Bernhard Schlink im Gespräch mit dem Publikum. Foto: Bistum Mainz/ Blum.

Wie nutzt man die Zeit am besten, wenn man von seinem nahen Tod erfährt? Für Bernhard Schlink ist klar: „Ich würde die Zeit mit meinen Liebsten verbringen und mich den kleinen Dingen widmen, die mir Spaß und Freude bereiten.“ Im Mainzer Dom las der Bestsellerautor jetzt aus seinem 2023 erschienen Roman „Das späte Leben“, in dem er die Geschichte eines Mannes erzählt, der erfährt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat. Er steht vor der schwierigen Frage, wie er die Zeit, die ihm bleibt, nutzen soll. Was kann er jetzt noch für seine Familie tun? Was kann er ihnen geben, was ihnen hinterlassen?

Bei einer offenen Fragerunde nach der Lesung kam Bernhard Schlink mit dem Publikum ins Gespräch:

„Was würden Sie jungen Menschen wie uns mit auf den Weg geben?“, wollte ein junger Besucher wissen. Statt von Work-Life-Balance zu reden, riet der Autor dazu, lieber eine Beschäftigung zu suchen, die Spaß macht und mit der man eher die Balance halten kann zwischen dem, was man für sich selbst tut und dem, was man der Gesellschaft zurückgibt. Besonders interessant für die vielen Schülerinnen und Schüler war die Frage nach der Herangehensweise beim Schreiben und dem bewussten Einsatz von Stilmitteln. „Zu Stilmitteln mache ich mir keine Gedanken“, sagte Schlink.

Eins war an dem Abend jedenfalls sicher: Die rund 600 Interessierten erlebten einen authentischen Bernhard Schlink, der sich viel Zeit für sein Publikum nimmt. Der Abend war Teil der Reihe „Lesungen in ihren schönsten Kirchen“, Friederike Gemünden von literaturfreunde.de führte durch den Abend. Grußworte erfolgten von Landrätin Dorothea Schäfer und dem Hausherrn und Domdekan Henning Priesel, der einen kurzen Einblick in die Geschichte und die architektonischen Besonderheiten des Doms gab. Für die Musik an dem Abend sorgte der Domorganist Prof. Daniel Beckmann.

Für die Lesung hat Bernhard Schlink kein Honorar genommen

Die Einnahmen kommen über die Literaturfreunde der literarischen Nachwuchsförderung zugute. Schlink nennt dies sein „ehrenamtliches Engagement für die Gesellschaft“. Zur Signierstunde und zum gemütlichen Ausklang des Abends bot das Weingut Schloss Westerhaus Wein im Kreuzgang des Doms an.

Die Projektreihe „Lesungen in unseren schönsten Kirchen“ ist eine Initiative des Landkreises in Kooperation mit Angelika Schulz-Parthu und Friederike Gemünden von literaturfreunde.de. Ziel ist es, Literatur mit den Kirchen des Landkreises Mainz-Bingen als besonderem Veranstaltungsort zu verbinden.