Mainz. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) hat eine „Reihe von einschneidenden Maßnahmen“ vorgestellt, mit denen die Ausbreitung des Corona-Virus in Mainz eingedämmt werden soll. Ein Lockdown will die Stadt aber noch verhindern. Allein übers Wochenende sind 50 Neuinfektionen in der Stadt registriert worden.


Die neuen Regeln gelten in der Nacht zu diesem Dienstag, ab Mitternacht. Vorerst gültig sind sie bis zum 26. Oktober. Handel und Kitas sollen vorerst nicht betroffen sein, in den Schulen sind ohnehin Herbstferien.

Ab Mitternacht gilt:

  • Im öffentlichen Raum dürfen sich grundsätzlich nur noch fünf Personen oder die Mitglieder von zwei Hausständen gemeinsam aufhalten.
  • Für Kneipen, Restaurants und andere gastronomische Betriebe gilt eine Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr. Der Ausschank an der Theke wird verboten. Eine freie Platzwahl gibt es nicht mehr. Auch Buffets sind verboten. An den Tischen dürfen fünf unterschiedliche Personen oder die Mitglieder zweier Haushalte sitzen.
  • In der Zeit darf auch sonst kein Alkohol verkauft werden.
  • Bordelle bleiben komplett geschlossen.
  • Im Freien dürfen nur noch Veranstaltungen mit 250 statt 500 Teilnehmern stattfinden.
  • Im Inneren sind nur 50 statt 75 Teilnehmern erlaubt.
  • Private Feiern werden auf 20 Teilnehmer beschränkt.
  • Der Wochenmarkt bleibt als Teil der Grundversorgung vorerst geöffnet, Spezialmärkte wie Flohmärkte oder Antiquitätenbasare werden verboten – ebenso wie Messen.
  • In Bädern, Museen, Galerien, Casinos darf sich nur noch eine Person auf 20 Quadratmetern aufhalten, bisher waren es fünf Quadratmeter pro Person.
  • In Kinos, Theatern und Gotteshäusern gilt auch an den Plätzen Maskenpflicht.
  • Gruppen im Fitnessstudio werden auf fünf, in Tanzstudios auf sechs Personen beschränkt.
  • Fußballspiele müssen ohne Zuschauer ausgetragen werden. Bei Mainz 05 gegen Bayer Leverkusen wird die Besucherzahl auf 250 Menschen beschränkt.
  • „Kontaktsport“ und „Wettkampfsimulationen“ sind mit der Ausnahme von Profisport nicht zugelassen. Trainiert werden darf draußen nur in festen Gruppen bis zu 20, drinnen bis zu fünf Personen.

„Wir hoffen, dass die Maßnahmen bald greifen und wir nicht in Bildungsangebote eingreifen müssen“, sagt Ebling. Doch eingreifen müsse die Stadt. Mit 64 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner liege die Zahl so hoch wie noch nie.



Weiteres Steigen droht trotz Maßnahmen

Doch trotz der Maßnahmen könnte die Zahl der Neuinfektionen erstmal steigen, wie aus der Erklärung des Leiters des Mainzer Gesundheitsamtes, Dietmar Hoffmann deutlich wird: „80 bis 90 Prozent der bisherigen Neuinfektionen beruht auf der Kontaktauswertung von anderen betroffenen.“

Genau hier beginnt das Problem des Gesundheitsamtes: Im Schnitt kommen auf jeden Neuinfizierten 20 bis 40 Kontakte. Bei 50 Neuinfizierten sind das zwischen 1000 und 2000 Kontakten, die das Gesundheitsamt kontrollieren muss: „Wenn die Zahlen weiter ansteigen, können wir die Anzahl (an Tests) nicht mehr durchhalten.“

Die Gastronomie und „gastronomische Veranstaltungen“ sind laut Hoffmann momentan „Hotspots“, also Gelegenheiten, bei denen sich der Virus besonders stark ausbreitet. Auch der Sport sei in letzter Zeit hinzugekommen. Obendrein gebe es „viele kleinere Einzelereignisse mit privaten Feiern“.

Der Sport zeige, wie schwer die Verbreitung mitunter zu verstehen sei. So ist laut Hoffmann nicht klar, ob sich die Betroffenen beim Sport selbst anstecken oder beim Bierchen danach – oder aber auch, weil die Teilnehmer ohnehin viel Zeit miteinander verbrächten.