Das Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern hat seine Pläne für das größte Fossilprojekt Europas bekannt gegeben, das vor der Küste Rügen entstehen soll. Das neue LNG-Terminal (Liquefied Natural Gas – verflüssigtes Erdgas) wird eine Pipeline durch den Greifswalder Bodden und ein Offshore-Terminal für die Anlandung schwimmender Flüssigerdgas-Terminals beinhalten.
Herbst 2023 in Betrieb gehen
In der ersten Ausbaustufe soll das Terminal bereits im Herbst 2023 in Betrieb gehen und nach Abschluss der zweiten Ausbaustufe im Herbst 2024 eine Kapazität von bis zu 38 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich haben. Diese Menge entspricht rund 80 Millionen Tonnen CO2, wenn das Gas verbrannt wird, ohne Berücksichtigung der klimaschädlichen Methan-Emissionen aus der Vorkette. Es sei zu beachten, dass das Offshore-Terminal vor Rügen im LNG-Beschleunigungsgesetz nicht vorgesehen ist, teilt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit.
Was ist LNG?
LNG steht für „Liquefied Natural Gas“ oder „Flüssigerdgas“ auf Deutsch. Es handelt sich dabei um eine Form von Gas, das durch Kühlung auf extrem niedrige Temperaturen in einen flüssigen Zustand überführt wird, um es einfacher zu transportieren und zu lagern. Im Vergleich zu dem Gas, das in Rohrleitungen transportiert wird, nimmt es bei gleicher Menge einen viel geringeren Raum ein und kann daher auch über größere Entfernungen ohne signifikante Verluste transportiert werden. LNG wird wegen seiner Flexibilität und Transportfähigkeit oft als Energieträger eingesetzt, insbesondere in Regionen, die keine direkte Anbindung an Gasleitungen haben.
Die Pläne kommentiert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH
„Die Pläne für das neue Offshore-Terminal vor Rügen sind völlig überdimensioniert. Die geplanten Kapazitäten sind auch gemessen an den Projekten in Wilhelmshaven oder Brunsbüttel gigantisch. Dort haben die Terminalschiffe eine Kapazität von lediglich fünf bis 7,5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Noch dazu gibt es für das Projekt überhaupt keine Rechtsgrundlage. Im LNG-Beschleunigungsgesetz ist lediglich der Standort Lubmin genannt, von einer Ausweitung auf die Küste vor Rügen ist dort nicht die Rede.“
„Der Bau des Offshore-Terminals wäre eine beispiellose Industrialisierung der Ostsee. Und dies in einem sowohl naturschutzfachlich als auch touristisch besonders sensiblen Gebiet. Kaum vorstellbar, dass vor einer solchen Industrieanlage noch Tourismus möglich ist. Eine hohe Belastung für Vögel und den Naturraum ergibt sich nicht nur aus dem Betrieb des Terminals, sondern auch durch die notwendigen umfangreichen Bauarbeiten. Dies gilt insbesondere für den Bau einer Offshore-Pipeline durch den besonders sensiblen Greifswalder Bodden. Hier drohen immense Schäden an ökologisch einmaligen Lebensräumen. Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um diese gigantische Industrieanlage vor Rügen zu stoppen.“