Saarlouis. Cyberkriminalität wird für immer mehr Unternehmen zum Problem. Auch für größere Unternehmen. Das hat eine Umfrage ergeben, die der TÜV Rheinland veröffentlicht hat. Die saarländische Landesregierung will ihren Betrieben nun helfen. Denn die Betrüger sind einfallsreich.

Plötzlich funktioniert nichts mehr. Scheinbar alle Tasten sind blockiert. Gleichzeitig schrillt ein lautes Geräuch durch den Lautsprecher. Eine Schrift erscheint: Der Computer sei angegriffen worden, Microsoft müsse ihn vom Netzwerk holen, biete aber eine Hotline an, von der sich die Kunden helfen lassen könnten.

Es sind Betrüger. An einer Berliner Nummer geht ein Call-Center ran, die Mitarbeiter sprechen mit starkem indischen Akzent, sind kaum zu verstehen. Unter dem Vorwand, helfen zu wollen, lassen sie sich online Zugriff auf den Computer geben. Dann wollen sie ein Sicherheitspaket installieren. Um dieses zu bezahlen, soll der Kunde seine Daten angeben: Kreditkarte, Paypal oder Konto.

Um es kurzu machen: Es handelt sich um Betrüger. Wer ihnen den Zugriff auf den Rechner gewährt, hat einiges an Arbeit vor sich, damit der wieder sicher wird. Wer ihnen die Kontodaten gibt, muss fürchten, dass sie sein Geld abfischen. Pishing nennt sich dieser Vorgang. Diese Betrugsmasche kommt in vielen Varianten vor.

Unternehmer sind stärker gefährdet

Genau darin liegt ein Problem: Die Cyberkriminellen sind einfallsreich. Nahezu täglich kommen neue Varianten vor, die auch Polizei oder Verbraucherschutz noch nicht kennen. Besonders betroffen sind Unternehmer. Sie sind nicht nur davon bedroht, Geld zu verlieren. Denn bei ihnen geht es auch um Geschäftsgeheimnisse.

Deswegen will das saarländische Wirtschaftsministerium ihnen nun unter die Arme greifen. Zu diesem Zweck findet an diesem Donnerstag die dritte regionale Infomesse zum Thema Cybersicherheit für kleine und mittlere Unternehmen statt. Im Victor’s Residenz-Hotel in Saarlouis gibt es ab 17 Uhr Informationen und Vorträge.

„Digitalisierung braucht Sicherheit“, sagt Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD). „Der Einzug digitaler Technologien stellt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen. Cyberattacken und Datendiebstahl können den wirtschaftlichen Erfolg beeinträchtigen. Davor gilt es unsere Saarwirtschaft zu schützen.“

Selbst IT-Experten nicht geschult

Der TÜV Rheinland empfiehlt Unternehmern ein Umdenken: „Viele Unternehmen haben Cybersecurity lange Zeit nicht als Geschäftsrisiko, sondern als IT-Problem betrachtet. Diese Sichtweise hat der Angriff mit der Schadsoftware NotPetya im Jahr 2017 verändert“, sagt Wolfgang Kiener, weltweit als führender Experte verantwortlich für das Thema Threat Management bei TÜV Rheinland. NotPetya habe einen Schaden von mehreren hundert Millionen Euro verursacht.

Die Unternehmen täten sich noch schwer, wie die Umfrage zeigt, teilt der TÜV Rheinland mit: 41 Prozent der Befragten hätten noch nie im Betrieb eine Schulung zum Thema Datenschutz veranstaltet. Sogar bei den IT-Fachkräften habe ein Viertel noch nie an solchen Schulungen teilgenommen. Der TÜV empfiehlt das Gegenteil: Alle Beschäftigten in die Cybersicherheit einbeziehen. Schließlich kann jeder zum Beispiel mit einem USB-Stick zum Einfalltor für Cyberkriminellen werden.

Wer sich für die Messe der Landesregierung anmelden will, kann dies über die Mailadresse m.bachmann@wirtschaft.saarland.de tun.