Hundemodus in Elektroautos ist keine sichere Lösung bei Sommerhitze | Foto: ADAC

Fast jedes Elektroauto verfügt über eine Standklimatisierung, die auch im abgestellten Zustand den Innenraum temperiert. Hersteller wie Tesla, Smart und Nio haben ihre Systeme um einen sogenannten Haustiermodus erweitert. Dieser wird nach dem Parken aktiviert und hält eine voreingestellte Temperatur konstant. Das Zurücklassen von Haustieren im Auto, selbst für kurze Zeit, birgt erhebliche Gefahren, insbesondere bei hohen Temperaturen. Die rapide Erwärmung eines Fahrzeuginnenraums kann für Tiere schnell lebensbedrohlich werden. Obwohl moderne Elektroautos wie der Tesla Model Y spezielle „Hundemodi“ anbieten, die das Fahrzeug auch im geparkten Zustand klimatisieren, bleibt es ein kontroverses Thema. Der ADAC hat diese Funktionalität im Detail getestet, um zu untersuchen, wie zuverlässig diese Systeme wirklich sind und welche Risiken bestehen.

Der Hundemodus im Tesla Model Y: Wie funktioniert er?

Im Gegensatz zu herkömmlichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, deren Klimaanlage nur bei laufendem Motor funktioniert, sind Elektroautos in der Lage, ihre Klimaanlage unabhängig vom Motorbetrieb zu nutzen. Dies ermöglicht es, den Innenraum auch dann zu temperieren, wenn das Fahrzeug abgestellt ist. Einige Hersteller, darunter Tesla, bieten spezielle Modi wie den „Hundemodus“ an, der speziell dafür entwickelt wurde, Haustiere sicher im Auto zu lassen. Dieser Modus hält eine voreingestellte Temperatur im Fahrzeug und informiert Passanten über ein Display im Auto, dass das Tier in einer klimatisierten Umgebung sitzt. Beim Tesla Model Y wird beispielsweise verhindert, dass die Fensterheber versehentlich durch eine Pfote betätigt werden, was zusätzliche Sicherheit bietet. Der Modus lässt sich jedoch nur bei einem Akkustand von über 20 Prozent aktivieren, und fällt der Akkustand unter diesen Wert, erhält der Besitzer Warnungen auf sein Smartphone, bevor die Klimatisierung unterbrochen wird.

Der ADAC-Test: Klimakontrolle unter extremen Bedingungen

Um die Effektivität des Hundemodus zu testen, führte der ADAC umfangreiche Versuche auf dem neuen Klimaprüfstand im Technik Zentrum Landsberg am Lech durch. Ein Tesla Model Y wurde zunächst in einer auf 35 Grad Celsius erhitzten Klimakammer geparkt, nachdem eine kurze Testfahrt durchgeführt wurde. Sensoren auf der Rückbank, im Fußraum und in einer im Kofferraum installierten Hundebox überwachten die Temperaturen. Die Tests wurden sowohl mit als auch ohne Sonnensimulation durch spezielle Lampen durchgeführt, um realistische Sommerbedingungen nachzubilden. Die Ergebnisse waren zunächst vielversprechend: Die auf 20 Grad Celsius eingestellte Klimaanlage hielt die Innenraumtemperatur sowohl bei direkter Sonneneinstrahlung als auch ohne diese konstant. Ein Gegenversuch ohne aktivierten Hundemodus zeigte jedoch innerhalb von nur 30 Minuten einen drastischen Anstieg der Innenraumtemperatur auf fast 40 Grad Celsius, was für ein im Fahrzeug zurückgelassenes Tier schnell gefährlich werden kann. Auch bei geöffneter Fensterstellung stieg die Temperatur merklich an, und die kühlende Wirkung des Hundemodus wurde nicht beeinträchtigt.

Grenzen des Hundemodus: Temperaturverteilung und Akkuladung

Trotz der positiven Ergebnisse zeigte der ADAC-Test auch die Grenzen des Hundemodus auf. Während die Klimaanlage im Modus aktiv war, erreichten die gemessenen Temperaturen in verschiedenen Teilen des Fahrzeugs nicht immer die eingestellte Soll-Temperatur von 20 Grad Celsius. Insbesondere auf der Rücksitzbank und in der Hundebox im Kofferraum wurden Temperaturen zwischen 25 und 29 Grad Celsius gemessen, insbesondere bei direkter Sonneneinstrahlung. Diese Unterschiede sind erheblich und können das Wohlbefinden eines Tieres beeinträchtigen, besonders wenn es direkt der Sonne ausgesetzt ist. Auch die Ausrichtung der Lüftungsdüsen spielt eine wichtige Rolle und sollte vorab entsprechend angepasst werden. Ein weiteres kritisches Element ist der Akkustand des Fahrzeugs. Der Hundemodus kann nur bei ausreichender Batteriekapazität aktiviert werden, und obwohl die Klimaanlage auch bei einem Akkustand unter 20 Prozent nicht sofort abschaltet, sind Tierbesitzer auf kontinuierliche Warnungen angewiesen. Ein technisches Versagen der Klimaanlage ist nie vollständig auszuschließen, was bedeutet, dass Halter immer in der Nähe des Fahrzeugs bleiben sollten, um im Notfall eingreifen zu können.

Wenn der Hundemodus versagt

Der ADAC betont, dass der Hundemodus nur in absoluten Ausnahmefällen genutzt werden sollte. Die Nutzung dieser Funktion darf nicht dazu verleiten, Haustiere regelmäßig allein im Auto zurückzulassen. Nach dem Tierschutzgesetz (§ 17 TschG) drohen erhebliche Strafen, darunter bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe oder Geldbußen, wenn ein Tier aufgrund von Hitze im Fahrzeug zu Schaden kommt. Dies unterstreicht die moralische und rechtliche Verantwortung von Tierhaltern. Passanten, die ein Tier in einem heißen Fahrzeug entdecken, sollten schnell handeln. Zunächst sollte überprüft werden, ob das Fahrzeug klimatisiert ist. Wenn das Tier bereits Anzeichen von Überhitzung zeigt oder der Besitzer nicht auffindbar ist, muss sofort die Polizei oder Feuerwehr gerufen werden. Nur in extremen Notfällen und nach Rücksprache mit der Polizei sollte man selbst aktiv werden und das Tier aus dem Fahrzeug befreien, da eigenmächtiges Handeln rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann, insbesondere wenn dabei Sachschaden entsteht.

Fazit: Hundemodus nur als Notlösung

Der Hundemodus in modernen Elektrofahrzeugen wie dem Tesla Model Y kann in bestimmten Situationen eine wertvolle Funktion sein, um das Wohlbefinden von Haustieren zu gewährleisten. Doch trotz technischer Fortschritte bleibt er eine Notlösung und ersetzt nicht die Fürsorge und Verantwortung, die Tierhalter gegenüber ihren Tieren haben. Haustiere sollten, wenn möglich, nie allein im Auto zurückgelassen werden, um unnötige Risiken zu vermeiden.