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Die Krankenkasse DAK-Gesundheit hat den Krankenstand für das vergangene Jahr vorgestellt. Der ist leicht zurückgegangen. Dennoch schlägt die Pandemie auf die Gesundheit der Pandemie durch. Erkrankungen des Rückens und der Psyche erreichen Rekordzahlen.


Für das Pandemie-Jahr 2020 macht die DAK zwei Trends aus: Die Deutschen lassen sich seltener krank schreiben. Aber wenn sie es tun, fallen sie länger aus als früher: Im Vergleich zu 2019 haben laut DAK Arbeitsausfälle im vergangenen Jahr 14,5 Prozent länger gedauert.

Fälle, in denen sich Menschen für drei oder weniger Tage haben krank schreiben lassen, sind nach der Analyse um ein Viertel zurückgegangen. Dafür nehmen Krankschreibungen, die länger als zwei Wochen dauern, deutlich zu.

Rückenerkrankungen bedeutsamer geworden

Die Kasse analysiert den Krankenstand jedes Jahr. Aus der Langzeitbeobachtung ergibt sich: 2020 fehlten Beschäftige wegen Rückenerkrankungen so oft im Job, wie seit Jahren nicht mehr. Im Vergleich zu 2019 stieg die Zahl der Ausfalltage um sieben Prozent. Jeder fünfte Fehltag geht demnach auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zurück.

Eine direkte Folge der Pandemie: „In der Corona-Pandemie sind Rückenerkrankungen bedeutsamer geworden“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Er führt das auf die Zunahme an Menschen zu, die im Homeoffice arbeiten. Betroffene würden länger bewegungslos vor dem Bildschirm sitzen bleiben. Zudem stieg in vielen Branchen die Dichte, der zu bewältigenden Arbeit.

Zudem sieht Storm „eine höhere Anspannung im Allgemeinen, was offensichtlich zu einer Zunahme von Fehltagen wegen Rückenschmerzen und bestimmten psychischen Diagnosen führt.“ Die Fachwelt spricht von „Anpassungsstörungen“. Dahinter verstecken sich vor allem psychische Erkrankungen. Sie erreichten laut DAK 2020 „einen neuen Höchststand“ und einen Zuwachs von acht Prozent innerhalb eines Jahres.

Mit 264 Fehltagen insgesamt waren nach der Analyse Seelenleiden der zweitwichtigste Grund für eine Krankschreibung. Sie seien häufig die Reaktion auf ein „belastendes Lebensereignis“. Dies könne sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes oder auch in Störungen des Sozialverhaltens ausdrücken.

Pandemie verändert Krankheitsgeschehen

Es ist laut der DAK die Pandemie, die „das Krankheitsgeschehen in der Arbeitswelt massiv verändert“. Dazu gehört auch, dass die Menschen sich seltener krank schreiben ließen: Die Zahl der Fälle habe spürbar abgenommen. Insgesamt sei der Krankenstand dadurch leicht zurückgegangen.

Zudem gibt es weniger Atemwegserkrankungen. Lange Zeit der zweithäufigste Grund für Krankschreibungen. Im Corona-Jahr erlebten sie ein Minus von 3,6 Prozent und sind so auf Platz drei der Gründe abgerutscht: „Der Rückgang zeigt, wie wirkungsvoll die Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch die Übertragung von Erkältungskrankheiten verhindert haben“, erklärt Andreas Storm. Hände waschen, Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen hätten auch die Übertragung von Erkältungsviren eingedämmt und damit die Ausfalltage bei diesen Diagnosen verringert.

Pfleger öfters krank

Auch wenn die DAK einen Zusammenhang zwischen Rückenerkrankungen und Homeoffice sieht, ergibt sich trotzdem ein weiterer Trend fürs Pandemie-Jahr: In Branchen, in denen die Menschen zuhause arbeiten konnten, ist der Krankenstand zurückgegangen. Etwa bei den Banken oder den Versicherungen.

In den Branchen, die in der Pandemie aber besonders gefordert waren und sind, ist der Krankenstand laut DAK schon 2020 größer geworden: Etwa im Gesundheitswesen oder bei den Lieferdiensten. „Branchen, die geringere Chance haben, Prozesse ins Homeoffice zu verlagern und dem Pandemiegeschehen auszuweichen, waren beim Krankenstand benachteiligt“, erklärt es Storm.

Der Krankenstand ist laut Storm in diesen Branchen – entgegen dem allgemeinen Trend – zum Vorjahr geringfügig angestiegen. Die meisten Fehltage hatten Beschäftigte in Gesundheitsberufen: durchschnittlich 17 Tage pro Jahr.