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Angehörige der Feuerwehr in Rheinland-Pfalz gehören zur Priorisierungsgruppe 3. In der Zwischenzeit können sie zwar Termine für die Corona-Impfung vereinbaren, doch die Termine selbst lassen noch auf sich warten. Die Freiwillige Feuerwehr Ingelheim am Rhein hat sich deshalb nun in einem offenen Brief an die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, Malu Dreyer, und den Innenminister Roger Lewentz gewandt:

Offener Brief der Feuerwehr Ingelheim:

Hat man in unserem Land einen Unfall oder es brennt, ruft man die 112 und innerhalb weniger Minuten ist die Feuerwehr vor Ort und leistet Hilfe. Rund um die Uhr. So weit, so selbstverständlich. Offenbar zu selbstverständlich, wie sich dieser Tage zeigt. Denn schützende Corona-Impfungen für Feuerwehrangehörige sind immer noch die Ausnahme.

Die Freiwillige Feuerwehr Ingelheim ist seit Beginn der Corona-Pandemie zu rund 450 Einsätzen ausgerückt. Nie haben wir zurückgeschreckt, wenn es darum ging Menschen in Not zu helfen, auch wenn dies mit einem erhöhten Infektionsrisiko für uns einhergeht und man immer ein ungutes Gefühl mit nach Hause nimmt. Umso mehr fiebern wir, um uns und unsere Angehörigen zu schützen, einer Impfung entgegen und haben dennoch geduldig gewartet, bis die Gruppe 3, welcher wir angehören, an der Reihe ist. Diese Geduld ist nun jedoch aufgebraucht.

So können wir uns zwar seit kurzem anmelden, Impftermine wurden aber noch nicht vergeben und wann diese erfolgen, zeichnet sich für uns nicht ab. Zusätzlich haben viele von uns – aufgrund unserer Altersstruktur – keinen Hausarzt, an den sie sich wenden können, um dort eine Impfung zu erhalten. Gleichzeitig müssen wir erleben, wie bundesweit Kreise und Städte koordinierte Impfungen für die Feuerwehren organisieren und zeigen, wie es funktionieren kann.

An vorderster Front mit Polizei und Rettungsdienst

In Einsätzen arbeiten wir gut und auf Augenhöhe mit Polizei und Rettungsdienst zusammen, konnten uns bisher aber nicht in gleichem Maße schützen. Die Zahl der Einsätze zur Unterstützung des Rettungsdienstes lag in Ingelheim im letzten Jahr im hohen zweistelligen Bereich. Oft sind wir auch ersteintreffend, noch vor dem Rettungsdienst, und müssen die Erstversorgung übernehmen. Immer wieder helfen wir an vorderster Front auch bei Reanimationen und der Versorgung Schwerstverletzter, so auch wieder zwei Mal in der vergangenen Woche. Erschwerend kommt hinzu, dass wir in unserem Umfeld zunehmend wahrnehmen, wie bestens organisierte Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pauschal Bescheinigungen ausstellen, sodass diese der Gruppe 3 angehören, auch wenn sie zu 100% im Homeoffice tätig sind. So hat in einem konkreten Fall ein Werkstudent eines Unternehmens, welcher ausschließlich im Homeoffice arbeitet, die gleiche Möglichkeit auf einen Impftermin wie wir Feuerwehrleute. Anstatt sich auf wirklich systemrelevante Personen zu beschränken, findet offenbar eine sehr großzügige Auslegung statt.

Dies ist für uns nicht nachvollziehbar und führt zu großem Frust in unseren Reihen. Nicht wenige Kameradinnen und Kameraden sind kurz davor ihren Dienst zu quittieren oder zumindest vorübergehend einzustellen. Einige haben bereits die Teilnahme an Übungs- und Arbeitsdiensten, welche aktuell ohnehin nur in Kleingruppen stattfinden, zum Schutz für sich und Angehörige bis auf Weiteres abgesagt. Andere spielen ernsthaft mit dem Gedanken auch den Einsatzdienst ruhen zu lassen. Nur baldige Impfungen können einen annähernd normalen Einsatz- und Übungsbetrieb gewährleisten.

Appell an die Landesregierung Rheinland-Pfalz

Daher bitten wir Sie eindringlich sich dieser Angelegenheit anzunehmen und ein zeitnahes
Impfangebot für alle impfwilligen Feuerwehrangehörigen zu schaffen – um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr aufrecht zu erhalten, aber auch als Zeichen der Wertschätzung dieses so wichtigen Ehrenamts. Dies nicht nur für die Freiwillige Feuerwehr Ingelheim, sondern für alle Feuerwehren im Landkreis Mainz-Bingen und im gesamten Land Rheinland-Pfalz. Sie als Verantwortliche auf Landes- und auf Kreisebene haben die Möglichkeit für priorisierte Impfungen der Feuerwehrangehörigen zu sorgen und uns adäquat zu schützen. Bitte zeigen Sie uns, dass Ihnen das Ehrenamt Feuerwehr und die Einsatzbereitschaft, die wir alle täglich für unsere Mitmenschen erbringen, wichtig sind. Danke für Ihre schnelle und tatkräftige Hilfe!