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Nachrichten Mainz | Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz und des Max-Planck-Instituts für Chemie haben eine Studie Veröffentlicht. Sie haben herausgefunden, dass verschmutzte Luft die Lebenserwartung der Menschen durchschnittlich stärker verringert als etwa das Rauchen oder Infektionskrankheiten. Die Studie ist die erste, die untersucht, wie sich weltweit die Luftverschmutzung im Vergleich zu anderen Risikofaktoren auf die Gesundheit der Menschen auswirkt.

 


8,8 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr

Weltweit verursachte die Luftverschmutzung im Jahr 2015 rund 8,8 Millionen vorzeitige Todesfälle, was durchschnittlich 2,9 Jahren weniger Lebenszeit entspricht. 7,2 Millionen vorzeitige Todesfälle gab es im selben Jahr durch das Rauchen. Das entspricht einer durchschnittlich verkürzten Lebenserwartung von 2,2 Jahren. HIV / Aids verkürzt das Leben mit 1 Millionen Todesfälle um durchschnittlich 0,7 Jahre.

Die durch die Luftverschmutzung verursachte vorzeitige Sterblichkeit pro Jahr ist in Ostasien mit 35 Prozent und Südasien mit 32 Prozent am höchsten. In Afrika beträgt sie 11 Prozent, in Europa 9 Prozent und in Nord- und Südamerika 6 Prozent. Australien hat mit 1,5 Prozent die niedrigste Sterblichkeitsrate, was nicht verwundert, denn sie haben die strengsten Standards zur Luftreinhaltung.

Universitätprofessor Dr. Thomas Münzel zu der Studie

„Unser Vergleich zeigt, dass Luftverschmutzung eine der Hauptursachen für vorzeitige Todesfälle und den Verlust an Lebensjahren ist. Die frühere Sterbewahrscheinlichkeit wird insbesondere durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht“, sagt der Direktor am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz.

„Wir verstehen mehr und mehr, dass Feinstaub in erster Linie Gefäßschäden und damit Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche begünstigt. Daher erachten wir es als äußerst wichtig, dass Luftverschmutzung als kardiovaskulärer Risikofaktor sehr ernst genommen wird und in den Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zu den Bereichen Prävention des akuten und chronischen koronaren Syndroms sowie Herzinsuffizienz ausreichend Niederschlag findet“, ergänzt Münzel, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

5,5 Millionen Todesfälle wären vermeidbar

Ein Großteil der verschmutzten Luft stammt aus dem Einsatz fossiler Brennstoffe. Die Forscher schätzen, dass sich rund 5,5 Millionen der vorzeitigen Sterbefälle pro Jahr aufgrund der Luftverschmutzung vermeiden ließen. Außerdem schätzen sie, dass die durchschnittliche Lebenserwartung weltweit um etwas mehr als ein Jahr steigen würde, wenn die Luftverschmutzung aus der Nutzung fossiler Brennstoffe wegfallen würde.

Im Vergangenen Jahr wurde eine ähnliche Studie veröffentlicht, die sich auf Europa bezog. Das Ergebnis dieser Studie war, dass rund 800.000 Europäer pro Jahr frühzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung sterben. Durchschnittlich wird die Lebensdauer der Europäer dadurch um mehr als zwei Jahre verkürzt. Diese Studie wurde ebenfalls von Forschern der Universitätsmedizin Mainz und des Max-Planck-Instituts für Chemie veröffentlicht.