Die Mainzer Johannisnacht ist nicht irgendein Stadtfest, an der Johannisnacht feiert die Landeshauptstadt Mainz sich, seinen berühmtesten Sohn Johannes Gutenberg – und ganz allgemein die Tatsache, dass Sommer ist und die längsten Tage des Jahres angebrochen sind. Jeder in Mainz hat beim Johannisfest seine eigenen Rituale. Ein paar Dinge gehören aber für eine echte Johannisnacht einfach dazu. 8 Dinge, die man am Johannisfest getan haben muss:

1. Zum Buchdrucker-Gautschen gehen

Keine Johannisnacht ist ohne dieses Event wirklich eine Johannisnacht: Jedes Jahr heißt es am Samstagnachmittag: „Packt an!“ Wenn sich dann drei, vier stramme Buchdrucker-Gesellen – die Packer – auf ihr „Opfer“ stürzen, ist Flucht zwecklos: Mit einem großen Platsch landet der oder die Auserwählte im großen Zuber und wird kräftig getunkt. Mit dem Bad wird dem Buchdrucker-Lehrling am Ende seiner Lehre die Druckerschwärze abgewaschen, und er oder sie so in den Gesellenstand erhoben.

Der Brauch reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert, weiß Wikipedia, und auch, dass Gautschen eigentlich „der erste Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers“ ist. Nun, fürs Entwässern müssen die Gautschlinge heutzutage selbst sorgen- Gegautscht werden in Mainz angehende Mediengestalter oder Auszubildende des Grafischen Gewerbes. Allerdings werden auch Festdezernenten kräftig getunkt. Beim Gautschen gucken jedes Jahr mehrere Tausend Besucher zu.

2. Auf dem Büchermarkt am Ballplatz stöbern

Er ist das Herz der Johannisnacht, hier trägt das Erbe des Buchdruck-Erfinders Johannes Gutenberg reiche Früchte: der Büchermarkt auf und um den Ballplatz. Unter den Bäumen, rund um den kleinen Platz mit dem Drei-Mädchen-Brunnen, in den Durchgängen und Wegen in Richtung Schillerplatz findet der Büchermarkt statt, einer der größten antiquarischen Märkte seiner Art in Deutschland. Leider hat das in den letzten Jahren auch auf die Preise geschlagen: Früher konnte man beliebte Kinderbücher oder einfache Romane für 4 oder 5 Euro erstehen.

Trotzdem ist der Büchermarkt eine Fundgrube geblieben. Ein paar Stunden in den Bücherkisten stöbern, nach Ferienlektüre Ausschau halten, eine fast vergessene Erinnerung wiederfinden – das ist an der Johannisnacht ein Muss. Der Büchermarkt geht übrigens erst am Samstag los, dann aber bis Montagabend. Hoffentlich bleibt’s trocken…

3. Über den Künstlermarkt bummeln

Rund 250 Stände umfasst der Mainzer Künstlermarkt am Johannisfest, auch das dürfte ihn zu einem der größten seiner Art in Deutschland machen. Von der Theodor-Heuss-Brücke bis zum Rathaus und hinter demselben stehen die Stände dicht an dicht. Hier entlang bummeln, nach Schmuck schauen, verrückte Ideen bestaunen, altbekannte Stände wiedersehen – sind die tollen Feuerschalen wieder da? -, oder schon mal Weihnachtsgeschenke kaufen, gehört zum Muss einer jeden Johannisnacht.

Alleine ist man dabei nicht: Zu Hoch-Zeiten schieben sich hier die Massen dicht an dicht an den Ständen entlang. Es lohnt sich, zu weniger besuchten Zeiten den Gang zu planen: Mittags oder am frühen Nachmittag, bloß nicht am Abend. Dann ist der Markt mit seinen Lichtern zwar am schönsten, aber eben auch am vollsten. Für Frauen und Fußball-Abstinenzler gibt’s einen heißen Tipp: Einfach während eines Fußballspiels bummeln gehen.

4. Am Rheinufer Riesenrad fahren

Der Rummel unten am Rheinufer ist für die einen zu grell und zu laut, für die anderen ein unverzichtbarer Teil der Johannisnacht. Was aber jeder einmal getan haben muss: mit dem großen Riesenrad fahren, das direkt am Rheinufer steht. Das Rad ist nicht nur ein Wahrzeichen der Johannisnacht, von ihm aus hat man einen unvergleichlichen Blick über Mainz und den Rhein. Das gute Stück steht praktisch vor dem Mainzer Schloss.

Einmal dem Trubel unten entfliehen und über die Dächer von Mainz schweben, einfach ein Johannisnacht-Muss. Nur das mit dem Feuerwerk und dem Riesenrad solltet Ihr Euch aus dem Kopf schlagen: Erstens wollen das alle, und zweitens hält das Rad garantiert im falschen Moment an der falschen Stelle.

5. Im Weindorf bei den Mainzer Winzern einen Schoppen trinken

Das Weindorf der Mainzer Winzer hinter dem Dom auf dem Leichhof ist beim Johannisfest eine wahre Oase. Kaum ist man um die Ecke gebogen, rückt der Rummel auf der Ludwigsstraße in weite Ferne. Rund um das halbe Dutzend Wein-Hütten drängen sich die Mainzer, sitzen auf den einfachen Bierbänken, stehen mit dem Glas in der Hand – hier trifft sich Mainz, hier muss man sein.

Den Riesling hier, den Sauvignon Blanc da, den Rotwein vom dritten Winzer, nur wenige Schritte voneinander entfernt wartet hier vinophile Vielfalt. Kenner kaufen eine ganze Flasche und ziehen sich mit drei, vier Gläsern an einen Tisch zurück. Dann wird geklönt und getrunken bis weit in die Nacht hinein, als wäre Mainz eine Stadt weit unten im Süden. Und wenn dann sogar der Winzer nachhause geht, lässt er manchmal die letzten angefangenen Flaschen bei den Gästen zurück….

6. Zum Kabarett gehen

Ja, Mainz ist nicht nur die Heimat des Buchdrucks, sondern auch die Heimat des geschliffenen Satire-Vortrags, was in einer Stadt mit politisch-literarischer Fastnacht vielleicht dann doch nicht so überraschend ist. In Mainz wird allerdings noch dem guten alten Kabarett gefrönt in einer Zeit, in der oft eher sinnfreie Comedy ganze Stadien füllt. In Mainz heißt der Kabarett-Tempel Unterhaus, und wenn Ihr da noch nicht wart, dann schämt Euch. Zur Johannisnacht wird der kleine Ballplatz zum perfekten Showroom für die spitzzüngige Kunst des Aufspießens großer und kleiner Schwächen. Ein Besuch – ein Muss!

7. Zum Auftritt der Bummtschaks gehen

Die Bummtschaks sind eigentlich weniger eine Band und mehr ein Naturereignis. Seit Jahren beschallen die fünf Jungs um den schrägen Frontman Sven Hieronymus Mainz mit schrägem Comedy Rock, und was will man schon von einer Band erwarten, deren Motto lautet: „Wer probt hat Angst“? Mainzer wissen: die beste Party, die Ihr je erlebt habt. Gut, die schrägen Sprüche muss man mögen, aber nach ein paar Schoppen oder Bier….

Kult sind Se Bummtschaks nicht zuletzt durch ihre Kommunikation mit dem Publikum geworden, für alle Newcomer ein paar Tipps: Auf die Frage „Seid Ihr gut drauf?!“ wird „Halldeimaul!“ gebrüllt, und ja, das heißt „Halt Dein Maul!“ Aber die meisten kennen die Bummtschaks ohnehin von Mainz 05, ich sach nur Karnevalsverein… Und das ist nur EIN Hit. Ach was: hingehen und abrocken, das ist an der Johannisnacht ein Muss! Termin: Montagabend, vor dem Feuerwerk. Wir sehen uns auf dem Schillerplatz

8. Zum Abschlussfeuerwerk gehen

Das große Abschlussfeuerwerk bei der Johannisnacht über dem Rhein – Foto: gik
Montagabend, 22.00 Uhr, eine dichte Menge schiebt sich durch die Innenstadt Richtung Rheinufer. In den Seitenstraßen wird flott überholt, alles drängt in Richtung Fluss – es gilt, sich noch schnell einen guten Platz zu sichern. Jeder hat da so seine eigene Taktik: Die einen wandern auf die Theodor-Heuss-Brücke, die anderen nehmen noch schnell den Künstlermarkt mit, die dritten lassen sich einfach von der Menge am Rathaus irgendwohin schieben.

Gewiefte Taktiker bewaffnen sich im Kulinarium noch schnell mit einer Flasche Wein und suchen einen guten Platz am Rheinufer auf dem Weg Richtung Malakoff-Park, um gemütlich abzuwarten. Die mit Geld oder guten Einladungen haben den Abend ohnehin schon auf einem Schiff verbracht und drängen sich jetzt an Deck, während sich ihr Schiff auf die ausgewiesene Position manövriert – Bootstouren zum Abschlussfeuerwerk der Johannisnacht sind ein beliebtes Mittel.

Dann schießt um Punkt 22.30 Uhr die erste Rakete von einem Ponton-Kahn in der Rheinmitte in den verblassenden Abendhimmel, und es entfaltet sich ein Feuerwehr, das wirklich (fast) jedem Vergleich standhält. Und während die Feuerwerker Bilder aus Pyrotechnik in den Nachthimmel malen, erschallt von den Ufern des Rheins zigtausendfaches Aaahh und Ooohh. Dann ist die Johannisnacht wieder einmal vorbei, und nach einem letzten Absacker in der Stadt heißt es: Adieu Johannisnacht – bis nächstes Jahr!