Spaziergaenger Demo Mainz32
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Die Stadt Mainz stand in der vergangen Nacht Kopf: Ein Wildschwein, das sich wiederholt in der Nähe der Theodor-Heuss-Brücke und der Mainzer Innenstadt zeigte, sorgte für erhebliche Unruhe. Das Tier, welches sich gefährlich nahe an den dichten Feierabendverkehr wagte und in der Umgebung des Schlosses, des Landtags und des Hilton Hotels gesehen wurde, wurde am Mittwochabend (20. März 2024) von den Einsatzkräften erlegt.

Vorgehen der Polizei

Die Polizei hatte umgehend reagiert, Straßensperren errichtet und intensive Suchmaßnahmen eingeleitet. Trotz des Einsatzes einer Wärmebilddrohne der Freiwilligen Feuerwehr Bodenheim konnte das Tier zunächst nicht gefunden werden, was im Innenstadtbereich zu erheblichen Verkehrsbehinderungen führte.

Die Entscheidung, das Tier zu erlegen, wurde in Absprache mit der unteren Jagdbehörde, dem Tierheim Mainz und einem Tiernotdienst getroffen, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. So teilte es zumindest die Mainzer Polizei in einer Pressemeldung mit.

Tierschutzverein wurde nicht informiert

Diese Maßnahme steht jedoch in der Kritik. Der Tierschutzverein Mainz und Umgebung e. V. widerspricht der Darstellung der Polizei und behauptet, zu keiner Zeit in die Entscheidungsfindung einbezogen oder konsultiert worden zu sein. Laut dem Verein gab es keine Rücksprachen mit der Polizei oder anderen Behörden, und die Aussage, der Verein hätte der Maßnahme zugestimmt, sei falsch.

Weiterhin wurde der BYC-Redaktion von mehreren Stellen mitgeteilt, dass es sich um ein Jungtier mit knapp 27 Kilogramm gehandelt haben soll. Experten teilten der Redaktion mit, das eine Betäubung ohne Probleme möglich gewesen wäre und die Aktion der Mainzer Polizei in keiner Relation gestanden hätte. Das Tier soll nach Aussage der Experten über mehrere Stunden durch die Jagd durch die Stadt regelrecht gequält worden sein.

Die Aktion löste auch unter den Anwohnern Besorgnis aus

Augenzeugin Sandra

berichtet von einer beunruhigenden Szene, in der innerhalb kurzer Zeit mindestens 15 Schüsse gefallen seien. Nach den Schüssen wurde laut gerufen, dass dieses Schwein jetzt Richtung Senzer rennen würde. Dabei wurde noch laut gelacht, und man merkte, dass es den Beteiligten wohl Spaß machen würde. Ich war geschockt und habe so etwas noch nicht erlebt. Am meisten beunruhigte mich, das kein einziger Schuss wohl das Tier getroffen hatte.

Frauke aus Mainz äußerte sich gegenüber BYC-NEWS betroffen über den Umgang mit einem Wildschwein, das kürzlich für Aufregung in der Stadt sorgte. „Ich habe das Tier gesehen und es war extrem gestresst. Es wurde regelrecht gehetzt. Wie kann man einem Lebewesen so etwas antun?“ Frauke zeigte sich entsetzt über die Methoden, mit denen versucht wurde, das Tier zu kontrollieren. In anderen Städten, so berichtet sie, werden solche Tiere betäubt und von der Tierrettung sicher geborgen.

Die Situation vor Ort schien für die Beteiligten keine außergewöhnliche Belastung darzustellen. „Man hat den beteiligten Personen angesehen, dass es ihnen nichts ausgemacht hatte. Sie versuchten, das Tier regelrecht einzukesseln, um es zu töten.“ Frauke berichtet weiter, sie habe versucht, mit den Einsatzkräften zu kommunizieren und auf die Dringlichkeit einer humanen Lösung hingewiesen. Doch die Antwort, die sie erhielt, ließ sie ratlos zurück: „Es wurde nur erwidert, dass es ’nur ein Schwein‘ sei.“

Frank aus Mainz drängt auf eine rasche Stellungnahme der Mainzer Polizei zu den jüngsten Vorfällen rund um die Wildschweinjagd in der Stadt

Die wachsende Kritik in den sozialen Netzwerken zeige deutlich, dass die Bevölkerung Antworten fordere. „Zuerst gibt es Meldungen, die sich dann als falsch herausstellen, und es erscheint keine offizielle Stellungnahme der Polizei“, beklagt Frank.

Für ihn steht fest, dass dieses Vorgehen nicht dem Mainz entspricht, das er schätzt und liebt. Die ausbleibende Kommunikation seitens der Polizei führe dazu, dass das Vertrauen in die Behörde schwindet. „Da darf sich die Polizei nicht wundern, wenn man sie nicht ernst nimmt“, fügt Frank hinzu und unterstreicht damit die Bedeutung einer transparenten und schnellen Informationspolitik für die Glaubwürdigkeit der Polizeiarbeit.

Das Vorgehen der Einsatzkräfte und deren Reaktion nach den Schüssen hinterließ bei den Augenzeugen einen bleibenden Eindruck. Der Vorfall und die darauf folgenden Reaktionen werfen Fragen hinsichtlich der Koordination zwischen den Behörden und dem Tierschutz sowie der Sicherheit und Effizienz der eingesetzten Maßnahmen auf.

Auf Anfrage von BYC-News am Freitagmittag korrigierte die Mainzer Polizei Ihre Pressemitteilung: „In der ursprünglichen Pressemitteilung wurde erwähnt, dass Rücksprache mit dem Tierheim und der Tiernothilfe gehalten wurde. Diese Formulierung wurde entfernt. Durch die Polizei bestand zu keinen Zeitpunkt Kontakt zu diesen Institutionen.“ Das Gesamte Statement der Polizei Mainz zu der Kritik

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