Arbeiter, Arbeitskräfte, Baustelle, Quelle: unsplash.com

Der Fachkräftemangel geht längst über die bekannten Probleme in der IT- oder Pflegebranche hinaus. Selbst profitable Unternehmen haben mangels interessierter Kandidaten Schwierigkeiten, ihre Nachfolge zu regeln. Dazu grassiert die Personalnot in vielen Handwerksbetrieben, der Baubranche und zunehmend auch in Dienstleistungsberufen. Schätzungen gehen derzeit davon aus, dass der deutschen Wirtschaft Einnahmen von etwa 80 bis 100 Milliarden Euro pro Jahr durch unbesetzte Stellen verloren gehen.

Der Hauptgrund hierfür liegt im mangelnden Nachwuchs beziehungsweise im demografischen Wandel. Dieser Tendenz entgegen steht allein die hohe Attraktivität des deutschen Arbeitsmarktes für Fachkräfte aus dem Ausland. Insbesondere aus osteuropäischen Staaten gelingt eine Anwerbung, wenn sich Arbeitgeber genug Mühe geben, in der Regel relativ gut.

Arbeitskräfte im demografischen Wandel

Die Arbeitslosigkeit stagniert in Deutschland seit Jahren auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau und sinkt seit 2013 sogar leicht auf derzeit etwa 2,5 Mio. Menschen. Grund hierfür sind die Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010 sowie der Rückgang der Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter aufgrund der demografischen Entwicklung. Dabei wird sich die Tendenz, dass mehr Arbeitskräfte aus dem Erwerbsleben ausscheiden, als neue Arbeitskräfte nachwachsen, in den kommenden Jahren noch weiter verstärken.

Kein Wunder, dass bereits heute 55 Prozent der Unternehmen ihr Geschäftsmodell bedroht sehen und der Anteil älterer Arbeitnehmer stetig ansteigt. Wird hier nicht gegengesteuert, sinkt die Zahl der Erwerbspersonen bis zum Jahr 2060 um ca. 16 Millionen Menschen beziehungsweise etwa 33 Prozent. Eine verbesserte und attraktivere Ausbildung, Aktivierungsprogramme, bessere Arbeitsbedingungen und Produktivitätssteigerungen werden nicht ausreichen, um die entstehende Lücke zu schließen.

Unternehmen sollten daher nicht auf staatliche Programme wie eine Wiederauflage der Gastarbeiterkampagnen warten, sondern möglichst bald selbst tätig werden. Die europäischen Nachbarländer sind dabei die erste Adresse, an die sich Unternehmen wenden sollten, denn hier sind die Arbeitskräfte vergleichsweise gut qualifiziert, müssen keine große Distanz zwischen sich und ihren Familien in Kauf nehmen, sprechen häufig ein passables Deutsch oder haben Grundlagen, auf denen sie aufbauen können und sind motiviert. Unternehmer sind daher gut beraten, ein Inserat beispielsweise auf einer deutsch-tschechischen Jobbörse zu schalten, denn auch hier gilt: Die Konkurrenz schläft nicht.

Die Vorzüge osteuropäischer Arbeitskräfte

Es gibt verschiedene Gründe, warum osteuropäische Fachkräfte besonders gut geeignet sind, sich in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Hier sind einige Faktoren Qualitäten aufgelistet:

  1. Qualifikationen und Kompetenzen: Osteuropäische Länder haben ein solides Bildungssystem und bieten qualifizierte Fachkräfte in verschiedenen Bereichen wie Ingenieurwesen, IT, Medizin, Handwerk und anderen Branchen. Diese Fachkräfte bringen spezifisches Fachwissen und Know-how mit, das für den deutschen Arbeitsmarkt relevant und nachgefragt ist.
  2. Sprachkenntnisse: Viele osteuropäische Fachkräfte verfügen über gute Deutschkenntnisse oder sind bereit, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, um sich in Deutschland zu integrieren. Die Fähigkeit, effektiv in der Landessprache zu kommunizieren, erleichtert den Arbeitsalltag und die Zusammenarbeit mit deutschen Kollegen und Kunden.
  3. Kulturelle Nähe: Osteuropäische Länder haben oft ähnliche kulturelle Werte und eine ähnliche Arbeitsmoral wie Deutsche. Dies kann zu einer schnelleren Integration und einem besseren Verständnis der deutschen Geschäftskultur beitragen. Die kulturelle Vertrautheit kann auch die Zusammenarbeit und das Teamwork erleichtern.
  4. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Osteuropäische Fachkräfte sind oft bereit, sich an neue Arbeitsumgebungen anzupassen und flexibel auf die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarktes einzugehen. Sie sind häufig motiviert, neue Fähigkeiten zu erlernen und sich weiterzuentwickeln, um den Erwartungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden.
  5. Mobilität: Viele osteuropäische Fachkräfte sind bereit, ihre Heimatländer zu verlassen und in Deutschland zu arbeiten. Diese Bereitschaft zur Mobilität und Flexibilität erhöht die Chancen einer erfolgreichen Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Im Vergleich zu Arbeitskräften aus Indien oder Afrika haben sie den Vorteil, dass ihre Familien nur etwa eine halbe Tagesreise entfernt sind, also im Urlaub leicht besucht werden können.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht alle osteuropäischen Fachkräfte die gleichen Eigenschaften und Fähigkeiten haben. Jeder Einzelne ist ein Individuum mit eigenen Stärken und Schwächen. Eine erfolgreiche Integration in den deutschen Arbeitsmarkt hängt auch von anderen Faktoren wie der individuellen Motivation, den rechtlichen Rahmenbedingungen und der Unterstützung durch Arbeitgeber, das lokale Umfeld und das Bildungssystem ab.

Darüber hinaus ist es wichtig, die Integration aller Fachkräfte, unabhängig von ihrer Herkunft, zu fördern und gleiche Chancen und Bedingungen für alle zu schaffen. Abschlüsse müssen besser anerkannt werden, Arbeitserlaubnisse leichter beantragt und ausgestellt werden, die Sprachförderung muss weiter verbessert werden und in einigen Branchen müssen auch die Löhne weiter erhöht werden. Nur so kann es gelingen, dem Fachkräftemangel effektiv zu begegnen, denn Vielfalt und interkulturelle Zusammenarbeit können den deutschen Arbeitsmarkt bereichern und zu innovativen Lösungen und Zusammenarbeit führen.