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Es war eines der spektakulärsten Verbrechen der Nachkriegsgeschichte: der Mord an vier Wachsoldaten in einem Munitionsdepot bei Landsweiler. Zuerst ermittelten die Behörden in Richtung Terrorismus – dann stellte sich ein ganz anderer Hintergrund heraus, der als kaum weniger spektakulär wahrgenommen wurde. Die Psychologin Katinka Keckeis und der ehemalige Profiler Axel Petermann haben den Fall für die Reihe „Aufgeklärt – Spektakuläre Kriminalfälle“ aufgearbeitet.

Es passierte in der Nacht zum 20. Januar. Gegen kurz vor 3 Uhr brachen zwei Männer in ein Munitionslager des Fallschirmjägerbataillons 261 ein. Die Wachsoldaten schliefen. Die Einbrecher zeigten keine Gnade und schossen. Drei der fünf Soldaten starben sofort, ein weiterer erlag Wochen später seinen Verletzungen.

Die Unbekannten hatten es auf Waffen abgesehen: Sie stahlen Munition, Pistolen und Gewehre. Die Waffen sind bis in jüngster Zeit immer wieder bei Verbrechen zum Einsatz gekommen. Dann verschwanden sie in der Nacht.

Terrorismus. So lautete der Verdacht. Die RAF war zwar noch nicht gegründet. Doch die Gruppe um Andreas Baader hatte im Jahr davor durch Brandstiftung in Frankfurter Kaufhäusern für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Das Thema Terror wurde in der außerparlamentarischen Linke offen diskutiert. Und zudem kursierte nach der Lebacher Tat an der Saarbrücker Universität ein vermeintliches Bekennerschreiben.

Chefermittler Siegfried Buback

Als Staatsanwalt übernahm Siegfried Buback die Fahndung. Ein Mann, der acht Jahre später tatsächlich von der RAF ermordet werden sollte. Doch in Lebach stellte sich Terrorismus noch als falsche Fährte heraus. Zum Ziel führten eine Fahndung bei „Aktenzeichen XY ungelöst…“ und der Hinweis einer Wahrsagerin.

Mit Übersinnlichem hatte der Hinweis der Wahrsagerin aber nichts zu tun. Die Täter hatten versucht, sie zu entführen. Unklar, ob sie die Frau ausrauben wollten oder ob sie über sie an Informationen über Prominente herankommen wollten, um diese später erpressen zu können. Jedenfalls stellten sie sich mit einem Pseudonym vor, das auch in der Aktenzeichen-Fahndung genannt worden war – und so konnten schließlich rund drei Monate nach der Tat die Handschellen klicken.

Picknick im Gericht

Ein Jahr später kam es zur Gerichtsverhandlung. Wie sich bei dieser herausstellen sollte, handelte es sich um ein homosexuelles Pärchen. Damals an sich schon eine Sensation. Homosexualität war strafbar. Die beiden wollten sich, so das Ergebnis der Verhandlung, mit ihren Straftaten einen mondänen Lebensstil im Süden finanzieren.

Für den Prozess war jedes Gericht zu klein. Das Interesse war so groß, dass das Geschehen in die Saarbrücker Congresshalle verlegt wurde. Die war proppenvoll. Die Zuschauer belustigten sich an den Aussagen über den Lebensstil der Angeklagten – sie brachten Picknickkörbe mit in die Verhandlung und rauchten.

Ein Helfer wurde zu sechs Jahren verurteilt. Die beiden Haupttäter erhielten lebenslänglich. Öffentlich wurde eine Debatte geführt, ob für sie die Todesstrafe wieder eingeführt werden soll.

ZDFinfo hat den Fall aufgearbeitet. Ab Samstag, 25. April, 10 Uhr wird die Reportage in der ZDFmediathek zu sehen sein. Am gleichen Tag wird sie um 21 Uhr auf ZDFinfo laufen. Um 20.15 Uhr startet dort eine andere Folge der Reihe, in der es um Monika Weimar geht, die 1986 ihre beiden Töchter ermordet haben soll.