Es ist ungewohnt. Die Sonne scheint und jeder verspürt den Drang nach draußen zu gehen. Sich ein Eis zu holen. Sich mit zahlreichen Freunden und Bekannten an den Rhein zu setzen, um die ersten Sonnenstrahlen des Jahres zu genießen. Und jetzt sollen wir genau das nicht tun?

 


Abstand halten

Die Regierung, Ärzte und Forscher empfehlen zuhause zu bleiben. Wenn das nicht möglich ist, dann zumindest Abstand zu halten. Doch wer will das schon? Was man will oder nicht, ist derzeit ziemlich egal. Man hat sich daran zu halten. Um nicht falsch verstanden zu werden: Auch ich gehe vor die Tür. Auch ich treffe andere Menschen. Aber ich setze mich nicht in überfüllte Bars oder stelle mich gemeinsam mit 50 anderen Personen in eine Schlange, nur um ein Eis zu bekommen. Denn die Devise lautet: Zu so vielen Menschen wie möglich einen gewissen Abstand halten.

Denn es ist ein Unterschied, ob man sich mit nur fünf Menschen trifft oder mit 50. Jede Kontaktperson ist ein potentieller Multiplikator. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass sich unter den 50 Personen jemand befindet, der erkrankt ist – vielleicht ohne es selbst zu wissen.

Das Wichtigste ist, dass Apotheken und Lebensmittelgeschäfte, die der Versorgung der Menschen dienen, geöffnet bleiben.

Doch auch beim Einkauf und anderen notwendigen Erledigungen sollte darauf geachtet werden, den Kontakt zu anderen Menschen bestmöglich zu vermeiden. Auch hier gilt ein Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter. Außerdem: In die Ellenbogen husten und niesen. Nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht greifen und Hände waschen sobald man zuhause ist.

Die Maßnahmen vom 16. März 2020 im Video | Bitte beachten und anschauen! Diese gelten Bundesweit

Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und der stellvertretende Ministerpräsident Volker Wissing (FDP) haben über weitere Schritte und Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus informiert.Die wichtigsten Infos aus der Pressekonferenz könnt ihr bei SWR Aktuell hier nachlesen: https://bit.ly/2QjWl10 Eine Übersicht darüber, welche Betriebe nun ihren Betrieb einstellen müssen, haben wir hier erstellt: https://bit.ly/2Qk95oo

Gepostet von SWR Aktuell am Montag, 16. März 2020

Nicht allein die Regierung ist in der Pflicht

Die Regierung sollte ihr Möglichstes tun, um die Ausbreitung zu verlangsamen. Das ist klar. Dass noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, dürfte ebenfalls jedem bewusst sein. Das aktuelle Vorgehen ist ein langsamer Shutdown – Schritt für Schritt und nicht alles auf einmal. Das kann man gutheißen oder eben nicht. Doch mit einem gesunden Menschenverstand schiebt man nicht sämtliche Verantwortung auf die Regierung ab. Man kann nicht gleichzeitig auf die Regierung schimpfen und sich dann aufgrund des schönen Wetters in die ewig lange Schlange vor einer Eisdiele stellen. Das ist Doppelmoral.

Foto: David Deichmann

Aussagen wie „Ich bin jung und gesund. Wenn ich krank werde, verläuft es bei mir sowieso mild“, die aktuell oft in den sozialen Medien zu lesen sind, sind völliger Quatsch. Ja, gesunde und junge Menschen überstehen die Krankheit besser. Manche haben gar keine Symptome. Doch niemand ist hier alleine auf der Welt (Das gilt übrigens auch für die Hamsterkäufer). Wer den Virus in sich trägt, steckt andere an. Andere, die vielleicht vorerkrankt sind. Andere, die vielleicht schon älter sind. Solidarität ist in dieser Zeit wichtig. Denkt an andere, die ihr anstecken könntet. Bei denen die Krankheit zum Tod führen könnte. Und vor allem denkt daran: Es könnte sich dabei auch um eure Lieben handeln.



Erst die Gesundheit, dann das Vergnügen

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ diesen Spruch kennt jeder. Und jeder weiß, was er bedeutet. Wir müssen ihn jetzt auf die aktuelle Situation übertragen. Jeder, der schnellstmöglich wieder ausgelassen mit anderen Menschen zusammen sitzen und feiern möchte, für den steht jetzt erstmal etwas Arbeit an. Nämlich die, sich nicht über die Empfehlungen von Ärzten, der Regierung und Virologen hinwegzusetzen. Aus Trotz private Partys mit zahlreichen Menschen zu feiern dient nicht der Sache. Doch viele begreifen das nicht. Es kann jeden treffen. Niemand ist absolut sicher und niemand sollte sich für unbesiegbar halten.

Österreich macht es richtig und zeigt, wie es geht. Denn die Menschen begreifen es selbst nicht. Was Österreich unternimmt? An einem Ort sollen sich nicht mehr als fünf Personen aufhalten. Sportplätze und Spielplätze sind geschlossen. Es wurden Ausgangssperren verhängt. Restaurants werden geschlossen. Einreisebestimmungen werden verschärft. Das sind nur einige Beispiele. Meine Hochachtung an Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz vor so viel Handlungswillen und Engagement. Und meine Hochachtung an die Österreicher, die in dieser Zeit geschlossen zusammen stehen.

Das Gesundheitssystem darf nicht überlastet werden

Für die, die es nicht wissen: Die Empfehlungen und Maßnahmen dienen in erster Linie dazu, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Niemand möchte die Situation bei uns wie sie in Italien ist. Dass es nicht genug Platz in Krankenhäusern gibt. Dass Menschen entscheiden müssen, wer behandelt wird und wer nicht. Wer leben soll und für wen sich eine Behandlung „nicht mehr lohnt“, weil sie zu alt sind. Genau das gilt es zu verhindern.

In diesen Zeiten müssen wir Solidarität zeigen. Deutschland muss zusammen halten und gemeinsam daran arbeiten, dass diese Krise schnellstmöglich überstanden wird. Für uns, für unsere Lieben, für die Wirtschaft und für unser Land. Dabei sollte niemand die Lebensfreude verlieren, denn eins ist sicher: Die Krise geht vorbei. Lasst uns gemeinsam alles dafür geben, dass das schnell geht und jeder seinen gewohnten Alltag wieder leben kann. Wenn jeder etwas mithilft und auf ein bisschen was verzichtet, dann geht es bald wieder bergauf. Denn es ist nicht die erste und nicht die schwerste Krise, die Deutschland je gemeinsam bewältigt hat.