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Hier kommt das andere Ende der Leine zu Wort: der Don. Nach Essen, Jagen und Essen ist Gassigehen meine liebste Beschäftigung. Doch die Freude daran ist ein wenig getrübt: Nach und nach stehen weniger Bäume an meiner Route. Und sogar das Gebüsch wird weniger.


Gut. Eigentlich dient das Gassigehen einem Zweck. Einem bestimmten. Die Menschen reden von Geschäft. Aber ich verdiene kein Geld damit. Geschweige denn Leckerli. Es sei denn, ich treffe auf andere Frauchen und Herrchen.

Auf jeden Fall bin ich mit diesem „Geschäft“ eigentlich nach einer Viertelstunde durch. An Silvester schaffe ich das alles sogar in zwei Minuten. Doch trotzdem enden unser Spaziergänge dann nicht. Manchmal dauern sie mehrere Stunden. Zu den wenigen guten Eigenschaften des Dicken gehört sein Wille, viel zu laufen.

Wenigstens schämen sie sich

Aber vielleicht liegt es am Alter. Doch in letzter Zeit macht mich das Gassigehen ein wenig schwermütig. Immer öfters kommen wir an leeren Stellen vorbei, wo früher Bäume standen. Und dass da Säcke mit Zement rumliegen, lässt auf nichts Gutes schließen, was da demnächst kommt.

Foto: Der Dicke

An der Kommissbrotbäckerei sind jetzt welche verschwunden. Über Nacht. Montags gehst du da spazieren, dienstags woanders und mittwochs sind sie weg. Groß drüber reden tun die nicht, die das verantworten. Immerhin. Wenigstens scheinen sie sich dafür zu schämen.

Auch das Gebüsch wird immer weniger. Jetzt ist das an der Treppe weg, die vom Pfeiler der Hochbrücke hoch zum Hartenbergpark führt. Den ganzen Weg entlang. Gott, war es spannend, da die Nase reinzuhalten. Und jetzt ist da nix mehr zum Schnuppern. Zum Glück liegen da keine Betonsäcke rum. Noch nicht.

Aufwerten heißt Beton

Nun verändern sich Dinge. Sicherlich. In einer Stadt auch. Doch ich lebe jetzt seit 56 Jahren in Mainz. Bäume verschwinden habe ich in der Zeit viele gesehen. Ich könnte mich an keinen einzigen erinnern, der an deren Stelle dazu gekommen wäre. Für Gebüsch gilt das Gleiche.

Wenn Mainz Plätze neu gestaltet, dann spricht die Stadt von „Aufwerten“. Tolles Wort. Nur versteht die Stadt halt unter Aufwerten, einen Platz mit Beton voll zu sch… schprühen. Zu riechen bleibt da nichts mehr. Dafür sind diese Plätze im Sommer die Hölle, denn die Erhitzen sich in der Sonne effektiver als mancher Backofen.

Immerhin: Es gibt auch gute Nachrichten. Wenn ich nicht an Bäumen riechen kann, so interessiere ich mich doch sehr für Müll. Und davon liegt in Mainz immer mehr rum. Ganze Spaziergänge könnte ich damit verbringen, in Müll zu kramen. Das sei keine gute Nachricht, meint zwar der Dicke. Aber was versteht der schon davon.

Mehr Teile der Serie findet Ihr hier.

 

Der Dicke und ich, ich im Vordergrund. Selfie: Der Don