Saarbrücken. Die Zahl der Sozialwohnungen ist in Deutschland innerhalb des letzten Jahres um 3,5 Prozent zurückgegangen. Das hat die Antwort auf eine Anfrage der linken Bundestagsfraktion ergeben. Nirgendwo gibt es so wenige Sozialwohnungen wie im Saarland.

Am Jahresende gab es laut der Anfrage deutschlandweit 42 000 Sozialwohnungen weniger als ein Jahr davor. Demnach bleiben noch 1,2 Millionen Sozialwohnungen. In diesen gibt der Staat vor, wie hoch die Mieten sein dürfen – entsprechend niedrig bleiben sie. Die Grenzen für die Frage, wer das Recht auf eine solche Wohnung hat, sind in den Bundesländern unterschiedlich.

Nach einer gewissen Zeit – in der Regel 30 Jahre – fallen die Wohnungen aus der staatlichen Bindung heraus. Dann können sie auch an Normalverdiener vergeben werden. In den 80er Jahren wurde der Bau von Sozialwohnungen deutlich zurückgefahren. Das hing mit dem demografischen Faktor zusammen. Die Experten waren davon ausgegangen, dass aufgrund der niedrigen Geburtenrate die Bevölkerung und somit der Wohnungsbedarf zurückgeht.

Zum einen sind aber die Städte von der Wohnungsnot besonders betroffen. Denn es gibt eine Tendenz zur Landflucht, die größer ist, als es die Demographen vorhergesagt haben. Zum anderen hat die verstärkte Einwanderung der Jahre nach 2015 den Bevölkerungsrückgang gebremst und teilweise umgedreht.

„Landesregierung hat sozialen Wohnungsbau verschlafen“

Die saarländischen Linken mahnen nun mehr Tempo im sozialen Wohnungsbau an: „Die Zahl der bestehenden und von der Landesregierung jetzt neu prognostizierten Sozialwohnungen reicht vorn und hinten nicht aus“, sagt die sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag, Astrid Schramm.

Die Zahl der Sozialwohnungen sei im Saarland seit 2005 um fast 90 Prozent zurückgegangen – von 5000 auf 550. „Daran sieht man, wie angespannt der Wohnungsmarkt sich gerade auch für einkommensschwache Menschen, Alleinerziehende oder Rentner derzeit gestaltet“, sagt Schramm. Dazu komme, dass die Zahl der Menschen im Land, die von Armut bedroht sind, seit 2010 um rund 25 000 auf 171 000 angestiegen sei. Mehr als 3300 Menschen warteten bei den Wohnungsbaugesellschaften auf eine bezahlbare Wohnung.

Die Linken werden der großen Koalition im Land vor, dass diese sich nicht um den sozialen Wohnungsbau gekümmert habe. Millionen Euro an Fördergeldern aus Berlin seien sogar „zweckentfremdet“ worden. Nun sei es notwendig, so Schramm, „dass die Landesregierung auch den Landesentwicklungsplan Siedlung vorlegt“.

Bundesweit gibt es die meisten Sozialwohnungen pro Einwohner in Berlin und Hamburg, das Saarland gehört mit Sachsen und Sachsen-Anhalt zu den Schlusslichtern. In totalen Zahlen gibt es in keinem anderen Bundesland so wenige Sozialwohnungen wie im Saarland. Die meisten gibt es in Nordrhein-Westfalen.