Die Berufsfeuerwehr Wiesbaden hat eine eigene Rettungssanitäterschule gegründet. Dort werden ab Oktober 2023 Feuerwehrfrauen und -männer medizinisch ausgebildet, als Rettungssanitäterinnen beziehungsweise Rettungssanitäter. Die medizinische Grundausbildung ist fester Bestandteil des 18-monatigen Vorbereitungsdienstes und für Feuerwehrfrauen und -männer verbindlich. Um zur Laufbahnprüfung im mittleren, feuerwehrtechnischen Dienst zugelassen zu werden, benötigen sie die Ausbildung zum Rettungssanitäter.

Häufig werden Löschfahrzeuge als „First Responder“ eingesetzt, wenn bei lebensbedrohlichen Situationen Rettungswagen nicht schnell genug verfügbar sind

Auch eine qualifizierte Erste Hilfe nach Brandeinsätzen und technischer Hilfeleistung kann entscheidend für den weiteren Behandlungserfolg und die Genesung der Betroffenen sein. Rettungssanitäter assistieren im medizinischen Einsatz Notfallsanitätern und Notärzten. Sie werden auch ausgebildet, qualifizierte Krankentransporte eigenständig durchführen.

Nachdem die Rettungssanitäter-Ausbildung Pflichtbestandteil der Ausbildung wurde, schloss die Feuerwehr Wiesbaden in den 90er Jahren einen Kooperationsvertrag mit der Feuerwehr Frankfurt am Main. Diese verfügte bereits damals über eine eigene Rettungssanitäterschule. Als anerkannte Außenstelle wurden in Wiesbaden die Rettungssanitäter-Kurse mit eigenen Ausbildern durchgeführt. Die Verwaltung erfolgte über Frankfurt.

Im Jahr 2022 kam es zu einer Änderung der Ausbildung- und Prüfungsverordnung für Rettungssanitäter. Dies hatte zur Folge, dass die Branddirektion Frankfurt ihre Kooperationsverträge nicht weiter erfüllen konnten. Schnellstmöglich musste in Wiesbaden eine Lösung gefunden werden, da auch an anderen Schulen nicht ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung standen. Immerhin müssen jährlich 15 bis 20 Rettungssanitäter im Anschluss an die feuerwehrtechnische Grundausbildung ausgebildet werden. Man entschloss sich, eine eigene Rettungssanitäterschule zu gründen, in der auch Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren in Erster Hilfe qualifiziert werden können.

Nach der Genehmigung durch den Magistrat startete im Frühjahr 2022 die Vorbereitung des Genehmigungsverfahrens

Um die Vorgaben des Hessischen Landesamtes für Gesundheit & Pflege (HLfGP) für eine staatlich anerkannte Rettungssanitäterschule zu erfüllen, mussten unter anderem die Stellen Schulleitung, Medizin-Pädagoge und Sekretär besetzt werden. Die Ausbilder, die teilweise aus dem aktiven feuerwehrtechnischen Dienst gestellt werden, sind bereits ausreichend qualifiziert. Ein Curriculum mit den Ausbildungsinhalten musste erstellt, die Räumlichkeiten eingerichtet und das benötigte Equipment geplant und beschafft werden. Unter anderem wurde in diesem Zuge ein Ausbildungs-Rettungswagen angeschafft und mit Übungsmaterialien und medizinischem Gerät ausgestattet. Eine große Herausforderung stellte die Schließung von Kooperationsverträgen mit den Behandlungseinrichtungen wie Krankhäusern und Facharztpraxen sowie Lehrrettungswachen dar, da viele rechtliche Details abzuklären waren.

Ende Mai 2023 waren alle Voraussetzungen zur Gründung der Rettungssanitäterschule der Feuerwehr Wiesbaden erfüllt und der Antrag konnte beim HLfGP eingereicht werden. Anfang August erhielt die Feuerwehr den lang ersehnten Bescheid. Der für Ausbildung zuständige Abteilungsleiter der Feuerwehr Wiesbaden, Thorsten Haag, sagt: „Es freut mich sehr, dass unsere Bemühungen endlich zum Erfolg geführt haben. Wir haben hart dafür gearbeitet und sind sehr stolz darauf, dass die Feuerwehr Wiesbaden ab sofort eine eigene Rettungssanitäterschule hat. Ab Oktober 2023 können wir die ersten Rettungssanitäter-Kurse in Eigenregie durchführen.“

Die Wiesbadener Rettungssanitäterschule kann zwanzig Personen gleichzeitig ausbilden

Der theoretische Part dauert sechs Wochen und wird auf der Feuer- und Rettungswache 3 in Igstadt durchgeführt. In der dortigen „San-Arena“ wurde eine Übungswohnung (zwei Zimmer, Küche, Bad) errichtet und mit Kameratechnik zur Beobachtung des Vorgehens der Azubis ausgestattet. Ein PKW dient zur Simulation von Szenarien nach einem Verkehrsunfall. Zum Üben der Patientenübergabe in der Klinik soll ein sogenannter Schockraum einer Notaufnahme nachgebaut werden. Im Anschluss an den theoretischen Part mit schulischer Praxis folgt ein zweiwöchiges Praktikum in einer Behandlungseinrichtung. Dort sollen die Auszubildenden den Umgang mit Patienten und die medizinischen Grundtätigkeiten in Realität üben. Um zur einwöchigen staatlichen Prüfung zugelassen zu werden, wird außerdem ein vierwöchiges Lehrrettungswachen-Praktikum benötigt. Die angehenden Rettungssanitäter werden in dieser Zeit durch erfahrene Praxisanleiter auf dem Rettungswagen begleitet und praktisch geschult.

Ab Anfang Oktober werden die Teilnehmer des diesjährigen Grundausbildungslehrganges der Berufsfeuerwehr in Igstadt zu Rettungssanitätern ausgebildet. Auch die jährliche Fortbildung des gesamten Wiesbadener Rettungsfachpersonals soll zukünftig zentral durch die Rettungssanitäterschule durchgeführt werden. Der Start der Ausbildung und die Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse der Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren ist ab 2024 geplant.