Der französische Reifenhersteller Michelin sorgt für Unruhe und Unsicherheit, nachdem die Ankündigung von Werkschließungen und dem Abbau von über 1500 Arbeitsplätzen die Runde machte. Die Gewerkschaft IG BCE ist entschlossen, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten und arbeitet an alternativen Konzepten für die betroffenen Standorte Karlsruhe, Trier und Homburg. Matthias Hille, Leiter des IG-BCE-Bezirks Mainz, äußerte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass sie Ideen zur Steigerung der Produktivität entwickeln und dem Konzern voraussichtlich Mitte oder Ende Januar präsentieren möchten. Parallel dazu stehen sie in Verhandlungen mit politischen Vertretern, um Lösungen zu erarbeiten.

Jedoch gestaltet sich die Rettung der Arbeitsplätze als äußerst anspruchsvoll, wie Hille betont. Zwar gibt es Hoffnung, einige Beschäftigte in Bad Kreuznach unterzubringen, aber in begrenztem Umfang aufgrund der schwankenden Auftragslage. Es existiert keine Klausel bei Michelin in Deutschland, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, was die Lage zusätzlich erschwert.

In den bevorstehenden Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern fordert Hille von Michelin, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Sollten keine alternativen Lösungen gefunden werden, müsse über einen Sozialplan gesprochen werden, betont er.

Die Reaktion des Konzerns fällt bisher vage aus. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte, dass betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen werden könnten. Maria Röttger, Präsidentin der Michelin-Region Nordeuropa, äußerte sich optimistisch und erwähnte die Prüfung interner Beschäftigungsmöglichkeiten sowie die Möglichkeit einer Transfergesellschaft. Sie betonte, dass Michelin jeden Mitarbeiter unterstützen werde und ist zuversichtlich, dass alle eine Perspektive haben werden.

Michelin beendet Lkw-Reifenproduktion in Deutschland

Die Entscheidung des französischen Reifenherstellers betrifft die Schließung der Werke in Karlsruhe und Trier bis Ende 2025. Zusätzlich plant Michelin, die Lkw-Neureifen- und Halbfabrikatfertigung in Homburg (Saarland) einzustellen. Insgesamt sind 1410 Beschäftigte in der Produktion von diesen Plänen betroffen. Diese Umstrukturierung bedeutet für Michelin den Rückzug aus der Herstellung von Lkw-Reifen in Deutschland. Des Weiteren soll ein Kundenkontaktzentrum von Karlsruhe nach Polen verlagert werden, was weitere 122 Mitarbeiter betrifft.

Als Hauptgründe nannte Michelin die Konkurrenz durch Lkw-Billigreifen aus Niedriglohnländern, Überkapazitäten und steigende Produktionskosten. Trotz dieser Maßnahmen bleiben die Runderneuerung von Lkw-Reifen in Homburg und das Pkw-Reifenwerk in Bad Kreuznach von der Umstrukturierung unberührt, für die der Konzern 425 Millionen Euro Kosten einplant.

Die Reifenindustrie in Deutschland steckt in einer Krise, die sich durch die jüngsten Ankündigungen von Goodyear und Michelin weiter verschärft

Goodyear hatte die Einstellung der Reifenproduktion in Fürstenwalde und die Schließung seines Werks in Fulda bekannt gegeben, was rund 1800 Arbeitsplätze betrifft. Schon 2020 kündigte Continental das Aus für ein Werk in Aachen an. Von den zwölf Reifenwerken in Deutschland könnten mit den aktuellen Plänen von Goodyear und Michelin etwa ein Drittel wegfallen, so die IG BCE.

Die Unsicherheit über die Zukunft der Arbeitsplätze in der deutschen Reifenindustrie bleibt bestehen, während Gewerkschaften und Mitarbeiter mit Hochdruck nach Lösungen suchen, um die drohenden Entlassungen abzuwenden und alternative Perspektiven für die Betroffenen zu schaffen.