Saarbrücken. Mit der Reportage „Saarbrooklyn“ hat Spiegel TV Staub aufgewirbelt. Zum einen geht es um die Frage, wie sauber das Team gearbeitet hat. Zum anderen kommt es zu Aktionen und Aktionismus.

Gut 25 Minuten dauert „Saarbrooklyn“. Zu sehen sind unter anderem Bewohner der Folsterhöhe, einem Viertel mit einem hohen Anteil an Menschen, die von staatlichen Sozialgeldern abhängig sind. Der Beitrag gipfelt darin, wie ein Süchtiger vor laufender Kamera Drogen konsumiert.

Die Reportage löst Gegenreaktion aus. Saarbrücker, vor allem aus der Politik, sehen ihre Stadt falsch dargestellt, werfen den Filmemachern Manipulation vor. Der Chef des Drogenhilfezentrums Peter Becker hat gegenüber Medien eine Programmbeschwerde angekündigt, weil das Team einen Süchtigen dafür bezahlt habe, Drogen vor der Kamera zu nehmen

Spiegel TV wehrt sich: „Wir haben in der Vergangenheit immer wieder über Brennpunkte in verschiedenen Teilen Deutschlands berichtet. Damit machen wir uns nicht beliebt. Aber das ist auch nicht unser Anspruch“, schriebt das Team über seinen offiziell bestätigten Twitter-Kanal.

Erinnerungen an die „Tosa Klause“

Den Vorwurf, einem Drogenabhängigen sei Geld bezahlt worden, bestreitet Spiegel-TV-Produzentin Maria Gresz in einem Schreiben an die Saarbrücker Zeitung. Ein solches Vorgehen würde den Grundsätzen des Magazins widersprechen.

Auf Twitter verweist das Team auf die schlechten sozialen Kennziffern des Saarlandes und seiner Hauptstadt. Die Arbeit des Teams sei daher gesellschaftlich relevant und journalistisch notwendig.

Es stimmt, dass das Saarland in bundesweiten Ländervergleichen regelmäßig schlecht abschneidet, wenn es um Einkommen, Bedürftigkeit oder Perspektiven geht. Und es ist nicht das erste Mal, dass Saarbrücker Subkulturen für bundesweite Schlagzeilen sorgen.

So wurde vor zwölf Jahren mehrfach über die „Tosa Klause“ berichtet. Der fünf Jahre alte Pascal war und blieb verschwunden. Den Ermittlungen nach soll er in der Kneipe zuvor systematisch missbraucht worden sein. Der Prozess endete mit Freisprüchen. Was über das Umfeld der „Tosa Klause“ in Reportagen zu sehen war, wirkte indes verstörend.

Fragwürdige Zuspitzungen

Andererseits hat Spiegel TV mit seinen Zuspitzungen selbst dazu beigetragen, die eigene Seriosität und den journalistischen Auftraf in Zweifel zu ziehen. Warum Gresz in der Anmoderation darauf hinweist, dass hier ja die Heimat der „sauberen AKK“ zu sehen sei, bleibt ihr journalistisches Geheimnis. Die ehemalige Ministerpräsident Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) kommt aus Püttlingen.

Nun ist aber Besserung in Sicht: 23 Künstler haben sich, wie die Saarbrücker Zeitung berichtet, zusammengeschlossen um ein Musik-Video mit dem Titel „Saarbr66klyn“ zu drehen. Auf YouTube soll es zeigen, dass Saarbrücken ja auch andere Seiten vorzuweisen habe – aber es werde noch bis August dauern, bis es fertig ist.