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Biontech ist ein Glücksfall für Mainz – doch es muss kein Einzelfall bleiben. Wie weitere Unternehmen der Biotech-Branche in der Stadt angesiedelt werden können, berichtet der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Stadtrat, David Dietz, im BYC-Interview.

Der Erfolg von Biontech ist auch ein Mainzer Erfolg. Das Konzept, Nähe zu Forschung und Boehringer zu nutzen, um pharmazeutische Unternehmen anzusiedeln, scheint aufzugehen. Können wir mit weiteren solchen Erfolgen rechnen oder handelt es sich um einen glücklichen Einzelfall, Herr Dietz?
Mainz bietet ideale Voraussetzungen, um ein Zentrum für Unternehmen im Biotechnologischen Segment zu werden. Ein universitäres Umfeld, in dem Spitzenforschung stattfindet, die Lage im prosperierenden Rhein-Main-Gebiet, Unterstützungsangebote für  Aus-Gründungen und Gründungen von Seiten der Kommunal- und vor allem Landespolitik. Dazu kommt eine Expertise, die sich aus mehrjährigen Erfahrungen in diesem Segment speist. Im vergangenen Jahr hat der Mainzer Stadtrat beschlossen, dass das Technogiezentrum (TZM) einen Schwerpunkt im Bereich Biotechnologie legen soll. Das Land, als Mitgesellschafter des TZM, geht diesen Weg konsequent mit.
Wir wollen darüber hinaus einen ecten BioTech-Campus in Mainz und dem Umland etablieren. Generell kann man sagen, dass der gesamte Gesundheitsstandort Mainz (und Rheinhessen) einen guten Ruf genießen. Der Rahmen steht also, um weitere Erfolge zu erzielen. Wir müssen ihn aber auch ausfüllen und dafür das Tempo erhöhen.

Es fehlt an Flächen

Biontech weicht nun nach Marburg aus, um den Covid-Impfstoff dort zu produzieren. Warum konnte dieses wichtige Geschäftsfeld nicht nach Mainz geholt werden?
Uns fehlen an der Stelle dafür die notwendigen Kapazitäten, sprich Flächen. Ich kann im übrigen die unternehmerische Entscheidung gut verstehen, Standorte zu streuen. Als Region haben wir aber natürlich ein vitales Interesse daran, Unternehmen nicht nur zu halten, sondern sie, wo immer möglich, expandieren zu lassen. In Zeiten, in denen freie Flächen entwickelt werden müssen, ist das die richtige Strategie. Das diese erfolgreich ist zeigt sich in der gerade bekannt gewordenen Expansion von Biontech hier in Mainz. Generell müssen wir natürlich aufpassen, dass wir im Wettbewerb mit anderen Standorten nicht ins Hintertreffen geraten. Das gilt aber im Grunde immer.
Welche Flächenpotentiale hat die Stadt denn?
Da ist an verschiedenen Stellen, insbesondere an den Schnittstellen zum Umland, noch Potenzial. Es wird nach wie vor unheimlich viel entwickelt in und um die Landeshauptstadt. Das ist natürlich zu begrüßen. Dabei ist natürlich auch immer die spannende Frage, ob Flächen für Wohnbebauung, für Gewerke oder gar Industrie entwickelt wird. Bedarfe gibt es in allen drei Segmenten.
Für Biontech und den geplanten Biotech-Campus könnte ich mir gut das Areal der Generalfeldzeugkaserne oder auch das Gebiet am Europakreisel vorstellen. Beides Orte, die sich eher nicht zeitnah realisieren lassen würden. Deshalb ja mein Petitum, auf´s Gaspedal zu steigen.

Wohngebiet und Gewerbefläche verknüpfen

Wie sehen die Unternehmen aus, für die dieser Standort interessant sein könnte? 
Das Areal rund um die GFZ-Kaserne könnte aufgrund der Nähe zu Biontech, dem TZM , TRON und anderen Gesellschaften gut für Unternehmen aus dem Biotech-Setting in Frage kommen.
Das Gelände ist aber für Wohnungsbau vorgesehen. Wird der denn nicht dringender gebraucht?
Natürlich wird der benötigt. Aber auch die Personen, die im Rahmen der dort anzusiedelnden Unternehmungen tätig sein sollen, müssen irgendwo ihr Zuhause finden. Ich könnte mir eine Verquickung deshalb gut vorstellen.