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Nachrichten Groß-Gerau | Im Kreis Groß-Gerau gibt es zwei neue Rettungswagen, die schon bald zum Einsatz kommen. Genauer gesagt: Eines der Fahrzeuge in Gernsheim, das andere in Groß-Gerau. BYC-News war bei der Rettungswache in Groß-Gerau vor Ort und sprach mit Andreas Klink, dem Leiter der Groß-Gerauer Rettungswache darüber, welche Neuerungen und Besonderheiten es bei den beiden Fahrzeugen gibt.


Mitarbeiter wurden befragt

Vor der Anschaffung der beiden neuen Fahrzeuge wurden die Mitarbeiter des DRK im Kreis Groß-Gerau befragt, welche Verbesserungen sie vorschlagen würden. Einige der Änderungsvorschläge wurden bei der Bestellung und der Einrichtung der neuen Fahrzeuge beachtet. Dabei wurde besonderen Wert auf die Ergonomie gelegt und darauf, den Rettungskräften das Arbeiten zu erleichtern. So auch zum Beispiel bei dem neuen Raupenstuhl.

Ergonomischeres Arbeiten dank Raupenstuhl und elektronischer Fahrtrage

Im Gegensatz zu den älteren Fahrzeugen sind die beiden neuen mit einem Raupenstuhl anstelle eines gewöhnlichen Tragestuhls ausgestattet. Dieser erleichtert es den Einsatzkräften, Patienten die Treppen runter zu bringen. Denn die Patienten müssen nun nicht mehr von den Notfall- und Rettungssanitätern getragen werden. Stattdessen können sie den Patienten nun mit Hilfe des Raupenstuhls die Treppen herunter gleiten lassen. Die Neuanschaffung hat noch einen weiteren Vorteil: Das Gewicht des Raupenstuhls ist wesentlich geringer als das des Tragestuhls. So sei es auch problemlos möglich, dass jüngere und weniger kräftige Kollegen das wichtige Hilfsmittel allein aus dem Rettungswagen holen können, erklärt Klink.

Darüber hinaus verfügen die neuen Fahrzeuge jetzt auch jeweils über eine Elektrofahrtrage von der Firma Kartsana. Diese fährt samt dem Fahrgestell vollelektrisch aus und kann ebenfalls herunter und wieder hochfahren. Die Elektrofahrtrage bietet die optimale Ergänzung zum Raupenstuhl, denn dadurch muss der Patient lediglich vom Stuhl auf die Trage umgelagert werden. Alles Weitere übernimmt dann die Trage und das Arbeiten für das Rettungsdienstpersonal wird ergonomischer. Auch wenn der Patient im Krankenhaus angekommen ist, fährt die Trage elektrisch neben das Krankenhausbett, sodass auch hier die Sanitäter entlastet werden.

Neues Rettungsfahrzeug | Foto: Meikel Dachs – BYC-News

Schiebetüren für mehr Sicherheit

Doch auch vermeintlich kleinere Neuerungen bringen im alltäglichen Dienst der Rettungskräfte entscheidende Vorteile. So wurde die seitliche Schwenktür am Rettungswagen durch eine Schiebetür ersetzt. Das macht besonders den Einsatz im Straßenverkehr sicherer. „Oft ist es beim Öffnen der Schwenktür nicht möglich den nachfolgenden Verkehr einzusehen. Das kann zu Gefahrensituationen führen. Bei der Schiebetür haben wir das Problem nicht“, erklärt Klink. Auch in der doch recht engen Fahrzeughalle ist die Schiebetür ein echter Vorteil, spart Platz und erleichtert das Ein- und Aussteigen. Dank der neuen Tür kommen die Retter auch schneller und besser an den Notfallrucksack, was im Notfall wertvolle Sekunden spart.

Neues Rettungsfahrzeug | Foto: Meikel Dachs – BYC-News

Sicherheit im Straßenverkehr

Ein weiterer großer Wunsch der Einsatzkräfte war die Sicherheit und die bessere Wahrnehmung im Straßenverkehr. Denn immer wieder kommt es vor, dass der Rettungswagen trotz Blaulicht und Martinhorn von anderen Verkehrsteilnehmern nicht rechtzeitig wahrgenommen wird. So hört man immer wieder von Unfällen mit Rettungsfahrzeugen, die auf dem Weg zum Patienten sind oder sogar mit diesem an Bord schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Um dem entgegenzuwirken, wurden die neuen Fahrzeuge mit Frontblitzern auf Augenhöhe und besonders hellen LED’s ausgestattet. Zudem fahren die beiden neuen Rettungsfahrzeuge nun wieder mit Pressluft-Signal, was die Hörbarkeit des Martinhorns um einiges steigert. Diese Technik wird auch von der Feuerwehr verwendet.

Zudem wurden die neuen Fahrzeuge mit Freisprecheinrichtungen ausgestattet, sodass auch im Notfall der Fahrer das Funkgerät nicht mehr in die Hand nehmen muss. Denn das ist, genauso wie für alle anderen Verkehrsteilnehmer, auch für Rettungskräfte verboten.

Neues Rettungsfahrzeug | Foto: Meikel Dachs – BYC-News

Bei 130 ist Schluss

Um die Sicherheit für die Rettungskräfte, die Patienten und die anderen Verkehrsteilnehmer zusätzlich zu erhöhen, werden die neuen Rettungsfahrzeuge bei 130 Stundenkilometern abgeriegelt. Andreas Klink erklärt: „Die Fahrzeuge haben 6-Zylinder Motoren und 190 PS, die haben schon Dampf unter der Haube. Zudem haben die Autos haben ein zulässiges Gesamtgewicht von 5,5 Tonnen und gelten damit als LKW. Und LKWs dürfen eigentlich nur 80 Stundenkilometer fahren. Daran müssen auch wir uns halten, solange wir nicht mit Blaulicht und Martinhorn unterwegs sind. Mit Sonderrechten dürfen wir dann schneller fahren. Natürlich muss man aber auch hier immer die Sicherheit im Auge behalten. Wir haben uns deshalb dazu entschieden, die Fahrzeuge bei 130 Stundenkilometern abzuriegeln. Letzt endlich bringt es niemandem etwas, wenn wir uns mit dem Fahrzeug auf die Seite legen.“

Die neuen Fahrzeuge sind Schwerlasttransporter

Bislang gab es nur in Rüsselsheim und Groß-Gerau Schwerlasttransporter. Nun kommen noch zwei weitere hinzu, denn bei den neuen Fahrzeugen handelt es sich ebenfalls um Schwerlasttransporter. Diese ermöglichen auch den Transport von Patienten mit einem sehr hohen Körpergewicht. Für diese Patienten gibt es dann auch die Möglichkeit, Verbreiterungen an die Fahrtrage zu bauen.

Dadurch können mit den beiden Fahrzeugen Patienten mit einem Gewicht von bis zu 300 Kilogramm transportiert werden. Zum Vergleich: Bei einem normalen Rettungswagen ist ab einem Patientengewicht von rund 220 Kilogramm Schluss, zudem diese Tragen auch nicht Elektrisch sind.



Ausbau der neuen Fahrzeuge

Den gesamten Ausbau der Fahrzeuge hat die in der Branche bekannte Firma Fahrtec in Neubrandenburg ausgebaut gefertigt. Dort wird jeder Rettungswagen individuell auf Wunsch des Kunden ausgebaut. Jedes Teil wird separat verschweißt und montiert, sodass am Ende ein hoher Qualitätsstandard und eine lange Lebensdauer stehen.

„Die Planung mit den Spezialisten von Fahrtec hat einen ganzen Tag gedauert. Da wird wirklich alles mit dem Kunden besprochen und individuell angepasst“, sagt der Leiter der Rettungswache. Die Fahrzeuge wurden im September 2020 bestellt und sollten eigentlich schon im Dezember fertig sein. Aufgrund von Verzögerungen in der Corona-Pandemie hat das Ganze allerdings etwas länger gedauert.

Die Fahrzeuge sind sechs Jahre im Einsatz und legen während dieser Zeit im Durchschnitt 300.000 Kilometer zurück. Die Kosten für einen neuen Rettungswagen liegen bei rund 135.000 Euro.