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Die aktuelle Energiekrise, die durch den Konflikt in der Ukraine ausgelöst wurde, erhöht den Druck auf die Handlungen vieler kommunalen Energieversorger. Diese werden durch gesetzliche Regulierungen, den Wandel hin zu erneuerbaren Energien und technologische Fortschritte gezwungen, tiefgreifende Veränderungen in Bezug auf Strategie, Geschäftsmodelle und Organisationsstruktur vorzunehmen. Dies ist besonders wichtig für die Zukunftsfähigkeit dieser in der Regel regional tätigen Energieversorger. Diese Erkenntnisse stammen aus dem aktuellen Thinktank-Projekt „Zukunft der kommunalen Energieversorger“ des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU).

Organisation auf übergreifendes Geschäftsprozessmanagement ausrichten

Laut dem BDU-Thinktank-Team ist eine aktive Steuerung von zentraler Bedeutung, um nicht nur passiv auf die erhöhten Anforderungen zu reagieren, sondern die zukünftige strategische Ausrichtung in den Fokus aller unternehmerischen Bemühungen zu stellen. Hierbei sollte das Ziel sein, individuelle und nachhaltige Lösungen für die Stadtwerke in vier wichtigen Handlungsfeldern zu erarbeiten. Dazu gehört zunächst die Ertüchtigung der bestehenden Infrastruktur, beispielsweise durch den Einsatz von Smart Grid oder H2-Technologien, sowie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Darüber hinaus müsse man die digitale Transformation in allen Geschäftsprozessen vorantreiben und Skaleneffekte nutzen.

Laut den Experten des BDU-Thinktank-Teams ist es ebenfalls wichtig, die Strukturen und Prozesse der Organisation an die neue, einheitliche Strategie anzupassen. Durch die vorherrschende Spartentrennung bei Erzeugung, Handel, Netzen und Vertrieb in vielen Stadtwerken, die aufgrund von Unbundling-Vorgaben entstanden ist, kommt es oft zu mangelnder Effizienz und es wird verhindert, dass Freiräume genutzt werden können. Ein Geschäftsprozessmanagement mit einem einheitlichen Verständnis der Prozesse, das „Gleiches gleich handhabt“, kann hier Abhilfe schaffen.

Parallele Veränderung bei Personal sowie Finanz- und Beteiligungsmanagement

Laut dem BDU-Thinktank müssen die kommunalen Energieversorger auch bei Personalführung und -beschaffung aktiv werden, um erfolgreich zu sein. Es ist wichtig, die benötigten Fähigkeiten der Mitarbeitenden zu ermitteln und sicherzustellen, dass sie verfügbar sind, und auch moderne Arbeitszeitmodelle und Personalführungskonzepte zu entwickeln. Darüber hinaus werden die aktuelle Entwicklung und die Zukunft der kommunalen Energieversorger Auswirkungen auf das kommunale Beteiligungs- und Finanzmanagement haben. Ein Rückgang der Versorgungsgewinne kann zu Problemen bei der Finanzierung führen, was wiederum erhöhte Anforderungen an das kommunale Finanzmanagement stellt.

Das BDU-Thinktank-Team warnt, dass es bei einer weiter verschlechternden Entwicklung in den kommunalen Energieversorgungsunternehmen möglich sein kann, dass das Thema Insolvenz nicht ausgeschlossen werden kann. Eine umfassende Restrukturierung kann in einigen Fällen erforderlich sein, aber auch als Chance betrachtet werden. Im Rahmen eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung kann ein neuer Start unter optimalen Bedingungen vorbereitet und umgesetzt werden. Dies kann in Fällen mit hohen Altverbindlichkeiten oder ungünstigen Verträgen von Vorteil sein.

Die Thinktank-Projekte im BDU:

In BDU-Thinktanks arbeiten Expertinnen und Experten aus Mitgliedsfirmen themen-, projekt- und zeitbezogen zusammen, um den Blick für Wirkungszusammenhänge und Lösungsvorschläge zu derzeitigen Herausforderungen für Unternehmen und Organisationen am Wirtschaftsstandort Deutschland zu schärfen. Die Ergebnisse sollen Diskussionen anregen und zielgerichtete Aktivitäten anstoßen. Alle Autoren des aktuellen Thinktank-Themendossiers verfügen über ein hohes Spezialwissen in den untersuchten Themenfeldern.