Die Enquêtekommission Demografischer Wandel des Landkreises Mainz-Bingen widmete sich in ihrer jüngsten Sitzung dem Thema „Übergang Schule-Beruf“ und machte auf coronabedingte Probleme von Jugendlichen aufmerksam.


Besorgniserregend wirken die gesunkenen Ausbildungszahlen

In der Sitzung wurde der Blick aus verschiedenen Perspektiven auf die Situation rund um den Übergang von Schule zu Beruf gelenkt: aus schulischer Sicht, aus den Augen der Berufsberatung und aus dem Blickwinkel von Unternehmen und der Handwerkskammer. Aus den sechs Praxisberichten wurde sehr deutlich, vor welchen Herausforderungen sowohl Schulabsolventinnen und -absolventen als auch Ausbildungsbetriebe stehen.

Besorgniserregend wirken die gesunkenen Ausbildungszahlen in Deutschland, aber auch im Landkreis Mainz-Bingen, die sich vor allem durch die andauernde Corona-Pandemie verschlechtern – das stellte Jaqueline Brossart, Bildungsmonitoring des kommunalen Bildungsbüros des Kreises, sehr eindrücklich in ihrem Impulsvortrag dar. Ein Short Report zur beruflichen Situation im Landkreis erscheint in Kürze und kann von der Homepage des Landkreises heruntergeladen werden.

Die Problematik: Unsichere Perspektiven veranlassen immer mehr Jugendliche zu einem längeren Verbleib in der Schule. Schlechte Schulnoten durch Unterrichtausfälle und eingeschränkte Berufsberatung erschweren die Bewerbungen bei gewünschten Unternehmen. Wegen der Corona-Pandemie können Schülerinnen und Schüler nicht wie gewohnt Praktika in Betrieben machen und Ausbildungswünsche mit der realen Arbeitswelt „abgleichen“. Ein sehr bedauerlicher Zustand, wie die sechs Referentinnen dieser Veranstaltung bestätigten. Junge Menschen könnten keine Erfahrungen in Berufsfeldern sammeln und individuelle Stärken und Schwächen austesten. Um dieser Herausforderung zu begegnen, ist der Austausch zwischen lokalen Akteuren wie der Agentur für Arbeit, der Verwaltung sowie den Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern wichtiger denn je. Hierzu wurde in der Sitzung ein wichtiger Grundstein gelegt.

Zitate aus der Sitzung:

„Für die Schüler unserer Schule ist es aktuell sehr schwer den Übergang zwischen Schule und Beruf zu meistern, da die fehlenden praktischen Erfahrungen nicht durch das digitale Lernen aufgefangen werden können. Dadurch entsteht eine stetig wachsende Unsicherheit bei den Schülerinnen und Schülern der aktuellen Abschlussklassen“, sagt Katrin Michel, Berufswahlkoordinatorin, Realschule Plus Am Scharlachberg, Bingen

„Aktuell finden Bewerbungsgespräche und Angebote der beruflichen Orientierung meist digital statt. Jugendliche aus benachteiligten Elternhäusern verfügen aber häufig nicht über die notwendige technische Ausstattung bzw. scheitern oft schon an einer unzulänglichen Netzinfrastruktur“, betont Melanie Bauer, Beraterin U 25, Jobcenter Mainz-Bingen, und Jugendberufsagentur Plus (JBA+).

„Die Covid-19 Pandemie hat das sowieso schon schwierige Suchen nach neuen Fachkräften vor weitere, ungeahnte Probleme gestellt. Nur gemeinschaftlich mit Eltern, Bildungsstätten und den jungen Menschen selbst wird es gelingen, die „Generation Corona“ in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, so Jennifer Albrecht, Bereich Ausbildung, SBW Globus Gensingen.

„Als Handwerkskammer Rheinhessen haben wir uns der besonderen Herausforderung angenommen, den Jugendlichen trotz der aktuellen Situation auf vielfache Weise berufliche Orientierung ins Handwerk zu bieten: Digitale Berufsorientierung mit dem gewissen Etwas, Online-Treff am Mittwoch und der MAKERSPACE #machdeinhandwerk im lulu, Mainz“ sagt Monika Kloster, HWK Rheinhessen, Coach betriebl. Ausbildung.