Prof. Thomas Niemeyer Asklepios Paulinen Klinik CA 900x600 1
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Nachrichten Wiesbaden | Viele Menschen sitzen in Coronazeiten im Homeoffice, weit entfernt von den optimalen Arbeitsbedingungen, wie sie normalerweise im Büro herrschen. So werden im Homeoffice schnell ein einfacher Küchenstuhl zum „Bürosessel“ und der Küchentisch zum Schreibtisch. Darüber hinaus fehlt auch noch die Bewegung vom und zum Arbeitsplatz und in der Firma selbst. All das kann schnell zu Fehlhaltungen und so zu Verspannungen, Rücken- und Kopfschmerzen führen – im schlimmsten Fall sogar zu Bandscheibenvorfällen. Was man aktiv dagegen im Alltag tun kann, verrät Prof. Dr. med. Thomas Niemeyer. Er leitet als Chefarzt das Wirbelsäulen- und Skoliosezentrum an der Asklepios Paulinen Klinik (APK).


„Arbeitsbedingungen im Homeoffice sind unteroptimal“

Rückenschmerzen gehören mittlerweile zu den Volkskrankheiten. Fast jeder zweite Bundesbürger leidet immer mal wieder darunter. In Zeiten von Corona und dem damit verbundenen Arbeiten von Zuhause aus ist die Tendenz sogar steigend. „Wir stellen fest, dass mehr Patienten als noch vor einem Jahr mit Rückenschmerzen zu uns kommen. Das hat auch damit zu tun, dass die Arbeitsbedingungen im Homeoffice unteroptimal sind. Nicht höhenverstellbare Stühle und Tische gepaart mit weniger Bewegung führen auf Dauer fast zwangsläufig zu Rückenschmerzen. Die gute Nachricht jedoch ist, jeder kann etwas dagegen tun. Nach dem Motto ‚Der Rücken lebt von der Bewegung‘ wirken schon wenige Übungen täglich konsequent durchgeführt, Rückenschmerzen und den Folgen entgegen“, so Prof. Niemeyer.

Kleine Verhaltensänderungen mit großer Wirkung

Damit ein Bewegungsprogramm auch wirklich kontinuierlich über längere Zeit durchgehalten wird, muss es einfach und schnell durchführbar sein. Dabei spielen häufig durchgeführte Haltungs- und Belastungswechsel eine zentrale Rolle. „Ändern Sie immer wieder Ihre Sitzposition. So bleiben Sie nicht verkrampft in einer Haltung vor dem Bildschirm. Stehen Sie auch immer wieder auf und gehen Sie durch die Wohnung. Gelegentlich durchs Treppenhaus zu huschen, verhindert Verspannungen und regt den Kreislauf an. So wird man nicht so schnell müde und tankt neue Energie. Zusätzlich lassen sich gerade zuhause problemlos kleinere Bewegungseinheiten in den Alltag einbauen. Dazu können Übungen wie Liegestützen, Kniebeugen, Unterarmstütz über eine Minute, Rumpfdehnungen und Dehnungen der Oberschenkel-Muskeln gehören. Auch Ausfallschritte im Wechsel oder aus der Bauchlage heraus den Rückenstrecker anspannen können ‚kleine Wunder‘ bewirken“, sagt Prof. Niemeyer.

Darüber hinaus ist ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung grundsätzlich wichtig bei der Bekämpfung von Rückenschmerzen. Der positive Effekt von Ausdauersport wie Radfahren, Schwimmen, Laufen, Klettern, Aqua-Jogging oder Walking sollte nicht unterschätzt werden. Rund 80 Prozent aller Rückenbeschwerden sind muskulär bedingt und verschwinden schon nach leichter Aktivität wieder von alleine.