Die Nachricht der Woche lautete: Angesichts der Delta Variante empfiehlt die STIKO ab sofort altersunabhängig eine heterologe Impfung mit einem mRNA Imfpung ab vier Wochen nach der ersten Impfung mit AstraZeneca.

Der Hausärzteverband Rheinland-Pfalz teilt mit

Mit dieser vollkommen unabgestimmten Meldung stürzt die STIKO bundesweit ohne jede Not Arztpraxen in ein logistisches Impfchaos. Das Entsetzen über diese ad hoc Veröffentlichung in den Hausarztpraxen in Rheinland-Pfalz ist riesig. Zahlreiche Studien der letzten Wochen zeigen einerseits, dass diese Kombination zum Schutz vor einer Infektion mit der Delta-Variante medizinisch sinnvoll und sehr effizient ist und in den Hausarztpraxen übrigens schon jetzt individuell gelebte Praxis ist. Zugleich ist aber beispielsweise der Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf bei einer homologen Impfung mit AstraZeneca äquivalent zu einer homologen Impfung mit bioNTech auch in Bezug auf die nun kursierende Delta-Variante.

Durch die nun veröffentlichte und unabgestimmte Kehrtwende der STIKO wird zum wiederholten Mal das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Impfkampagne schwer erschüttert und den Praxen massive logistische Hürden im Impfmanagement aufgebaut. Auch Impflinge, die bereits zweimal mit AstraZeneca geimpft wurden, kontaktieren nun nach erfolgreichem Impfabschluss die Arztpraxen und haben eine Vielzahl an Fragen.

Umplanung von Zweitimpfungen ein organisatorisches Chaos

„Nicht nur dass der Beratungsbedarf in den Praxen mit dem heutigen Tag erneut explodiert ist und eine ad hoc Umplanung von langfristig abgestimmten Zweitimpfungen ein organisatorisches Chaos in den Praxen auslöst. Vielmehr fehlen insbesondere in der nächsten Woche schlichtweg die Impfdosen, um per sofort von AstraZeneca auf bioNTech umzustellen“, so die Landesvorsitzende des HÄV RLP Dr. Römer. „Die Bestellung für die kommende Woche sind abgeschlossen und nicht mehr zu korrigieren. Gleichzeitig wurden in den Praxen in den vergangenen Wochen gemäß der bisher geltenden STIKO Empfehlung die maximalen Impfintervalle konsequent eingehalten und können nicht einfach mangels Impfstoff beliebig verlängert werden“, ergänzt Dr. Weber, 2. Vorsitzende.

„Wir erwarten von der STIKO nicht nur eine professionelle medizinische Bewertung von Impfempfehlungen, sondern auch eine proaktive und abgestimmte Kommunikation mit der Ärzteschaft, wenn es um grundlegende Anpassungen von Impfempfehlungen geht“, beschwert sich Dr. Römer. „Der Schaden durch diese ad hoc Veröffentlichung mit tiefgreifenden Anpassungen im Impfprozess ist immens. Neben der Doppelbelastung aus Impfkampagne und Patientenversorgung müssen wir Hausärztinnen und Hausärzte mit unseren seit Monaten bereits maximal belasteten medizinischen Angestellten erneut das Chaos und die neu geschaffene Unsicherheit der Patientinnen und Patienten auffangen.“