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Eine weitreichende Reform des deutschen Steuerrechts steht bevor, die die Besteuerung von verheirateten Paaren und eingetragenen Lebenspartnerschaften grundlegend verändern könnte. Die Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen plant die Abschaffung der bisherigen Steuerklassen 3 und 5, was für rund 14 Millionen Menschen eine Neuausrichtung ihrer Steuerlast zur Folge hätte.

Bislang konnten Ehe- und Lebenspartner durch die Wahl unterschiedlicher Steuerklassen ihre monatlichen Steuerabzüge optimieren

Dabei wählte in der Regel der höher verdienende Partner die Steuerklasse 3 und profitierte von einem niedrigeren Steuersatz, während der geringer verdienende Partner die Steuerklasse 5 mit einem höheren Steuersatz wählte. Diese Regelung ermöglichte es Paaren, ihre Nettoeinkommen zu maximieren, führte jedoch oft zu beträchtlichen Steuernachzahlungen im darauffolgenden Jahr.

Die geplante Reform sieht nun vor, dass alle Paare künftig nach der Steuerklasse 4 besteuert werden sollen. Dieses Modell basiert auf einem sogenannten Faktorverfahren, bei dem das Finanzamt die individuelle Einkommensverteilung der Partner berücksichtigt und entsprechende Freibeträge festlegt. Ziel der Reform ist es, die Steuervorteile für den höher verdienenden Partner abzuschaffen und stattdessen eine gerechtere Verteilung der Steuerlast zu erreichen.

Diese Neuregelung dürfte insbesondere für Geringverdiener spürbare Auswirkungen haben

Kritiker befürchten, dass vor allem kinderreiche Familien mit niedrigem oder mittlerem Einkommen von der Reform negativ betroffen sein könnten. Der Bund der Steuerzahler warnt, dass sich die unterjährige Steuerlast für einige Paare mehr als verdoppeln könnte, was insbesondere im ersten Jahr der Reform zu finanziellen Engpässen führen könnte.

Die Reform soll zudem bestehende Umgehungsmöglichkeiten abschaffen, die es Paaren erlaubten, durch geschickte Wahl der Steuerklassen staatliche Zahlungen wie das Elterngeld zu maximieren. Während die Union Rückwirkungen der Reform auf bestehende Ehen kritisch sieht, plädiert die SPD für eine Übergangsregelung, um die Umstellung abzumildern.

Ein weiterer Diskussionspunkt im Rahmen der Reform ist die Zukunft des Ehegattensplittings. Während die grüne Bundesfamilienministerin Lisa Paus die Reform als ersten Schritt zur Abschaffung des Ehegattensplittings betrachtet, betont das FDP-geführte Finanzministerium, dass dies nicht das Ziel der aktuellen Reform sei.