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BYC-News Exklusiv | In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (31. Dezember 2021) knallte es in Mainz-Mombach gleich zweimal in kurzen Abständen. Silvesterböller waren jedoch nicht die Ursache für die ohrenbetäubenden Schläge. BYC-News war vor Ort.


Geldautomatensprengung mit anschließender Flucht

Gegen 2:20 Uhr machten sich Geldautomatensprenger an einem Geldautomaten im Westring in Mainz-Mombach zu schaffen. Das übliche Procedere: Ein Geldautomat in der Nähe einer Autobahn, Sprengstoff, ein schnelles Fluchtfahrzeug, mehrere maskierte Täter, ein kurzes Zeitfenster und normalerweise eine reibungslose Flucht in unbekannte Richtung. Diesmal rechneten die unbekannten Täter jedoch nicht damit, dass die Polizei so schnell am Einsatzort eintreffen würde.

Zusammenstoß mit Streifenwagen auf der Flucht

Die Tat gelingt, der Geldautomat fliegt in die Luft, die Geldkassetten liegen frei. Der hochmotorisierte Audi RS6 wird beladen. Die Täter starten ihre Flucht, fahren vom Tatort am Westring in Richtung Obere Kreuzstraße. Auf der Kreuzung Suderstraße / Kreuzstraße begegnen sie dem ersten Streifenwagen, der zum Einsatzort eilt, es kommt zum Zusammenstoß. Die Berufsfeuerwehr wird von Anwohnern gegen 2:35 Uhr zu beiden Vorfällen alarmiert.

Audi RS6 getarnt als Polizeifahrzeug

Das skurrile, das schwarze 580 PS starke Fluchtfahrzeug mit gestohlenen Kennzeichen ist mit Blaulicht ausgestattet. Durch den Zusammenstoß bricht die hintere Achse des Fahrzeugs. Der Kombi bleibt stark beschädigt und nicht mehr fahrbereit, mit eingeschaltetem Blaulicht auf der Kreuzung stehen. Der Streifenwagen kommt erst nach 100 Metern zum Stillstand. Die Polizisten schalteten blitzschnell, stiegen glücklicherweise unverletzt aus, rannten in Richtung Audi, zogen ihre Waffen.

Tätern gelingt die Flucht trotzdem

Nach ersten Informationen, die dieser Onlinezeitung vorliegen, steigen die Täter ebenfalls umgehend aus und lassen sich von den Polizisten mit den gezogenen Waffen nicht beeindrucken. Bekannt dafür skrupellos und ohne Rücksicht auf Verluste zu handeln, traten die Täter umgehend ihre Flucht zu Fuß in Richtung Rheinallee an. Ob die Täter ebenfalls scharfe Schusswaffen im Gepäck hatten, ist unklar. Eine große Tasche, sehr wahrscheinlich mit einem Teil der Beute blieb jedenfalls am Unfallort, hinter dem PS-Boliden zurück.


Tatwerkzeuge werden in Tatortnähe gefunden

Am Stollhenn, an einer Tankstelle, ungefähr 300 Meter vom Tatort entfernt, werden Sturmhauben und Stirnlampen von der Polizei auf einer Parkbank gefunden und sichergestellt. Offenbar rechneten auch hier die Täter nicht mit dem Spürsinn der Beamten. Jedoch können die Täter unerkannt flüchten, können trotz Ringfahndung, Polizeihubschrauber und starken Kräften bei der Suche, können die Diebe nicht von der Polizei geschnappt werden.

Trotz Flucht ein Erfolg für die Mainzer Polizei

Noch während der Fahndung begann die Arbeit für die Spurensicherung der Kriminalpolizei. Da vorerst unklar war, ob sich noch Sprengstoff im Fluchtwagen der unbekannten Täter befindet, wurden auch Delaborierer zum Tatort geordert, diese nahmen den zurückgelassenen Audi genau unter die Lupe. Gegen 04:30 Uhr mussten knapp 20 Anwohner im Umkreis von 100 Metern sicherheitshalber ihre Häuser verlassen. Von den Tätern fehlt jede Spur, jedoch ist sicher, an Tat- und Fluchtfahrzeug wird die Kriminaltechnik der Mainzer Polizei sicherlich fündig.

Warum die Täter flüchten konnten:

Wie die Polizei Mainz auf Anfrage von BYC-News um 8:15 Uhr mitteilte, konnte bislang noch keiner der Täter gefasst werden. Die Fahndungsmaßnahmen werden daher nochmals ausgeweitet.

Ein Sprecher der Polizei erklärte auch, wie es dazu kam, dass die Täter flüchten konnten obwohl die Polizisten die Waffe gezogen hatten: Die Täter seien nach dem Zusammenstoß umgehend ausgestiegen und geflüchtet, sodass die Distanz zwischen ihnen und der Polizei rund 100 Meter betragen habe, als die Beamten die Waffe zogen. Eine Dienstwaffe der Polizei habe jedoch lediglich eine sichere Distanz von 20 Metern. Die Distanz sowie die Tatsache, dass sich die Situation mitten in einem Wohngebiet abspielte, sei schließlich entscheidend gewesen, sodass die Polizisten nicht von der Schusswaffe Gebrauch machen konnte. Hinzu käme, dass die Polizei natürlich nicht einfach leichtfertig die Schusswaffen einsetze. Ob die Täter bewaffnet sind, sei der Polizei nicht bekannt.


Sprengstoff im Fluchtauto gefunden

Zudem teilte der Sprecher mit, dass in dem verunfallten Fluchtfahrzeug noch Reste von Explosivsprengstoffen gefunden wurden. Spezialisten des Landeskriminalamtes seien bereits vor Ort und werden beurteilen, ob der Sprengstoff kontrolliert gesprengt werde. Auch der Geldautomat werde noch auf Restsprengstoff überprüft.

Nach Informationen von BYC-News wurde der gefundene Sprengstoff gegen 8:45 Uhr am großen Sand in Mainz-Mombach kontrolliert gesprengt.

Andauernde Sperrung der Straße

Die Straße ist noch immer vollgesperrt, das Fluchtfahrzeug wird abgeschleppt. Verkehrsteilnehmer werden darum gebeten, den Bereich weiträumig zu umfahren. Auch im öffentlichen Personennahverkehr kommt es dadurch zu Behinderungen.

Das Fluchtfahrzeug sowie der Streifenwagen sind abgeschleppt, sodass die Sperrung der Straße nun gegen 9:40 Uhr aufgehoben werden konnte.

Im Einsatz sind:

  • Johanniter Unfallhilfe
  • ASB Rettungsdienst
  • DRK Rettungsdienst
  • Maltester Rettungsdienst
  • DLRG
  • Polizei Mainz
  • Kriminalpolizei
  • Wasserschutzpolizei
  • Polizeihubschrauber
  • Hundestaffel
  • Sprengstoffspezialisten des Landeskriminalamtes
  • SEG-Betreuung
  • Mainzer Mobilität
  • Abschleppdienst Reuter

Beobachtungen von BYC-News

Ein Redakteur von BYC-News befand sich gegen 7:05 Uhr auf dem Weg von dem Einsatz in Mainz-Mombach zum Redaktionsbüro in Wackernheim. Während er die Landstraße von Finthen in Richtung Wackernheim befuhr, bemerkte er plötzlich wie ein dunkler Wagen sich mit enormer Geschwindigkeit und ausgeschalteten Lichtern von hinten näherte. Erst als der Wagen sich kurz hinter dem BYC-News Redaktionsauto befand, wurde das Fernlicht angeschaltet. Der dunkle Wagen fuhr mit geschätzt 200 Stundenkilometern vorbei, wobei der Redakteur dieser Online-Zeitung erkannte, dass es sich dabei um einen mit mehreren Personen besetzten Audi RS6 handelte. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit war dieser jedoch bereits am Wackernheimer Kreisel außer Sichtweite.

Umgehend wurde der Notruf gewählt und die Beobachtungen geschildert. Die Polizei reagierte im Handumdrehen und schickte mehrere Streifenwagen zu der genannten Örtlichkeit. Ob es sich dabei um ein weiteres Fluchtfahrzeug handelte ist unklar, denn die Suche nach dem dunklen Wagen blieb ergebnislos.

Zeugenaufruf der Polizei

Die Kriminalpolizei Mainz hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei bittet auch weiterhin darum, auffällige Beobachtungen oder das Auffinden von Gegenständen mitzuteilen. Es wird dabei gebeten, Gegenstände nicht anzufassen um zum Beispiel Fingerabdrücke nicht zu vernichten. Hinweise bitte an die Kriminalpolizei Mainz unter 06131-653633 oder in dringenden Fällen an den Notruf der Polizei.

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