Laermschutz 30er Zone
Laermschutz 30er Zone

Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat ein differenziertes Konzept „Tempo 30/40“ vorgelegt. Es entlastet die Bevölkerung und Besucher der Innenstadt vom Verkehrslärm. Abgerundet wird es durch eine Absenkung der Höchstgeschwindigkeit auf 40 beziehungsweise 30 Kilometer je Stunde im historischen Fünfeck und rund ums Kureck. Hierzu wird Paragraph 45, 1(a), der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) angewandt. Er räumt Wiesbaden als anerkanntem Kurort bestimmte Befugnisse zum Schutz seiner Gäste ein.

Das Konzept basiert auf dem Lärmaktionsplan der hessischen Landesregierung für Wiesbaden sowie auf detaillierten Lärmberechnungen des Umweltamtes

Die Lärmberechnungen wurden mit dem standardisierten ODEN-Verfahren für jedes einzelne Haus durchgeführt. Im Ergebnis wurde in allen untersuchten Innenstadt-Straßen eine Überschreitung der Immissionsgrenzwerte (16. BImSchV) festgestellt.

„Wir haben es jetzt schwarz auf weiß: Mehrere tausend Wiesbadenerinnen und Wiesbadener in der dichtbesiedelten Innenstadt sind von zu großem Straßenverkehrslärm belastet. Das kann zu Schlaflosigkeit, Dauerstress und schlimmstenfalls zu ernsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Um die Gesundheit dieser Wiesbadenerinnen und Wiesbadener zu schützen, müssen wir handeln“, erklärt Verkehrsdezernent Kowol. „Lange genug haben wir über Lärmschutz geredet. Jetzt bringen wir ihn auf die Straße.“

Allein als direkte Anwohnerinnen und Anwohner dieser Straßen profitieren über 17.000 Menschen von der prognostizierten Lärmminderung, hinzu kommen tausende weitere aus benachbarten Nebenstraßen.

Die Ergebnisse haben für Wiesbaden eine Belastung gezeigt, die rechtlich eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 auf allen untersuchten Hauptverkehrsstraßen begründen würde

Im Gegensatz zu anderen Städten verzichtet Wiesbaden jedoch darauf, da hiermit unerwünschte Ausweichverkehre in Nebenstraßen drohen würden. Auch für den Busverkehr sowie die Kapazität an den Kreuzungen hat Tempo 40 gegenüber Tempo 30 Vorteile. Daher ist ein differenziertes Konzept für das Gebiet innerhalb des 2. Rings vorgesehen. Der 2. Ring selbst sowie der Rest des Stadtgebietes sind nicht betroffen.

Auf den großen für den Autoverkehr bedeutenden Hauptachsen wird Tempo 40 gelten, also auf dem 1. Ring, der Rheinstraße, Schwalbacher Straße, der äußeren Schiersteiner Straße, äußeren Dotzheimer Straße, Taunusstraße, Wilhelmstraße und Sonnenberger Straße. Ebenfalls Tempo 40 ist vorgesehen für die Bahnhofstraße wegen ihrer herausragenden Funktion für den Busverkehr. Man baue dabei auf den positiven Erfahrungen aus Frankfurt auf, wo bereits seit 2021 auf allen Hauptverkehrsstraßen innerhalb des Anlagenrings Tempo 40 gilt.

Das Konzept der Landeshauptstadt Wiesbaden sieht vor, auf den übrigen, weniger bedeutenden Innenstadt-Straßen die Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Kilometer je Stunde abzusenken. „Wir haben heute Tempo 50 auf Straßen, auf denen kein vernünftiger Mensch 50 fahren würde. Denken Sie an die Neugasse, an die Röderstraße mit ihrer Steigung, an die enge Wörthstraße oder gar an den Kranzplatz. Eine Anpassung an die Realität ist hier überfällig. Gleiches gilt für die hochverdichteten Wohngebiete zum Beispiel an der Emser Straße, rund um die Ringkirche oder an der Moritzstraße. Auch hier ist 30 Kilometer je Stunde die angemessene, menschengerechte Höchstgeschwindigkeit, auch angesichts der vielen Familien mit Kindern in diesen Quartieren“, sagt Kowol.

Wirtschaftsverkehr als leistungsfähige Hauptzufahrt

Auf dem 2. Ring bleibt Tempo 50 durchgängig bestehen, das gleiche gilt für die Achse Mainzer-Straße-Friedrich-Ebert-Allee, die dem privaten Autoverkehr sowie dem Wirtschaftsverkehr als leistungsfähige Hauptzufahrt zur Innenstadt angeboten wird, weil hier keine bis wenig Wohnbevölkerung betroffen ist.

Der Magistrat hat am Dienstag der Bereitstellung der Finanzmittel für die nötigen rund 180 Schilder zugestimmt, die abschließende Beschlussfassung obliegt der Stadtverordnetenversammlung. Derzeit geplant ist, die Beschilderung Ende des 2. Quartals 2024 zu realisieren.

Weitere Lärmberechnungen werden demnächst für verschiedene Vororte durchgeführt. Auch hier gibt es zahlreiche Appelle aus den Ortsbeiräten und der Bevölkerung, mit dem Ziel, die Anwohnerinnen und Anwohner vielbefahrener Straßen zu entlasten.