Die Universitätsmedizin Mainz hat das Geschäftsjahr 2017 mit einem Jahresergebnis von -33,2 Millionen Euro abgeschlossen. Hauptgrund hierfür ist, dass zwar die medizinischen Leistungen erneut gesteigert werden konnten, die Personalkosten jedoch in noch stärkerem Maße gestiegen sind. Gegenüber 2016 mit einem Jahresfehlbetrag von 26,1 Millionen Euro ist damit eine weitere Ergebnisverschlechterung eingetreten. Der Aufsichtsrat der Universitätsmedizin hat das Jahresergebnis auf Grund des uneingeschränkten Testats des Wirtschaftsprüfers festgestellt.

„Wir haben auch in 2017 wieder mehr Patienten behandelt als im Jahr zuvor“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, und verweist darauf, dass dieses Vertrauen der Patienten sehr wichtig für den Standort und die Universitätsmedizin somit ein gefragter Gesundheitspartner sei. „Die Zahl der stationären Patienten ist von 68.090 in 2016 auf 68.903 in 2017 gestiegen. Auch in den Hochschulambulanzen haben wir etwa 9.300 Patienten mehr als im Jahr zuvor versorgt – die Zahl der Patienten stieg hier von 94.311 in 2016 auf 103.658 in 2017.“ Bei den Hochschulambulanzen hat sich zudem die Ertragslage verbessert. Hier hebt ein neuer Vertrag mit den Kostenträgern zum einen die Deckelung der Fallzahlen auf 83.000 Patienten auf, zum anderen werden die Fälle besser – wenn auch noch nicht adäquat – vergütet. So erhält die Universitätsmedizin pro Patient seit Juli 2017 nunmehr 135 Euro statt bisher 102 Euro (ab dem 1. Januar 2018: 145 Euro für die ersten 120.000 Fälle). „Die Hochschulambulanzen werden damit immer noch nicht kostendeckend arbeiten, aber wir werden unsere Erlössituation verbessern können“, rechnet Professor Pfeiffer vor. „In 2017 lassen sich die Mehreinnahmen durch die neuen Verträge für die Hochschulambulanzen auf 2,6 Millionen Euro beziffern.“

Unter dem Strich konnten so die Erlöse aus Krankenhausleistungen einmal mehr gesteigert werden – gleichwohl nicht so stark wie geplant – und auch die Erlöse aus den ambulanten Leistungen haben deutlich zugenommen. Erstere lagen 2017 bei rund 400 Millionen Euro, gegenüber rund 390 Millionen Euro in 2016, letztere stiegen von rund 24 Millionen Euro in 2016 auf knapp über 30 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

„Die Personalkosten sind jedoch noch stärker gestiegen und zwar gegenüber 2016 um 24,5 Millionen Euro – von ca. 402,4 Millionen Euro in 2016 auf 426,9 Millionen Euro in 2017“, konstatiert der Kaufmännische Vorstand Dr. Hans-Jürgen Hackenberg. Davon entfallen etwa 14 Millionen Euro, also rund 60 Prozent, auf Tarifsteigerungen, was nicht zuletzt auch Ausdruck eines sehr attraktiven Haustarifvertrags und Gehaltsgefüges ist. In Zahlen ausgedrückt waren 2016 im Durchschnitt 5.648 Vollkräfte an der Universitätsmedizin beschäftigt – im Jahresdurchschnitt 2017 waren es 5.725.

Zur Finanzierung von Forschungsprojekten konnte die Universitätsmedizin Mainz im Jahr 2017 erfolgreich Drittmittel in Höhe von ca. 51,7 Millionen Euro einwerben. Damit ist gegenüber dem Vorjahr 2016 (45,8 Millionen Euro) eine enorme Steigerung in Höhe von 5,9 Millionen Euro zu verzeichnen. Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass der Wissenschaftsrat, eines der wichtigsten wissenschaftspolitischen Beratungsgremien in Deutschland, der Universitätsmedizin in 2017 eine erfolgreiche Entwicklung ihrer Forschungsaktivitäten und -schwerpunkte attestiert hat. Zudem konnten Mainzer Forscher einen neuen Sonderforschungsbereich einwerben, der sich mit der Rolle des Immunsystems bei Krebs und chronischen Infektionen befasst. Ein bereits bestehender Sonderforschungsbereich zu Nanomaterialien in der Tumortherapie wird für vier weitere Jahre gefördert. Zudem war die Universitätsmedizin bei der Antragstellung für ein neues Helmholtz-Institut im Bereich der individualisierten Krebstherapie (HI-TRON), eine gemeinsame Initiative mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), erfolgreich. Schließlich wurde im vergangenen Jahr auch das Paul Klein-Zentrum für Immunintervention – ein hochmoderner Forschungsneubau – eingeweiht.

„Zunächst mal freue ich mich, dass die Universitätsmedizin weiterhin das Vertrauen der Patientinnen und Patienten genießt – das ist aber nur einer von vielen Indikatoren für die exzellente medizinische und wissenschaftliche Arbeit hier in Mainz“, so Universitätsmedizin-Aufsichtsratsvorsitzender und Wissenschaftsstaatssekretär Prof. Salvatore Barbaro. „Ich kann aber als Aufsichtsratsvorsitzender natürlich mit dem wirtschaftlichen Ergebnis nicht zufrieden sein, bei allen Herausforderungen der Universitätsmedizin bundesweit und im speziellen hier in Mainz. Wir müssen in Zukunft noch mehr daran arbeiten, insbesondere medizinische Leistungen effizienter und wirtschaftlicher zu erbringen.“ Der Aufsichtsrat unterstützt den Vorstand nicht nur bei der geplanten Konsolidierung der Personalkosten, sondern auch bei der baulichen Weiterentwicklung, um effizientere Strukturen zu schaffen. Die Landesregierung hat bereits im Jahr 2017 die Finanzierung von notwendigen Investitionen in Höhe von ca. 70 Mio. Euro zugesagt.

Was tun wir?

Um der negativen Entwicklung entgegenzuwirken, führt der Vorstand aktuell zahlreiche Gespräche innerhalb der Universitätsmedizin, um differenziert Verbesserungsmöglichkeiten auszuloten und verbindliche Absprachen zum verfügbaren Budget zu treffen. „Neben diesen individuellen und differenzierten Maßnahmen, kommen wir nicht umhin den Personalbestand grundsätzlich zu überprüfen und zu begrenzen – dabei werden wir z.B. die Fluktuation nutzen und freigewordene Stellen teilweise verzögert wiederbesetzen“, berichtet Dr. Hackenberg. „Insgesamt planen wir im laufenden Jahr eine Reduktion von etwa 40 Vollkräften. Der Schwerpunkt soll dabei im patientenfernen Bereich liegen. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen.“

Darüber hinaus würden weitere Bereiche wie z.B. administrative Vorgänge genau unter die Lupe genommen – und etwa bei den Sachkosten verstärkt Preisverhandlungen geführt und das Sortiment gestrafft. Im Zuge der Investitionsplanung richtet die Universitätsmedizin eine Investitionskommission ein. Deren Aufgabe wird es sein, Investitionen zu beurteilen und aufeinander abzustimmen, um so schließlich zu einem noch effizienteren und wirtschaftlicheren Einsatz der vorhandenen Ressourcen und Geräte zu gelangen.

Was brauchen wir?

„Bei all diesen kurz- bis mittelfristigen Maßnahmen, die wir ohne Frage mit großer Disziplin umsetzen müssen, sind wir auch auf Hilfe von außen angewiesen“, so Professor Pfeiffer. „Die Bilanz-Ergebnisse der letzten Jahre sind nicht zuletzt auch Ausdruck einer grundsätzlichen Unterfinanzierung der Universitätsmedizin – in Krankenversorgung, Forschung und Lehre.“

So habe die universitäre Medizin in Deutschland nach wie vor mit vielen strukturellen Problemen zu kämpfen, denn Spitzenmedizin sei an vielen Stellen nicht auskömmlich finanziert. Neben den zahlreichen Sonderaufgaben der Universitätsklinika, wie einen überproportionalen Anteil an der Notfallversorgung, die Behandlung von extrem aufwändigen oder seltenen Fällen oder die Aus- und Weiterbildung junger Ärzte, hat ein von Deutscher Krebshilfe und Deutscher Krebsgesellschaft in Auftrag gegebenes Gutachten jüngst aufgezeigt, dass die Behandlungskosten in den Onkolgischen Spitzenzentren weit über die Regelfinanzierung hinausgehen. Sie sind mit einem zusätzlichen durchschnittlichen Aufwand von jährlich rund 10,4 Millionen Euro pro Zentrum verbunden – die Universitätsmedizin Mainz zählt seit 2016 zum exklusiven Kreis dieser 13 Onkologischen Spitzenzentren in Deutschland. Weitere gesetzliche Rahmenbedingungen führen ebenfalls dazu, dass mehr und bessere Leistungen nicht unbedingt mehr Ertrag bedeuten: Der 2017 eingeführte so genannte Fixkostendegressionsabschlag beispielsweise ist für die Universitätsmedizin in 2017 mit einem Abschlag von 2,3 Millionen Euro verbunden.

„Neben diesen Tatbeständen, mit denen die Universitätsklinika bundesweit zu kämpfen haben, gibt es auch standortspezifische Herausforderungen“, so Professor Pfeiffer. „In Bezug auf die bauliche Situation ist die Pavillionstruktur des Mainzer Standorts ein grundsätzliches Problem, das uns vor große logistische Herausforderungen stellt, und welches wir nur langfristig durch entsprechende bauliche Veränderungen lösen können. Deshalb sind wir dankbar, dass uns die Landesregierung zugesagt hat, uns auch in Zukunft auf dem Weg der wirtschaftlichen Konsolidierung mit gezielten Investitionen im Bereich Bau zu unterstützen.“ Gleichwohl gibt der Vorstandsvorsitzende zu bedenken, dass die Umsetzung der baulichen Veränderungen in jedem Fall beschleunigt werden müsse.

Daneben verweist der Vorstand auf dringend nötige Investitionen in die medizinische Ausstattung und darauf, dass die zur Verfügung stehenden Investitionsmittel angesichts des Sanierungsbedarfes der Infrastruktur bislang zu gering sind. „Wir freuen uns, dass uns das Land ein 70-Millionen-Euro-Investitionspaket zur Soforthilfe im Jahr 2017 zur Vefügung gestellt hat“, sagt Professor Pfeiffer. „Beispielsweise haben wir uns inzwischen auf ein Konzept verständigt, um unsere Bildgebung weitgehend zu erneuern. Innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre werden wir dieses Erneuerungsprogramm im Umfang von mehr als 30 Millionen Euro mit Hilfe der zusätzlichen Investitionsmittel finanziell stemmen können.“ Davon profitieren Patienten und Mitarbeiter – vor allem durch eine niedrigere Strahlenbelastung und kürzere Untersuchungszeiten. Computertomographen der neusten Generation etwa bieten schnellste CT-Technologie für eine optimale Herzbildgebung und eine noch bessere Bildqualität. Letzteres gilt auch für moderne Kernspintomographen und Angiographieanlagen. So können selbst kleinste Strukturen erkannt und beispielsweise mittels Katheter behandelt werden. Um den kompletten Investitionsbedarf dauerhaft zu decken, bedarf es jedoch weiterer Mittel.

Dr. Renée Dillinger-Reiter,
Stabsstelle Unternehmenskommunikation Universitätsmedizin Mainz,
Telefon: 06131/17-7424, Fax: 06131/17-3496,
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