Doppelte Streikankündigung führt zu Reisekomplikationen für viele in Deutschland! Die Gewerkschaften GDL und Verdi haben für Montag Streikmaßnahmen im Bahn- und Luftfahrtsektor angekündigt.

Die geplanten Streiks sollen nahezu gleichzeitig in dieser Woche durchgeführt werden: Ab Donnerstag um 2 Uhr morgens wird der Bahn-Personenverkehr beeinträchtigt, während der Betrieb der Lufthansa ab 4 Uhr morgens am selben Tag eingestellt wird.

GDL-Mitglieder bei der Deutschen Bahn streiken

Insgesamt vier Wochen wollten Deutsche Bahn und GDL hinter verschlossenen Türen verhandeln, um einen Abschluss in dieser Tarifrunde zu erzielen. Die Verhandlungen wurden vonseiten der DB allerdings zu keinem Zeitpunkt lösungsorientiert geführt. Die vermeintlich „enormen Zugeständnisse“ des Arbeitgebers sind wieder einmal mehr Schein als Sein und bedeuten bei näherer Betrachtung oftmals sogar eine Verschlechterung des Status quo. Da es der DB am Willen fehlte, die Verhandlungen mit guten Kompromissen zum Erfolg zu führen, hat die GDL die Verhandlungen vorzeitig beendet, das abermalige Scheitern erklärt und wird nun zu weiteren Streiks aufrufen.

Arbeitgeber treibt seine eigenen Beschäftigten auf die Straße

Der Druck der streikenden GDL-Mitglieder hat offensichtlich bisher nicht gereicht, um den Bahnvorstand zum Einlenken zu bewegen, sodass die Streiks nun ausgeweitet werden müssen. Die GDL weist ausdrücklich darauf hin, dass bei den nun folgenden Streikmaßnahmen voraussichtlich kein Notfallfahrplan gewährleistet werden kann und die Deutsche Bahn damit noch unpünktlicher wird, als sie ohne Streik schon ist. „Diese neue Eskalationsstufe hat der Bahnvorstand zu verantworten und nicht die GDL oder ihre Mitglieder,“ so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. „Der Bahnvorstand schert sich nicht um die berechtigten Interessen der Eisenbahner und hat damit selbst die Verhandlungen bestreikt, sodass auch keine Lösung zustande kommen konnte.“

35 – die Zahl, die die GDL dem Bahnvorstand beibringen will

Die Forderungen der GDL nach einer 35-Stunden-Woche hat der Bahnvorstand bis heute scheinbar nicht verstanden. Aus diesem Grund wird die GDL dem Management der DB diese Zahl ins Gedächtnis rufen – wenn es sein muss, immer und immer wieder. Daher wird der erste Streik nach dem erneuten Scheitern der Verhandlungen 35 Stunden dauern.

Die GDL ruft ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn von Donnerstag, 7. März 2024, 2:00 Uhr, bis Freitag, 8. März 2024, 13:00 Uhr, zu einem Streik auf. Der Streik im Güterverkehr wird bereits am Mittwoch, den 6. März 2024, um 18:00 Uhr beginnen und bereits am Freitag, den 8. März 2024, um 5:00 Uhr enden. Zu weiteren Streiks wird die GDL zunächst keine Informationen abgeben. Die GDL weist aber schon jetzt darauf hin, dass sie bei künftigen Streiks eine rechtzeitige Information der Reisenden nicht mehr gewährleisten kann.

Einigungsvorschlag mit 28 Unternehmen abgeschlossen

Bereits Ende Januar ist die GDL mit den an die Deutsche Bahn übersendeten Einigungsvorschlägen weit von ihren Forderungen abgerückt. „Es ist die GDL, die in dieser Tarifrunde bereits umfangreiche Zugeständnisse gemacht hat und es ist der Bahnvorstand, der sich keinen Millimeter bewegt und die GDL-Mitglieder in weitere Streiks treibt,“ so Weselsky, „Inzwischen haben wir mit 28 Eisenbahnunternehmen die Inhalte unserer Einigungsvorschläge abgeschlossen. Unsere Mitglieder bei der Deutschen Bahn fragen sich zu Recht: Warum geht es hier nicht, wenn es überall geht?.“

Die GDL hat mit den genannten 28 Eisenbahnunternehmen in fairen und schnellen Verhandlungen gute Kompromisse erzielen können – fast überall ohne Streiks. Die DB hingegen ist klar erkennbar auch weiterhin nicht daran interessiert, den Konflikt zu befrieden und im Sinne der GDL-Mitglieder und ihrer eigenen Beschäftigten einen Tarifvertrag abzuschließen. Für Weselsky steht fest: „Das Management der DB macht die Eisenbahnberufe mit ihrem Verhalten und ihren Angeboten nicht nur unattraktiver, sondern verwehrt den Eisenbahnern echte Belastungssenkung und einen nachhaltigen Inflationsausgleich.“

Zudem geht die GDL davon aus, dass die bereits terminierten Tarifverhandlungen mit weiteren Eisenbahnverkehrsunternehmen in den nächsten Wochen ebenfalls erfolgreich zu Abschlüssen auf dem derzeitigen Marktniveau führen werden. Der GDL Bundesvorsitzende abschließend: „Die ersten Kollegen im direkten Bereich bei der DB stimmen so oder so mit den Füßen ab und wechseln bereits jetzt den Arbeitgeber, um so die tarifvertraglichen Verbesserungen der GDL zu erhalten – ein Vorgang, der einen redlichen Arbeitgeber eigentlich nachdenklich stimmen müsste.“

Verdi-Streik im Luftfahrtsektor

Nachdem die Verhandlungsaufforderung an den Lufthansa Konzern auch nach den kürzlichen Streiktagen bei der Lufthansa Cargo und der Lufthansa Technik außerhalb des Passagierverkehrs unerfüllt blieb und das Unternehmen keinerlei Bereitschaft zeigt, ein wertigeres Angebot vorzulegen, ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) nun die Lufthansa Bodenbeschäftigten am Donnerstag und Freitag dieser Woche (7./8. März 2024) erneut zu einem Warnstreik auf.

Der Konzern hatte in den zweitägigen Verhandlungen (21. bis 22. Februar 2024) sein Angebot im Kern lediglich an zwei Stellen verbessert: Die auch im jetzigen Angebot noch vorhandenen Nullmonate wurden reduziert und die nachhaltige Gehaltserhöhung wurde um 0,5 Prozent verbessert. Gleichzeitig verlängerte die Lufthansa die Laufzeit ihres Angebotes nochmals um drei Monate auf insgesamt 28 Monate. Die von ver.di aufgestellte Kernforderung von 12,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr, wird auch in dem Angebot bei mehr als doppelt so langer Laufzeit im Vergleich zur Forderung von zwölf Monaten nicht erreicht.

Eine Einigung blieb vor dem Hintergrund dieses geringen Entgegenkommens somit auch in der vierten Verhandlungsrunde aus. Der bereits weit im Voraus vereinbarte fünfte Verhandlungstermin findet am 13. und 14. März statt.

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ver.di Verhandlungsführer Marvin Reschinsky zum Verhandlungsstand:

„Es ist niemanden vermittelbar, dass dieser Konzern diese Woche ein Rekordjahresergebnis verkünden wird, die Boni für Vorstände ordentlich anhebt und Beschäftigte am Boden mit Stundenlöhnen von teils 13 Euro nicht einmal mehr wissen, wie sie in den teuersten Städten Deutschlands über die Runden kommen sollen.“

Um zu einem zügigen Tarifabschluss zu gelangen, hatte die ver.di-Verhandlungsführung das Unternehmen in den vergangenen Tagen bereits mehrfach aufgefordert, noch vor dem 13. März zu weiteren Verhandlungen zusammenzukommen. Voraussetzung dafür war jedoch ein vorab übermitteltes wertigeres Angebot der Arbeitgeber. Auf diesen Vermittlungsversuch ist das Unternehmen bislang nicht eingegangen. Es ist aktuell nicht bereit, ein wertigeres Angebot anzubieten.

ver.di Verhandlungsführer Reschinsky bedauert die erneuten Auswirkungen auf Passagiere: „In den vergangenen Tagen haben wir bewusst den Passagierverkehr mit unseren Streiks ausgelassen. Lufthansa vermittelt uns mit dem Ignorieren unserer Verhandlungsaufforderung jedoch, dass sie sich erst bewegen wird, wenn der Druck weiter steigt. Es ist bedauerlich, dass sie dafür wieder einmal enttäuschte Passagiere in Kauf nimmt. Für die Passagiere braucht es dringend Lösungen und Zuverlässigkeit. Die Beschäftigten und wir sind bereit dies mit einem ernsthaften Angebot herzustellen.“

Der Warnstreik für die passagiernahen Bereiche beginnt am Donnerstag, dem 7. März 2024 ab 4.00 Uhr und endet am Samstag, dem 9. März 2024 um 7.10 Uhr. Für die nicht passagiernahen Bereiche, wie Fracht oder Technik, gelten abweichende Zeiten.

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