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Deutschland

| 76 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hält Deutschland die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus weiterhin wach. Aufgrund der Corona-Pandemie wird der Holocaust-Gedenktag am morgigen Mittwoch (27. Januar 2021) vielerorts ausschließlich digital begangen.


#WeRemember – gegen Antisemitismus

Der Jüdische Weltkongress ruft weltweit dazu auf, sich an der Kampagne #WeRemember zu beteiligen, die sich gegen Antisemitismus und alle Formen von Völkermord, Hass und Fremdenfeindlichkeit richtet. Die Kampagne, die auch zur weiteren Aufklärung über den Holocaust beitragen will, wird bereits im fünften Jahr durchgeführt und steuert auf den Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar zu. Angesichts des Missbrauchs sozialer Medien zur Verbreitung von gefährlicher Falschinformationen, Verschwörungsmythen, Rassismus und Holocaustleugung ist die Kampagne aktueller denn je.

Unter dem Motto „Aus der Vergangenheit lernen, die Zukunft schützen“ ermutigt die Kampagne Teilnehmende aus der ganzen Welt, Fotos von auf den sozialen Medien zu veröffentlichen, auf denen ein Schild mit der Aufschrift „#WeRemember“ gezeigt wird.

Zahl der Augenzeugen schwindet weiter

Bei zahlreichen Menschen ist das Wissen um den Holocaust mittlerweile gering, so wissen beispielsweise 23% der deutschen Bevölkerung gar nicht, was der Holocaust war. 28% wollen „einen Schlussstrich unter die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus ziehen“, zugleich haben 35% der Deutschen die Sorge, dass sich der Holocaust wiederholen könnte. Aktuell werden in Deutschland rund 2.000 antisemitische Straftaten begangen.

„Während die Zahl der Augenzeugen weiter schwindet und die Welt mit der Covid-19-Pandemie konfrontiert ist, erleben wir eine Zunahme von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, rassistischer Ideologie und Holocaust-Leugnung“, erklärte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder. „Wir müssen die schrecklichen Lehren der Vergangenheit achten und die Erzählungen der Überlebenden weitertragen, um das Andenken der sechs Millionen Juden zu wahren, die von den Nazis umgebracht wurden, um zu verhindern, dass die heutige Eskalation der Gewalt nicht zu einer Wiederholung der Grausamkeiten führt“, so Lauder. „Nehmen sie an der #WeRemember-Kampagne teil und unterstreichen sie damit, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben und die jetzige und zukünftige Generation vor diesem Hass schützen.“

Auch im rheinhessischen Osthofen gab es von 1933 bis 1934 ein Konzentrationslager, in dem politische Gegner der NSDAP sowie Juden, Sinti, Separatisten und anderer „missliche“ Personen untergebracht wurden. | Foto: Thorsten Lüttringhaus

Auf der Internetseite weremember.wjc.org stellt der Jüdische Weltkongress weitere Informationen und Fakten zum Holocaust zur Verfügung. Gemeinsam mit der Kultur- und Bildungsorganisation UNESCO der Vereinten Nationen wurde zudem die Internetseite AboutHolocaust.org ins Leben gerufen, die einen umfassenden Überblick und auch Erfahrungsberichte von Holocaust-Überlebenden beinhaltet.

Online Gedenkveranstaltung

Am Mittwoch lädt der jüdische Weltkongress die Öffentlichkeit ein, um 16:00 Uhr Online an einer virtuellen Gedenkveranstaltung aus Auschwitz teilzunehmen. Die Veranstaltung wird vom staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau gemeinsam mit dem Jüdischen Weltkongress ausgerichtet. Sprechen werden die Auschwitz-Überlebende, der Direktor des staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, Dr. Piotr Cywinski sowie Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses.

Link zur Veranstaltung: Erinnerung 27. Januar

Die Kampagne #WeRemember wird am 27. Januar schließen mit einer symbolischen Videoprojektion aller Teilnehmenden-Bilder am Tor des ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz, die dem Überleben des Jüdischen Volkes angesichts aller Widrigkeiten gewidmet ist, und die ebenfalls als Live-Stream im Internet gezeigt wird.

Roman Herzog führte 1996 den Gedenktag ein

Zu den Unterstützern der #WeRemember-Kampagne in Deutschland zählen neben zahlreichen Politikerinnen und Politikern auch TV-Größen wie die Moderatorin Anne Will, der Rapper Moses Pelham, Schauspielerin Christine Sommer oder Fußballprofi Sebastian Rudy. Die Bundesliga-Mannschaften von Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach hatten bereits bei ihrem Samstagsspiel ein gemeinsames Gruppenfoto zur Kampagne beigesteuert. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hatte zahlreiche Europäische Ministerkolleginnen und -Kollegen ebenfalls zur Teilnahme motiviert.

1996 wurde der 27. Januar vom damaligen Bundespräsident Roman Herzog als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus eingeführt. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Dort waren etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet worden. Seit 1996 findet jährlich eine Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag statt.