VERDI Symbolbild: Foto: www.verdi.de

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) übt scharfe Kritik an einem langjährigen Versäumnis der politischen Entscheidungsträger, das nun auf dem Rücken von Kindern, Jugendlichen, Familien und Beschäftigten in Jugendämtern, Jugendhilfeeinrichtungen und Inobhutnahmestellen ausgetragen wird. Die bestehenden Personalstrukturen erlauben keine ausreichende Betreuung, während die Beschäftigten stark überlastet sind. Dies resultiert aus Jahrzehnten der Arbeit mit knappen Personalschlüsseln, die kaum die grundlegendsten sozialen Dienstleistungen ermöglichen.

Eine wachsende Herausforderung während der Coronapandemie

Christine Behle, stellvertretende Vorsitzende von ver.di, betont: „Dieses System, das bereits auf Kante genäht war, kollabiert nun. Die Problemlagen von Familien, Kindern und Jugendlichen sind durch die Coronapandemie noch komplexer geworden, und sie benötigen dringendere Unterstützung. Dass sie diese nicht erhalten, weil es an ausreichendem Personal mangelt, ist eine Katastrophe.“ Behle wies darauf hin, dass es eine wachsende Fachkräftelücke in der Sozialen Arbeit gibt, ähnlich der in Kitas. Laut Bundesagentur für Arbeit fehlen bundesweit 20.578 Fachkräfte, was zu zahlreichen unbesetzten Stellen führt und die Beschäftigten überlastet, krankheitsanfällig und einem hohen Fluktuationstempo aussetzt.

Eine kritische Analyse der aktuellen Situation

Verschiedene Studien belegen diese Situation und zeigen ein erhöhtes Burnout-Risiko auf. Die psychische Belastung der Sozialarbeiter*innen ist enorm. Besonders belastend ist für sie, dass sie Kinder und Jugendliche nicht in dem Maße unterstützen können, wie es erforderlich wäre. In Jugendämtern werden Fälle nach Dringlichkeit sortiert, in Obhut genommene Kinder und Jugendliche müssen in Büros oder Hotels untergebracht werden, während sie in Kinderschutzhäusern oft viel länger als vorgesehen bleiben müssen. Diese Zustände zermürben sowohl die Betroffenen als auch die Beschäftigten und veranlassen viele, sich nach neuen Arbeitsplätzen umzusehen. „Es ist für uns unverständlich, dass diese Problematik von Politik und Öffentlichkeit weitgehend ignoriert wird“, so Christine Behle. „Es geht um den Schutz von Kindern – wir dürfen nicht auf Tragödien warten, bis sich etwas ändert!“

Lösungen für Arbeitsbedingungen und Missstände finden

Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen und Lösungen zu finden, lädt ver.di anlässlich des Internationalen Tages der Sozialen Arbeit zu verschiedenen Veranstaltungen ein. Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen zu diskutieren und Strategien zu entwickeln, um Politik und Arbeitgeber zum Handeln zu bewegen. Der „World Social Work Day“ ist eine Gelegenheit, die Herausforderungen der Sozialen Arbeit zu thematisieren. Die Situation ist geprägt von komplexen Problemen bei den Adressat*innen, Personalmangel und prekärer Professionalität. Verschiedene ver.di-Landesbezirke organisieren Veranstaltungen und Fachtagungen, um diese Probleme zu diskutieren und öffentlich zu machen. Einige bevorstehende Veranstaltungen umfassen einen Fachtag zum Thema Fachkräftemangel in Frankfurt, die Übergabe einer Petition für bessere Bedingungen für Erzieher:innen in Berlin, ein Seminar zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen in Andernach und eine Online-Veranstaltung zum Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit.

Am 19.03.2024 finden verschiedene Veranstaltungen im Rahmen des „World Social Work Day“ statt:

  • In Frankfurt wird von 9:30 bis 16:00 Uhr ein Fachtag mit dem Titel „Fachkräftemangel, Arbeitsverdichtung und immer wieder schaffen wir alles – aber wie?“ abgehalten.
  • In Berlin ist von 10:00 bis 11:00 Uhr die Übergabe der Petition „Bessere Bedingungen für Erzieher:innen unserer Kinder!“ mit dem Motto „Einhorn sucht Bildung“ geplant.
  • In Andernach findet von 13:00 bis 17:00 Uhr ein Seminar mit dem Thema „Gefährdungsbeurteilung Psychischer Belastung in der Sozialen Arbeit – eine Bestandsaufnahme“ statt.
  • Außerdem wird um 17:00 bis 18:30 Uhr eine Online-Veranstaltung zum Thema „Zeugnisverweigerungsrecht in der Sozialen Arbeit“ abgehalten.