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Nachrichten Mainz | Gut 14 Tage ist es her, als etwa 1200 Landwirte mit ihren Traktoren aus Hessen und Rheinland-Pfalz vom ZDF aus durch Rheinhessen die längste Traktorenkette bildeten. Priorität war diesmal nicht die Aufmerksamkeit des Landwirtschaftsministerium oder Vertreter der Politik zu erreichen.  Im Mittelpunkt dieser Demonstration von „Land schafft Verbindung“ (LsV), einer bundesweiten Organisation aus Landwirten, standen dieses Mal der öffentlich-rechtliche Rundfunk und seine Berichterstattung.

Während hunderte Landwirte aus Richtung Bockenheim (Pfalz) mit ihren Traktoren anrollten und vor den Toren des ZDFs wendeten, wurde eine kleine Gruppe von Landwirten, Winzern, Obst- und Gemüsebauern im ZDF empfangen. Dort wollten sie mit den Verantwortlichen für die Berichterstattung über die Landwirtschaft ins Gespräch kommen. Volker Angres, Leiter der Senderedaktion Umwelt sowie Wulf Schmiese, Leiter der Redaktion „heute-journal“, hatten sich zuvor für ein Gespräch bereiterklärt.

Eher unliebsamer Pflichttermin

Der Termin fand allerdings nicht in einem Besprechungsraum statt, sondern im Foyer, wo das Gespräch stehend durchgeführt wurde. Nach Aussagen der Teilnehmer wurde LsV deutlich vermittelt: Auch wenn das ZDF, stellvertretend für die öffentlich-rechtlichen Medien, Gesprächsbereitschaft signalisierte, sei dieser Termin eher ein unliebsamer Pflichttermin.

Foto: Thilo Ruzycki / LsV

Im Schwerpunkt des Gespräches stand die Darstellung der Landwirtschaft in den Medien und weniger fachliche Inhalte des Agrarpaktes, auch wenn Themen wie Glyphosatverbot oder Düngeverordnung kurz angesprochen wurden. Gegenüber ihren Gesprächspartnern stellte die LsV-Gruppe klar, dass sie als Medienvertreter einen unbestritten großen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung der agrarischen Zusammenhänge haben. LsV sieht hier Verbesserungsmöglichkeiten und forderte eine faire Berichterstattung mit angemessener Recherche und Gegenrecherche.

Enttäuschung bei den Landwirten

Von Seiten des ZDFs wurde die allgemeine Verurteilung der Medien durch die Landwirte scharf kritisiert. Sie sehen sich hier, ähnlich wie die Bauern, an den Pranger gestellt, denn gerade die öffentlich-rechtlichen Sender und insbesondere das „heute-journal“ ständen für objektiven Journalismus. Aktuelle Themen aus Politik und Wirtschaft müssten in den Beiträgen so aufbereitet werden, dass sie von Personen aus jeder Bildungsschicht erfasst werden könnten.

Foto: Thilo Ruzycki / LsV

Außerdem bestünde bei der Verkürzung des Themas auf 2,5 Minuten Sendezeit immer die Gefahr, nicht vollständig zu sein. Objektive Beiträge seien für sie selbstverständlich und persönliche Belange des Redakteurs dürften keine Rolle spielen. Wulf Schmiese war gut vorbereitet und konnte detailliert aufzeigen, wann zu welchem Thema im ZDF über die Landwirtschaft berichtet wurde.

LsV fordert faire Berichterstattung

Von der LsV-Gruppe wurde kritisiert, dass vielfach veraltetes bzw. aus dem Zusammenhang gerissenes Bildmaterial bei der Berichterstattung verwendet wird. Als Paradebeispiel lässt sich hier der Landwirt nennen, der mit einer sogenannten Glyphosatspritze durch den blühenden Raps fährt. Ein Bild, wie es in der Realität nicht vorkommt, denn es handelt sich dabei lediglich um eine Pflanzenschutzmaßnahme und nicht, wie häufig dargestellt, um die Ausbringung eines Herbizides (Unkrautbekämpfungsmittel). Mitglieder aus der LsV-Gruppe boten sich für zukünftige Berichte dem ZDF als Agrarexperten an und luden die Medienvertreter auf ihre Höfe ein.

Eindeutig klar wurde im Gespräch, dass das Motto „Bad news are good news“ weiterhin in den Medien das treibende Element bei der Berichterstattung darstellt. Die Landwirte empfahlen ihren Gesprächspartnern, sich eingehender mit dem Thema Nitrat, Nitratmessstellen und roten Gebieten zu beschäftigen. Hier wurde zumindest mündlich Interesse bekundet. Nach 45 Minuten wurde die Veranstaltung durch das ZDF beendet und die Landwirte verließen mit Ihren Traktoren das Gelände. Teilweise machte sich Enttäuschung und Ernüchterung breit. „Bleibt zu hoffen, dass langfristig ein Umdenken in den Köpfen der Verantwortlichen sattfindet“, so einer der 38 Gesprächsteilnehmer.

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Reibungsloser Ablauf bei der Demo

Foto: Thilo Ruzycki / LsV

Ganz anders erging es den Organisatoren vor den Toren des ZDFs, wo sich in der Zwischenzeit unzählige Traktoren eingefunden hatten. „Die Zusammenarbeit mit den Versammlungsbehörden, der Polizei, der Feuerwehr sowie der gesamten Sicherheitsabteilung des ZDFs verlief reibungslos und unter großem gegenseitigem Respekt!“ So einer der Organisatoren. Das zweite Tagesziel, die längste Traktorenkette der Welt zu bilden, wurde nur knapp verfehlt. Dennoch kam eine beachtliche, mitten durch Rheinhessen fahrende, Traktorenkolonne von über 20 km zustande.

Entscheidend war allerdings „durch diese Aktion die Probleme der Landwirtschaft in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu rücken, dies wurde erreicht und daher waren wir recht zufrieden mit der Veranstaltung“, resümierte einer der Organisatoren am Tag nach der Demo.

Am 17.01.2020 demonstrierten rund 1200 Landwirte mit einer Traktorenkette vor dem ZDF in Mainz

Traktordemo vom ZDF Mainz durch Rheinhessen! 800 Traktoren bilden eine 40km lange Strecke von Mainz durch Rheinhessen https://byc-news.de/zwei-grossdemos-am-freitag-in-und-um-mainz

Gepostet von Rhein-Main Nachrichten – BoostyourCity.de am Freitag, 17. Januar 2020