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Der Ausbau des Breitband-Internets geht in Deutschland eher zögerlich voran. Studien zeigen, dass der Westen schnelleres Internet hat als der Osten und dass Großstädte besser versorgt sind als ländliche Gegenden. Erfahre hier mehr zum aktuellen Stand des Breitbandausbaus in Deutschland sowie über Pläne und Ziele der Bundesregierung für einen flächendeckenden Ausbau mit Gigabit-Netzen.

Breitband-Internet in Deutschland: längst nicht flächendeckend

Die Internetseite Speedcheck.org hat Datensätze aus Geschwindigkeitstests verglichen – das Ergebnis dieser Studie zeigt, wie es um den Breitbandausbau in Deutschland steht: Die alten Bundesländer im Westen haben deutlich schnelleres Internet als die neuen Bundesländer im Osten. Auch sind Großstädte und Stadtstaaten ländlicheren Gebieten in Deutschland in puncto Internetgeschwindigkeit überlegen. Dabei herrscht die Ungleichheit des Breitbandausbaus nicht nur in Privathaushalten vor. Auch deutsche Gewerbegebiete sind teilweise unterversorgt. Auch hier trifft es vor allem Gewerbegebiete in den neuen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, die keinen Anschluss an schnelles Internet haben.

Vergleicht man den Breitbandausbau Deutschland mit anderen OECD-Ländern, steht Deutschland auf den ersten Blick gut da: Das Statistische Bundesamt hält in seinem Jahrbuch 2018 fest, dass 87 Prozent der deutschen Haushalte einen Breitbandanschluss besitzen. Allerdings zählt das Statistische Bundesamt auch schnelles, mobiles Internet als Breitband – mobiles Netz ist aber für die meisten Haushalte und Firmen nicht der entscheidende Faktor.

Kupfer statt Glasfaser: Woran der Breitbandausbau in Deutschland hängt

Leistungsstarke Glasfaserkabel sind eine der Grundvoraussetzungen für schnelles Internet. Beim Ausbau mit Glasfaserkabeln steht die deutsche Internet-Infrastruktur im europäischen Vergleich schlecht da: Laut Statista-Studie laufen in Deutschland 7,11 Prozent der Breitbandanschlüsse über Glasfaser – Stand Dezember 2021. Im OECD-Durchschnitt sind es 34,88 Prozent. Die unterdurchschnittliche Glasfaser-Infrastruktur in Deutschland hängt vor allem damit zusammen, dass Anbieter nach wie vor auf Kupferkabel setzen, statt flächendeckend Glasfaser zu verlegen. Stattdessen werden die alten Kupferleitungen mit sogenannten Supervectoring maximal ausgelastet. Das Supervectoring ist eine Technik, bei der die bestehenden Kupferleitungen bis zum Hausanschluss weiterverwendet werden können, was die am Endanschluss verwendete Bandbreite erweitert. Die Verwendung und Auslastung von Kupferkabeln ist wenig nachhaltig und stößt schnell an ihre Grenzen, weshalb ein flächendeckender Breitbandausbau mit Glasfaserkabeln forciert werden sollte.

Schnelles Internet als Standortfaktor

Schnelles Internet gewinnt in der digitalen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung – nicht nur für Privathaushalte. Im Alltag vieler Unternehmen ist der Internetzugang essenziell. Viele Geschäftsmodelle basieren mittlerweile auf der Verfügbarkeit von schnellem Breitband-Internet: Es werden große Datenmengen über das Internet versendet, Cloud-Softwares betrieben, Videoübertragungen angeboten und vieles mehr. So wird die Verfügbarkeit von schnellem Internet immer mehr zum Standortvorteil für Unternehmen, was aber den flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland eher behindert: Wenn Unternehmen und Privathaushalte sich weiter in Ballungsräumen zusammenfinden, lohnt es sich für Anbieter, das Breitband-Internet hier auszubauen. Ländliche Gebiete dagegen werden dadurch in puncto schnelles Internet immer weniger berücksichtigt und so als Standorte immer unattraktiver.

Breitbandausbau: Ziele der Regierung

Da der flächendeckende Ausbau einer Breitband-Infrastruktur für Anbieter in ländlichen Gegenden nicht wirtschaftlich und grundsätzlich kostenintensiv ist, fehlt es am nötigen Anreiz. Die Bundesregierung hat es sich deshalb als Ziel gesetzt, Deutschland bis 2025 flächendeckend mit Breitband-Internet zu versorgen. Hierfür wurde das Förderprogramm „Breitband“ ins Leben gerufen, das den Breitbandausbau in sogenannten Fördergebieten unterstützen soll. Fördergebiete sind dabei Regionen, in denen der Ausbau einer Breitband-Infrastruktur für Anbieter nicht wirtschaftlich ist. Hier wird der Netz-Ausbau vom Bund mit Fördergeldern unterstützt. Zudem sollen bürokratische Hürden beim Netz-Ausbau verringert werden. Seit 2018 gibt es außerdem das Recht auf schnelles Internet für deutsche Bürger und Bürgerinnen. Wer in Regionen mit sehr langsamem Internet lebt, soll sich seitdem bei der Bundesnetzagentur beschweren können. Bei nicht verfügbarem schnellen Internet drohen dem Anbieter dann Geldstrafen, um den Glasfaser-Ausbau mit Druck voranzutreiben. Da „schnelles Internet“ allerdings von der Bundesregierung nicht genau definiert wird, ist es mitunter schwer, Ansprüche durchzusetzen.

Internetgeschwindigkeit in Ihrem Haushalt

Wie steht es um die Internetgeschwindigkeit bei dir zu Hause? Verfügst du bereits über einen leistungsstarken Glasfaseranschluss oder hast du das Gefühl, dass dein Internet viel zu langsam ist? Mit einem Speedcheck kannst du hier die Geschwindigkeit deines Internetanschlusses testen. Am besten führst du den Test mit verschiedenen Endgeräten durch, um ein valides Testergebnis zu erhalten. Beachte auch, dass nicht alle Endgeräte fähig sind, hohe Glasfaser-Bandbreiten zu übertragen. Zusätzlich kannst du mit einem Verfügbarkeitscheck prüfen, ob der Glasfaserausbau in deinem Ort beziehungsweise deiner Straße bereits erfolgt oder in Planung ist. Beachte, dass in jedem Fall die Zustimmung des Hauseigentümers notwendig ist, um einen Breitbandanschluss verlegen zu lassen.

Fazit: das Netz der Zukunft

Aktuell geht die digitale Schere in Deutschland noch weit auseinander: An lukrativen städtischen Standorten wird die Breitband-Infrastruktur immer weiter ausgebaut, während ländliche Gebiete wenig berücksichtigt werden, weil deren Versorgung für Anbieter nicht wirtschaftlich ist. Es bleibt zu hoffen, dass die Förderungspläne der Bundesregierung bestmöglich umgesetzt werden, um zur Sicherung des Technologiestandorts Deutschland beizutragen und sich langfristig auch im europäischen Durchschnitt besser darzustellen. Schließlich sind Unternehmen und auch Privathaushalte oft nicht nur arbeitsbedingt auf schnelles Internet angewiesen – auch im Freizeitsektor möchten viele Haushalte nicht zurückbleiben, nur weil sie an einem Standort mit schlechter Internet-Infrastruktur leben.