keith davey tPobOd1M T4 unsplash
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Großbritannien hat seit jeher eine enge Beziehung mit Australien. Das ist wenig überraschend, wenn man realisiert, dass das Land für eine lange Zeit als Strafkolonie für britische und irische Verurteilte fungierte.


Frühe Kolonisierung

1788 erreichte die erste Flotte an britischen Schiffen Sydney, Australien. Thomas Townshend, ein Mitglied des britischen Unterhauses und späterer erster Viscount von Sydney, beschloss die Gründung einer britischen Kolonie in Australien. Dies geschah aus mehreren Gründen. Erstens sollte sie als Alternative zum Transport von Sträflingen nach Nordamerika dienen, als die amerikanische Kolonie ihre Unabhängigkeit erlangte. Die Überführung von Verurteilten ins Ausland war häufig eine Alternative zur Todesstrafe, die damals für eine Vielzahl von Verbrechen, teilweise auch weniger schweren, verhängt wurde. Zweitens wurde Australien als wichtiger Stützpunkt angesehen, von dem aus die französische Expansion im Pazifik eingedämmt werden konnte. In einem Zeitraum von etwas mehr als 150 Jahren wurden mehr als 50.000 Sträflinge von Großbritannien nach Australien transportiert. Die Strafen reichten von sieben bis vierzehn Jahren.

Sträflinge wurden auch als kostenlose Arbeitskräfte für die ersten Siedler eingesetzt und wurden schließlich selbst zu Siedlern. Obwohl den Sträflinge Arbeit auf der Grundlage ihrer vergangenen Erfahrungen zugeteilt wurde, was die Arbeit etwas erleichterte, waren die Strafen außerordentlich hart. Auspeitschungen waren an der Tagesordnung und auch andere, deutlich härtere Strafen kamen regelmäßig vor.

Einige der Verurteilten wurden letztendlich zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der australischen Geschichte.

James Ruse

Im Alter von 23 Jahren wurde James Ruse wegen Einbruchdiebstahls verurteilt. Er wurde zu sieben Jahren Arbeitslager in Australien verurteilt. Die Reise alleine dauerte bereits 18 Monate. Ruse wurde letztendlich zu einem wahren Pionier der Landwirtschaft in Australien. Seine Bemühungen führten zur ersten erfolgreichen Maisernte in New South Wales zu einer Zeit, in der Nahrungsmittel Mangelware waren. Als Entlohnung erhielt er als allererster Australier ein Stück Land geschenkt und festigte sein Image als Landesheld. Im Laufe der Jahre baute Ruse sein Land weiter aus.

Mary Wade

Im Alter von nur 13 Jahren wurde Mary Wade zur Deportation nach Australien verurteilt. Ihr Verbrechen war der Diebstahl von Kleidung, wofür sie zunächst zum Tode durch den Strang verurteilt wurde. Die Strafe wurde später in eine Deportation umgewandelt. Mary Wade soll 21 Kinder gehabt haben, und man schätzt, dass sie heute mehr als 300 Nachkommen hat. Einer der bekanntesten ist der ehemalige australische Premierminister Kevin Rudd.

John Kelly

John Kelly bekam eine Freiheitsstrafe von 7 Jahren für das Stehlen einiger Schweine auferlegt. Nachdem er die Strafe ausgesessen hatte, festigte er sich in Australien. Auch wenn Kelly selbst kein besonders eindrucksvolles Leben lebte, so bekam er einen Sohn, der in die Geschichtsbücher einging, den berüchtigten gesetzlosen Ned Kelly. Nach dem frühen Tod von John Kelly suchte sein Sohn Ned nach Möglichkeiten, Geld zu verdienen und wurde schließlich zu einem Bandenführer. Kelly ist vor allem dafür bekannt, immer eine kugelsichere Weste zu tragen.

Frank the Poet

Francis MacNamara, besser bekannt als Frank the Poet, wurde wegen Diebstahls zu sieben Jahre Gefängnis verurteilt. Er ist für das berühmte Gedicht A Convict’s Tour to Hell bekannt und ihm wird auch die beliebte Moreton Bay Ballade zugeschrieben. Der Tod von MacNamara wurde seinerzeit in allen Zeitungen Australiens ausgeschrieben.

Australien besuchen: gegenwärtig ist lediglich ein Visum erforderlich

1886 wurde die Deportation nach Australien offiziell von der britischen Regierung abgeschafft. Die Geschichte Australiens als Strafkolonie hat dazu geführt, dass heute noch viele Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich, Irland und Australien bestehen. Viele Australier können noch immer Ihre Herkunft bis in das Vereinigte Königreich oder Irland zurückleiten.

Viele der Orte, die in der Kolonialzeit eine Schlüsselrolle spielten, etwa der berühmte Port Arthur in Tasmanien oder das Ned Kelly Museum in Glenrowan, Victoria, können gegenwärtig besucht werden. Auch wenn Australien auf der anderen Seite der Welt liegt, sind reisen dorthin relativ einfach in Bezug auf die verpflichtenden Dokumente. Das obligatorische Visum für Australien kann online beantragt werden. Reisende können zwischen dem eVisitor Visum (subclass 651) oder der ETA Australien (subclass 601) entscheiden. Beide Visa bieten dieselben Reisebedingungen, aber die ETA ist für Staatsangehörige aus einer größeren Anzahl Ländern erhältlich, während das eVisitor Visum günstiger ist und schneller genehmigt wird. Die Visa sind auch für Reisen nach Tasmanien gültig.

Die Dauer, die man mit einem Visum oder ETA in Australien verbringen darf, ist sehr großzügig. Pro Reise darf man sich bis zu drei Monate in Australien aufhalten und man darf innerhalb von 12 Monaten beliebig oft mit diesen Visa nach Australien einreisen.