Das Bundesland Berlin hatte für seine Polizei insgesamt 400.000 Mundschutzmasken in China bei dem US-Hersteller 3M bestellt. Eine Lieferung von 200.000 Masken kamen jedoch nicht an, sondern blieb in Bangkok hängen. Doch die bestellten Mundschutzmasken wurden nicht von den USA konfisziert. Das hatte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) der US-Regierung zunächst vorgeworfen. Die Meldung, dass die USA die Masken sichergestellt hätte, verbreitete sich schnell.

 


Die Masken wurden zu einem besseren Preis aufgekauft

An diesem Freitag hatte der SPD-Politiker noch erklärt, die Bestellung sei von den USA konfisziert worden. Zugleich warf Geisel den USA einen „Akt moderner Piraterie“ vor. Die Masken wurden aber lediglich zu einem besseren Preis aufgekauft. Das berichtete eine Sprecherin der Polizei an diesem Samstag auf Anfrage des Tagesspiegel. Von wem genau die Lieferung aufgekauft wurde, sei noch nicht klar. Somit korrigierte die Polizei die Aussagen von Andreas Geisel.

Von konfiszieren könne also keine Rede sein. Die verbindlich zugesagte Lieferung von 200.000 der insgesamt 400.000 FFP 2-Masken sei lediglich im letzten Moment an einen anderen Käufer umgeleitet worden. Zudem sagte die Sprecherin: „Unser Vertragspartner sorgt für Ersatz.“ Die Polizei versucht nun, den genauen Hergang zu ermitteln. Zur Zeit liegen nach Angaben der Polizei aber noch keine Informationen vor, was genau auf dem Flughafen in Bangkok passiert sei.

CDU vermutet Ablenkungsmanöver

Aus der Berliner CDU kommt Kritik an Geisels Aussagen. Man wirft dem Innensenator ein Ablenkungsmanöver vor. Burkard Dregger, der CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus sagte: „Wenn Herr Geisel von ‚Konfiskation‘ von Schutzmasken durch die USA spricht, dann ist das eine bewusste Irreführung der Berliner. Die USA haben keine Möglichkeiten, Schutzausstattung auf fremdem Territorium zu beschlagnahmen.“



3M und das Weiße Haus weisen Vorwürfe zurück

Die Vorwürfe des Innensenators wies das Weiße Haus zurück. Das Nachrichtenportal t-online.de hatte dort angefragt. In der Antwort hieß es, die USA hätten keine Masken, die in ein anderes Land geliefert werden sollten, beschlagnahmt oder an sich genommen. Ein hoher Regierungsbeamter sprach sogar von einer Verbreitung falscher Informationen. In den USA würden selbst große Mengen an medizinischem Material produziert werden.

Ähnlich äußerte sich der Hersteller 3M. Es gebe keine Beweise, die darauf hindeuteten, dass Atemschutzmasken beschlagnahmt worden seien, hieß es in einer Stellungnahme des US-Konzerns. Und damit nicht genug: „Wir wissen nichts von einer Bestellung der Berliner Polizei für 3M-Masken, die aus China kommen“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. „3M hat keine Unterlagen über eine Bestellung von Atemschutzmasken aus China für die Berliner Polizei.“

USA planen Empfehlung zum Tragen eines Mundschutzes

US-Präsident Donald Trump gestand jedoch in der Zwischenzeit, dass die Lagerbestände des Bundes an Schutzausrüstung für Ärzte und Pflegepersonal fast aufgebraucht sei. Zudem plant die Regierung scheinbar den Bürgern das Tragen eines Mundschutzes zu empfehlen. Das dürfte die Nachfrage erneut erheblich anheben. Gelten soll die Empfehlung zunächst für Menschen in besonders schwer vom Coronavirus betroffenen Teilen des Landes. Die Bürger sollen dazu aufgerufen werden in der Öffentlichkeit Mund und Nase zu bedecken. Mit Schals, Tüchern oder nicht medizinischen Masken. Die medizinischen Masken sollen weiterhin für Klinikpersonal reserviert bleiben.

An diesem Freitagabend kündigte Trump in Washington an, seine Regierung wolle den Export knapper medizinischer Schutzausrüstung verbieten. So solle beispielsweise der Export von Atemschutzmasken, von Operationshandschuhen und anderen Produkten untersagt werden. Zudem soll der Hersteller 3M Bestellungen der US-Behörden von in China produzierten Schutzmasken mit Priorität bearbeiten.

Frankreich und Kanada meldeten ähnliche Vorkommnisse

Erst kürzlich hatten französische Politiker den USA vorgeworfen eine Lieferung von Schutzmasken in China aufgekauft zu haben, die für Frankreich bestimmt waren. Die US-Regierung gab dazu aber bisher noch kein offizielles Statement ab. Lediglich ein anonymer Vertreter der Regierung sagte der französischen Nachrichtenagentur AFP, die Vorwürfe aus Frankreich seien völlig falsch. Die US-Regierung habe „keine einzige Maske gekauft, die von China an Frankreich geliefert werden sollte“. Auch Kanada prüft derzeit Berichte, wonach Bestellungen von 10.000 Schutzmasken von den USA in China gestoppt und nach Ohio umgeleitet wurden.