Nachrichten Kostheim | Vor 50 Jahren kam es im Linde-Kältetechnikwerk in Kostheim zu einer verheerenden Brandkatastrophe. Drei Feuerwehrleute kamen während der Löscharbeiten ums Leben, als ein Gebäudeteil in sich zusammenstürzte. Mehrere Tage lang dauerten die Löscharbeiten, zu denen zahlreiche Feuerwehrkräfte aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet alarmiert wurden. „Diese Brandkatastrophe ist in ihrem Ausmaß und mit dem Tod von drei Feuerwehrleuten beispiellos in der Wiesbadener Geschichte. Wir können nur hoffen, dass sich so etwas nie wieder wiederholt“, so Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende.


Der Einsatz am 23. Januar 1971

Am Samstag, 23. Januar 1971, wurde um 22.10 Uhr die Feuerwehr Wiesbaden nach einer Meldung durch den Pförtner über Feuermelder zu einem Brand bei der Firma Linde Hausgeräte GmbH alarmiert. Die im ersten Abmarsch alarmierten Kräfte der Berufsfeuerwehr Wiesbaden und der Freiwilligen Feuerwehr Mainz-Kostheim stellten fest, dass der gesamte Komplex weitgehend verqualmt war. Aufgrund kaum vorhandener Sicht wurde zunächst der Brandherd gesucht. Nach etwa einer Stunde war klar, dass es sich um einen massiven Großbrand handelte. Es wurden alle 13 Freiwilligen Feuerwehren alarmiert, was damals noch vollständig manuell und über Sirene erfolgte.

Weitere Einsatzkräfte aus der Region wurden nachalarmiert. Neben der Feuerwehr aus Mainz wurden weitere Feuerwehren aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet hinzugezogen.

Die Löschmaßnahmen zeigten am frühen Morgen Wirkung. Einige auswärtige Feuerwehren wurden bereits aus dem Einsatz entlassen. Um weitere Gefahren aus dem Inneren des Gebäudes ausschließen zu können, gingen Einheiten der Feuerwehr in das Innere der Produktionshalle vor. Durch die Brandzehrung gab es unerkannte Schäden in der Festigkeit von tragenden Bauteilen der Produktionshalle. Am 24. Januar, gegen 5.55 Uhr, stürzte das Gebäudes ein.

Innerhalb des eingestürzten Bereiches waren zu diesem Zeitpunkt vier Feuerwehrmänner der Berufsfeuerwehr Wiesbaden und vier Feuerwehrmänner der Freiwilligen Feuerwehr Schierstein im Einsatz. An der Südseite des an der Halle befindlichen zweigeschossigen Gebäudes ereignete sich der Einsturz auf einer Länge von etwa 50 Meter und einer Breite von etwa 30 Meter bis auf die Grundmauern. Dabei begruben die Trümmer drei Beamte der Berufsfeuerwehr Wiesbaden und drei Freiwillige Feuerwehrmänner unter sich. Sechs weitere Feuerwehrleute wurden bei dem Einsturz verletzt und sofort ins Krankenhaus gebracht.



Für die drei georteten Männer wurden sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet

Zwei Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr Wiesbaden und ein Freiwilliger Feuerwehrmann wurden sofort geortet und gerettet. Ein weiterer Verschütteter konnte sich unmittelbar nach dem Einsturz selbst aus den Trümmern befreien. Für die drei georteten Männer wurden sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet und die Suche nach den zwei weiteren Vermissten aufgenommen. Beim Vordringen zu zwei der Verschütteten mussten von der Seite Höhlungen in den Trümmerberg geschaffen werden, ohne dass das Hangende durch standfesten Ausbau gehalten werden konnte, da weder Zeit noch entsprechendes Material für einen sicheren Ausbau vorhanden waren. Nach gefahrvollem Einsatz konnten zwei Mann lebend gerettet werden.

Für drei Männer kam jede Hilfe zu spät. Sie konnten teilweise erst nach tagelangen Bergungsarbeiten nur noch tot geborgen werden. Bei dem Brandunglück verloren folgende Angehörige der Feuerwehr Wiesbaden ihr Leben:

• Kurt Windrich, Technischer Amtmann, Berufsfeuerwehr Wiesbaden, 53 Jahre;
• Albert Scheurich, Oberfeuerwehrmann, Berufsfeuerwehr Wiesbaden, 27 Jahre;
• Karl-Heinz Bremser, Feuerwehrmann, Freiwillige Feuerwehr Schierstein, 16 Jahre.

Der im Innern des Lagerhauses weiterschwelende Brand konnte nur noch im Außenangriff bekämpft werden. Obwohl der Brand im Erdgeschoss des Lagergebäudes erloschen schien, gerieten am 26. Januar 1971 gegen 2 Uhr das erste Obergeschoss und in der Folge auch alle weiteren Geschosse in Brand. Daraufhin wurden umfassende Brandschutzmaßnahmen, die vor allem dem Schutz der Nachbarschaft dienten, erneut und verstärkt eingeleitet. Auch das Lagergebäude stürzte im Laufe des Einsatzes in sich zusammen.

Abschließend war der Brand am 7. Februar 1971 gelöscht. In einer großen Trauerfeier wurde am 1. Februar 1971 der drei Opfer des Unglückes gedacht. In der festlich geschmückten Fahrzeughalle der Feuerwache am Kurt-Schumacher-Ring wurden die Särge der Verstorbenen aufgebahrt und würdevoll Abschied genommen.