Teil 1: An die größtenteils erstaunten Gesichter ihrer Kunden hat sich die 45-jährige Yvonne Becht bereits gewöhnt. Wenn sie mit ihrem 18-Tonner bei den Kunden erscheint, hat sie den Auftrag diesen so schnell wie möglich zu helfen. Yvonne Becht ist eine der ganz wenigen Frauen, die ihren Arbeitsplatz auf einem Abschleppwagen hat.

Auch „Frau kann“ beim Mainzer Unternehmen Reuter

Ihr mobiler Arbeitsplatz steht im Gewerbegebiet in Mainz-Hechtsheim bei der Firma Reuter. Dort beweist sie seit April 2022 ihren männlichen Kollegen, dass auch „Frau kann“. Dass sie dort ihr Engagement unter Beweis stellen kann, hat Yvonne ebenfalls einer Frau zu verdanken. Sylvia Reuter, die das Mainzer Abschleppunternehmen als Geschäftsführerin leitet, hat die Mutter einer 18-jährigen Tochter in allen Belangen ermutigt und unterstützt.

Als absolute Quereinsteigerin kommt Yvonne Becht aus einem Bereich, der absolut nichts mit ihrem aktuellen Job zu tun hat. Bis 2022 betrieb sie in Wiesbaden ein Sonnenstudio. Doch machten sich die Auswirkungen von Corona bemerkbar, sodass Yvonne rechtzeitig die Reißleine zog und sich neu orientierte.

Mit weiblichem Charme in der harten Männerwelt

Bereits zuvor tourte Yvonne Becht einige Male als Beifahrerin bei ihrem Mann auf einem Abschleppwagen eines Wiesbadener Abschleppunternehmens mit. Doch nur auf dem Beifahrersitz sitzen zu bleiben, kam für sie nicht infrage. So stellte sie sich der Herausforderung und machte 2021 die entsprechenden Führerscheine.

In der harten Realität in einer von Männern dominierten Arbeitswelt musste sie anfänglich auch die Erfahrung sammeln, dass einige ihrer Kollegen es nicht so toll fanden, als plötzlich eine Frau „auf dem Bock saß“. Doch auch als Quereinsteigerin und Fahranfängerin stellte sie ihr Können ganz schnell auch in der Praxis unter Beweis. Mit weiblichem Charme und entsprechender Feinfühligkeit gab es bisher noch keine Situation, die sie nicht gemeistert hat.

„Abschleppbunny“ wünscht sich mehr Kolleginnen

Yvonne Becht, die von Kollegen in Anlehnung an die TV-Sendung „Trucker Babes“ den Spitznamen „Abschleppbunny“ bekommen hat, würde sich wünschen, dass noch mehr Frauen den Schritt in diese Männerdomäne wagen. Chefin Sylvia Reuter, die bereits in der Vergangenheit eine Auszubildende in ihrem Unternehmen beschäftigte, hat für interessierte Frauen nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch eine offene Tür.

Hier geht es zum 2. Teil:

Abschleppen am Limit – Lebensgefährliche Situationen auf der Autobahn