Die Dr. Schneider Unternehmensgruppe will sich mit Hilfe eines Insolvenzverfahrens sanieren. Dazu hat die Geschäftsführung des Automobilzulieferers für die deutschen Gesellschaften der Gruppe am Mittwoch (7. September 2022) einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Coburg eingereicht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das zuständige Amtsgericht Coburg Rechtsanwalt Joachim Exner von der Kanzlei Dr. Beck und Partner.
Rund 2.000 Angestellte sind dort beschäftigt
„Die Produktion geht in vollem Umfang weiter“, betonte Exner. „Sämtliche Verpflichtungen gegenüber den Kunden werden weiter in vollem Umfang erfüllt.“ Im Stammwerk Kronach-Neuses wurde die Belegschaft am Mittwochnachmittag von der Geschäftsführung, von den Gesellschafterinnen und vom Insolvenzverwalter über das am Vormittag eingeleitete Insolvenzverfahren informiert. Die Löhne und Gehälter der rund 2000 Beschäftigten sind für drei Monate nebst den tariflichen Zulagen über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit in vollem Umfang abgesichert. Derzeit kümmert sich Exner um die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes, damit das Geld pünktlich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeite ausgezahlt werden kann.
Exner hat seit seiner Bestellung am Nachmittag bereits direkten Kontakt mit den wichtigsten Kunden und Lieferanten des Unternehmens aufgenommen, die bereits ihre Unterstützung signalisiert haben. Auch mit der Arbeitnehmervertretung des Betriebsrates an den deutschen Standorten stehen die Geschäftsführung und der vorläufige Insolvenzverwalter in engem Kontakt. Zuletzt haben unter anderem auch das Schuhgeschäft Görtz sowie der Toilettenpapierhersteller Hakle Insolvenz angemeldet.
Insolvenz angemeldet haben jeweils nur die deutschen Gesellschaften der Gruppe
Die eigenständigen Gesellschaften in den USA, China, Spanien und Polen sind nicht von der Insolvenz betroffen. In den nächsten Tagen wird sich der vorläufige Insolvenzverwalter ein exaktes Bild von der wirtschaftlichen Lage machen und alle Sanierungsoptionen prüfen. Denkbar sind eine Investorenlösung oder auch ein Insolvenzplan, d.h. eine Art Vergleich mit den Gläubigern. Welcher Weg erfolgsversprechend ist, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen. „Dr. Schneider gehört zu den Marktführern für Produkte im Fahrzeuginnenraum und hat erstklassige Kundenbeziehungen mit nahezu allen führenden Automobilherstellern“, betonte der vorläufige Insolvenzverwalter. „Insofern sehe ich grundsätzlich gute Chancen für eine Sanierung“.
Exner ist Partner der Kanzlei Dr. Beck & Partner GbR, die zu den führenden deutschen InsolvenzverwaltungsKanzleien gehört. In den vergangenen Jahren hat die Kanzlei zahlreiche namhafte Unternehmensinsolvenzverfahren, darunter auch Konzerninsolvenzen mit internationalem Bezug, betreut. Joachim Exner verfügt über besondere Erfahrung insbesondere bei der Sanierung von mittelständischen Unternehmensgruppen, z.B. EISENMANN, Sonnplast, Scherer & Trier, Neumayer-Tekfor, Jakob Gruppe, Loewe und Metz. Exner ist Mitglied des Gravenbrucher Kreises, des Zusammenschlusses der führenden deutschen Sanierungsexperten und Insolvenzverwalter.