Digitalisierung, Quelle: pixabay.com

Die digitale Revolution breitet sich rasant aus und hat schon in den meisten Wirtschaftszweigen Einzug gehalten! Dies gilt auch für die Immobilienbranche, die den damit verbundenen Änderungen anfangs zögerlich gegenüberstand. Innovative Unternehmensleiter erkannten jedoch schnell die Potenziale, die mit der Digitalisierung und der Automatisierung vieler Prozesse verbunden sind.

Digitale Lösungen erleichtern sowohl die Kommunikation mit den Mietern als auch das Mängelmanagement und die Leerstandsplanung. Sie treiben die Administration und die Finanzplanung voran und automatisieren Tätigkeiten, die sich leicht standardisieren lassen. Der Datenfluss beschleunigt sich und Informationen stehen jederzeit transparent zur Verfügung.

Zudem begünstigt eine entsprechende Software den Einstieg in die Immobilienbranche. Innovative Tools erleichtern das Abrufen und Teilen von Informationen und gleichen mangelnde Erfahrung und fehlendes Know-how bis zu einem gewissen Grad aus. Großen Anteil an diesen Umwälzungen werden digitalen Lösungen aus der Finanztechnologie (FinTech) zugeschrieben.

Welches sind die größten Treiber der Digitalisierung in der Immobilienbranche?

In vielen Bereichen der Immobilienbranche befindet sich die Digitalisierung noch im Anfangsstadium. In anderen schreitet sie mit Siebenmeilenstiefeln voran. Täglich werden Start-ups als PropTechs gegründet und vor allem etablierte Immobilienunternehmen freunden sich Schritt für Schritt mit digitalen Lösungen an.

Eine Studie des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) ergab, dass durchschnittlich etwa 11 Prozent des Umsatzes in die Digitalisierung investiert wird. Drei Viertel der Unternehmen befinden sich in der Etablierungsphase, bei der ganzheitliche Lösungen im Vordergrund stehen. Als Gründe für das Umdenken werden die folgenden Punkte genannt:

  • Ganz allgemein lässt sich ein hoher Bedarf an Prozessverbesserungen und Kostenreduzierungen erkennen.
  • Die Corona-Pandemie hat schon bestehende Trends wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Remote-Working verstärkt. Covid-19 wird in der Immobilienbranche als Gamechanger angesehen, weil erstmals erkannt wurde, dass die Digitalisierung ein “Must Have” ist, um im zukünftigen Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren.
  • Eine zunehmende Vernetzung erlaubt die Auswertung großer Datenmengen (Big Data) in Echtzeit. Die damit verbundenen Ergebnisse erlauben es den Managern, schneller zielgerichtete Entscheidungen zum Wohle des eigenen Unternehmens zu treffen.
  • Sich immer schneller ändernde Kundenwünsche und Märkte bedürfen einer hohen Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Digitalisierte Lösungen sorgen für die beschleunigte Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen.
  • FinTech ist die Bezeichnung für eine Branche, die mit moderner Technologie versucht, die finanziellen Aktivitäten eines Unternehmens zu optimieren. Sie bietet Lösungen entlang der bereits existierenden Wertschöpfungsketten und tangiert dabei den Zahlungsverkehr, Investments, Finanzierungen, Services und Versicherungen. FinTech-Lösungen für die Immobilienbranche firmieren unter dem Oberbegriff PropTechs.
  • Die Bauwirtschaft ist weltweit für etwa 35 Prozent des Ausstoßes von Treibhausgasen verantwortlich. Smarte Technologien erlauben es, die Bausubstanz von Gebäuden nachhaltiger zu gestalten. Zudem tragen sie zur Optimierung von Verwaltungsprozessen bei.

Welche Technologien sind bei der Digitalisierung der Immobilienbranche von entscheidender Bedeutung?

Digitalisierte Lösungen sind aus der Immobilienbranche nicht mehr wegzudenken. Dabei ist zu beachten, dass sich die Zielgruppen in den letzten Jahren gewandelt haben. Bis vor Kurzem noch gehörte die Mehrheit der Kundschaft der kaufkräftigen Generation der Digital Immigrants an, einer Bevölkerungsgruppe, die sich durch analoge Verhaltensweisen auszeichnet.

Immer mehr treten nun Digital Natives als potenzielle Käufer in den Vordergrund, die nach 1980 geboren sind und von klein auf von der Digitalisierung geprägt wurden. Um diese adäquat anzusprechen, bedarf es moderner Technologien, wie sie im Folgenden beschrieben werden:

Virtuelle Ökosysteme und Plattformen

Digitale Ökosysteme umfassen alle technischen, betrieblichen und sozialen Netzwerke und sind die Grundlage beispielsweise von Crowd-Modellen und Living-Services. Diese dienen einerseits der Auslagerung von Dienstleistungen sowie der Rund-um-die-Uhr-Vernetzung von Mietern, untereinander und mit der Hausverwaltung. Die Kommunikationswege verkürzen sich und auf Beanstandungen kann schneller reagiert werden.

Data Analytics und Big Data

Mit der Auswertung großer Datenmengen lässt sich das Building Information Modeling (BIM) optimieren. Dabei handelt es sich um einen digitalisierten Prozess, der alle Arbeitsschritte von am Bau beteiligter Gewerke automatisiert und in einem 3-D-Modell transparent darstellt. Dadurch lassen sich potenzielle Fehler in der Planung frühzeitig erkennen, bevor sie auf der Baustelle sichtbar werden.

Dabei finden nicht nur geometrische Daten ihre Verwendung. BIM umfasst zudem alle Daten zu Materialien, Terminen und Kosten. Sollte sich beispielsweise ein Statiker während der Planungsphase für einen größeren Grundriss entscheiden, ändern sich alle anderen Parameter automatisch. Da die Daten in der Cloud gespeichert werden, haben alle Verantwortlichen, die eine Berechtigung besitzen, jederzeit und von jedem Ort aus Zugriff.

Nach Einschätzung vieler Marktexperten spielt Big Data eine zunehmende Rolle bei der Verwaltung von Kundendaten. Im Fokus stehen dabei energetische Verbrauchs- und Bedarfsdaten sowie Kontaktdaten. Digitalisierte Prozesse sorgen dafür, dass die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eingehalten werden, sodass weniger rechtliche Konflikte zu erwarten sind.

Künstliche Intelligenz (KI)

KI kann in der Immobilienwirtschaft eine ganze Reihe von Aufgaben übernehmen. Die Technologie lässt es zu, dass eine große Menge von Daten eigenständig eingelesen, geordnet und analysiert wird. Zudem ist die Technologie fähig, zu lernen und alle Prozesse automatisch zu optimieren. Da die subjektive Komponente fehlt, werden bessere Ergebnisse erzielt als bei analogen Lösungsansätzen. Investoren und Asset Managern stellt KI eine Entscheidungsgrundlage für die Auswahl von Immobilien bereit.

Zudem werden Kundenverträge besser verwaltet und ganze Anlagen können intelligent gesteuert werden. Arbeitsaufwendige Abläufe werden automatisiert und die Energieverwaltung, der Brandschutz und die Sicherheit regelmäßig analysiert. Die Fähigkeit, Dokumente zu analysieren und Rahmenbedingungen zu prüfen, senkt die Kosten für Immobilientransaktionen ebenso wie Übersetzungen in Echtzeit.

Internet of Things

Im Asset Management genauso wie im Facility Management profitiert die Immobilienbranche vom Internet of Things. Dabei sorgt smarte Haustechnik dafür, den Energieverbrauch zu reduzieren und Instandhaltungsmaßnahmen zu verbessern. Außerdem eignet sich die Technologie dazu, die Raumnutzung zu optimieren.

Augmented & Virtual Reality

Beide Technologien dienen der 3-dimensionalen Darstellung von Gebäuden. So können Investoren ein Objekt durchschreiten und besichtigen, ohne vor Ort sein zu müssen. Wohnungssuchende tippen auf dem Smartphone eine Straße an und erhalten alle Informationen über Wohnungen, die zur Vermietung oder zum Kauf anstehen.

Robotic Process Automatization (RPA) und Drohnen

Am stärksten genutzt wird in der Immobilienbranche bisher die RPA. Sie kommt vornehmlich im Backoffice und in der Buchhaltung zum Einsatz. Drohnen ermöglichen es, Aufnahmen von Gebäuden in schwer zugänglichen Bereichen zu produzieren.

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In welchen Bereichen der Immobilienbranche versteckt sich das größte Potenzial für FinTech-Lösungen?

Die Einsatzmöglichkeiten von digitalen Lösungen in der Immobilienbranche sind vielfältig. Das größte Potenzial wird in den folgenden Bereichen verortet:

  • Property Management (Immobilienverwaltung)
  • Asset Management (Vermögensverwaltung)
  • Facility Management (Hausverwaltung)
  • Energiedienstleistungen
  • Bauwesen
  • Portfoliomanagement

Fazit und Prognose

Noch hat die Immobilienbranche nicht alle Möglichkeiten, die mit der Digitalisierung verbunden sind, erkannt und umgesetzt. Die Einsatzbereiche sind vielfältig, die Ergebnisse lassen sich mit den Schlagworten Effizienz, Zeiteinsparung, Kosten- und Ressourcenschonung und gesteigerter Kundenzufriedenheit umschreiben.

Immobilienunternehmen, die den neuen Technologien offen gegenüberstehen, verschaffen sich entscheidende Wettbewerbsvorteile. Firmen, die an analogen Lösungen festhalten, werden dagegen sukzessive vom Markt verschwinden.