wegen Corona nicht möglich. Im Ersatzformat, das in Köln-Hürth gedreht wird, treten daher Ersatz-Prominente auf. Der Preis: Der beste der zwölf Kandidaten darf nächstes Jahr – so die Pandemie es zulässt – am richtigen Camp teilnehmen.

Ein Hauch von Camp

Nun war die Prominenz der Teilnehmer noch nie der entscheidende Faktor für den Erfolg des Dschungelcamps. Mit Thomas Häßler nahm schon ein Fußballweltmeister teil. Mit Radost Bokel die Hauptdarstellerin eines Kinoerfolgs. Doch die blieben blass und schieden vorzeitig aus. In Erinnerung blieben vorher eher Unbekannte wie Sarah Dingens oder Melanie Müller, die im Camp entschlossener performten.

Müller war in der neuen Show zu Gast. Der Sender widmete ihrer Staffel mit Interviews und Archivmaterial aus dem Jahr 2014 einen ganzen Block zwischen zwei Werbepausen.  RTL schien früh zu wissen, dass das neue Material nicht so unterhaltend sein wird wie das alte. Und damit liegen die Kölner richtig.

Das Dschungelcamp ist die Edelmarke unter den Trash-Formaten: Aufwendiger inszeniert. Edler fotografiert. Bessere Texte, Dramaturgie, Effekte und Actionsequenzen. Die Ersatz-Dschungelshow kann da nicht mithalten. Allenfalls bei der Prüfung kam ein Hauch von Camp auf. Der Rest sah aus wie das übliche Big Sommerhaus der Love Island.

Dschungelshow dümpelt lustlos vor sich hin

Das Dschungelcamp läuft aus gutem Grund immer im Januar: Die kraftvollen Bilder vom australischen Sommer trösten den Zuschauer über den deutschen Winter hinweg. Doch jetzt erlebt er schwedischen Einrichtungsstil in deutschem Gewerbegebiet. Da gibt es selbst in Offenbach Wohnzimmer, die weniger deprimierend sind.

Die Darstellenden sind nicht der Rede wert. In der Unterhaltung stellen sie das dar, was Israel oder China im Eishockey sind. Und statt in der großen Runde treten sie in Dreierteams an. Sodass sich keine Gruppendynamik entfaltet. Es dümpelt alles lustlos vor sich hin.

Wer auch immer diese Show gewinnt, er wird wieder vergessen sein, wenn Corona zulässt, dass er nächstes Jahr ins Camp einzieht. Die anderen elf bekommen attestiert, dass sie nicht einmal aus einer Resterampe herausragen. Es ist wie der Abstieg in die Eishockey-D-WM – wo dann Mexiko auf einen wartet.


„Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow“ läuft an diesem Samstag, 16. Januar, ab 22.15 Uhr auf RTL und ist auch auf TVNOW abrufbar.