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Hier kommt das andere Ende der Leine zu Wort: der Don. Mir ist dieser Beitrag von Herzen unangenehm. Um nicht zu sagen – peinlich. Aber ich muss es einfach mal sagen: In letzter Zeit ist der Dicke richtig nett zu mir. Das wirft Fragen auf. Wie: Warum? Und was will er?

Auf der Rückseite des Hauses ist ein Geruch. Der fasziniert mich. Die menschliche Sprache ist viel zu arm, um ausdrücken zu können, was in einer Hundenase vor sich gehen kann. Ihr müsst mir einfach mal vertrauen: Der Geruch hinterm Haus ist so toll, dass ich am liebsten nicht mehr weggehen würde.

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich dahin durfte. Die Wiese hinterm Haus liegt nicht auf unseren Gassirouten – und mein Ziehen dahin hat der Dicke lange Zeit ignoriert. Bis er abends ein einsehen hatte, die Leine klickte und ich nach dem Lastpiss alleine dort hindurfte. Das fand ich aufmerksam. Mittlerweile darf ich zwei mal am Tag hin. Morgens kommt der Dicke mit, um zu schauen, ob ich was hinterlassen hab‘.

Hallo, Morgen-Napf

Die größte Veränderung ist der Morgen-Napf, den der Dicke eingeführt hat. Das ist meine persönliche Corona-Hilfe und ersetzt das, was mir durch die Lappen geht, weil ich den Norbert nicht mehr treffe, die Heike, die Silke oder den Günter und all die anderen.

Vielleicht ist der Dicke deshalb in letzter Zeit netter zu mir. Weil wir andere, die wir lieben und jetzt vermissen, nicht mehr sehen können. Und mehr miteinander zuhause sind. Wir spielen jetzt auch wieder deutlich mehr mit dem Ball, als wir das zwischenzeitlich getan haben.

Und wir gehen mehr Gassi. Wir bleiben dann auch länger am Waldrand dran. Der ist von allen Geländearten am spannendsten, weil sich im Unterholz so viel jagbares Wild versteckt. Zwar sehe ich durchaus das genervte Gesicht des Dicken – doch er zeigt eine erstaunliche Geduld. Für seine Verhältnisse.

Ich höre besser

Ich bin allerdings auch netter zum Dicken, komme schneller, wenn er ruft und verhalte mich ruhig, wenn er das für nötig hält. Jetzt da wir so viel alleine sind, würde es mir deutlich mehr ausmachen, wenn er sauer auf mich wäre. Daher vermeide ich diese Situationen.

Andererseits hat mir der Dicke gesagt, ich solle nicht „nett“ schreiben. Das sei gar nichts Gutes. Das höre sich nur so an. Menschen! Nett sei die kleine Schwester von… ich will das hier nicht wiedergeben. Hier lesen ja Kinder mit. Der Toschka sei nett. Ich verstehe den Dicken nicht.

Beim Toschka und bei Bianca habe ich immer was zu essen bekommen. Wenn nett heißt, Hunde zu füttern, wie kann das dann was Schlechtes sein? Wieder so ein Unfug von dem Dicken.

Aber wenn es ihm lieber ist, lass ich mir heute Abend einfach ein paar Minuten Zeit und komm erst nach seinem dritten oder vierten Rufen. Seine Stimme verändert sich dann in meinen Ohren so – aber da ist die menschliche Sprache auch zu schwach für, um diese Unterschiede zu erklären. Sagen wir es, damit Ihr es versteht: Der Dicke klingt dann nicht mehr nett.

Der Dicke und ich, ich im Vordergrund. Selfie: Der Don